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Das Watkins-Märchen: Vom Aussortierten bei Weston-super-Mare zu Englands Helden

Flashscore/SID
Ollie Watkins war der Mann des Abends bei Englands Halbfinalsieg über die Niederlande.
Ollie Watkins war der Mann des Abends bei Englands Halbfinalsieg über die Niederlande.Profimedia
Irgendwann ging Ollie Watkins in die Knie. Englands unwahrscheinlicher Held wusste nicht mehr wohin mit all seinen Gefühlen, die Tränen schossen ihm in die Augen, er hielt sich die Hand vor das Gesicht. "Mir fehlen wirklich die Worte", sagte Watkins, der Matchwinner, der England nach 58 Jahren wieder von einem großen Titel träumen lässt: "Ich glaube, ich habe noch nie einen Ball so gut getroffen - und das in einem so besonderen Moment."

Nämlich in der letzten Minute des EM-Halbfinals gegen die Niederlande, 62.000 Fans im Dortmunder Stadion und Millionen vor dem TV schauten nur auf ihn, größer konnte die Bühne kaum sein. Und Watkins hämmerte den Ball ins lange Eck, 2:1, Finale gegen Spanien (Sonntag, 21.00 Uhr/ARD und MagentaTV). "Eines der wichtigsten Tore, das England je erzielt hat", schrieb die BBC. Dabei kickte der 28-Jährige vor ein paar Jahren noch in der sechsten englischen Liga.

Damals, ausgeliehen an den Provinz-Klub Weston-super-Mare, hatte Watkins nicht einmal davon "geträumt", so etwas wie am Mittwochabend jemals zu erleben. "Ich kann nicht lügen und sagen, ich hätte es getan. Für England ein Tor zu schießen, ist fantastisch, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich das in einem solchen Turnier schaffen würde", sagte der Ersatzmann von Superstar Harry Kane.

Watkins war kein Supertalent, er schaffte es nicht in eine Akademie der großen Klubs wie Manchester City, er musste sich alles hart erarbeiten. Vor neun Jahren wurde er dann vom Viertligisten Exeter City aussortiert, der Schritt zurück in die sechste Liga war aber heilsam. Bei Watkins ging "plötzlich der Motor an", wie sein ehemaliger Exeter-Coach Paul Tisdale sagte.

Watkins schaffte es zurück ins Team, der FC Brentford holte den hungrigen Angreifer dann in die zweite Liga, vor vier Jahren der Wechsel in die Premier League zu Aston Villa für über 30 Millionen Euro. Nun verzückte Watkins sogar König Charles III. mit seinem Treffer, Trainer Gareth Southgate hatte den Stürmer keine zehn Minuten zuvor für Kane auf den Platz geschickt. Und Watkins wusste, dass er zum Helden werden würde.

Watkins als Hellseher

"Ich schwöre auf alles, ich schwöre beim Leben meiner Kinder", sagte Watkins hinterher: "Ich habe vor der Einwechslung zu Cole Palmer gesagt: Wir kommen rein, du spielst mich an und ich mache das Tor." Und genau so lief es dann. Den Assist lieferte tatsächlich der ebenfalls eingewechselte Palmer. "Was er getan hat, war herausragend und er hat es verdient", sagte Kane.

Nach dem WM-Triumph von 1966 soll nun der zweite große Titel für England her. "Ich habe meine Chance genutzt, ein Tor geschossen und jetzt stehen wir im Finale", sagte Watkins: "Noch ein letztes Spiel."

Zum Match-Center: Niederlande vs. England