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Belastungsdebatte über aufgeblähten Fußball-Kalender: "Sie killen die Spieler"

Flashscore/SID
Die EM 2024 könnte für viele Spieler der Anfang von intensiven zwei Jahren werden.
Die EM 2024 könnte für viele Spieler der Anfang von intensiven zwei Jahren werden.AFP
Wer wissen will, wie Betroffene über den aufgeblähten Terminkalender im Profifußball denken, sollte Jürgen Klopp fragen. "Es gibt nur eine Richtung, wohin das führt, und das ist gegen die Wand", prophezeit der deutsche Startrainer. Doch die mahnenden Worte, die Chefkritiker Klopp regelmäßig an die Verbandschefs dieser Fußball-Welt richtet, fanden bislang kein Gehör. Im Gegenteil.

Vor dem EM-Auftakt attackierte daher auch Bondscoach Ronald Koeman die UEFA. "Es geht nicht immer um den Sport. Sie killen die Fußballspieler", sagte der Trainer der Niederlande der Sport Bild: "Statt die Belastungen für die Spieler zu reduzieren, wird es immer mehr." Für Koeman ist die ständig steigende Zahl der Spiele das größte Problem.

Mit der Europameisterschaft in Deutschland ist erst die Halbzeit einer beispiellosen Terminhatz erreicht. Manche Spieler befinden sich seit der letzten Sommerpause im Dauereinsatz, eine größere Pause steht für einige erst Mitte 2025 an. Bis dahin - vorausgesetzt die Finals der jeweiligen Wettbewerbe werden erreicht - beträgt der längste Zeitraum zwischen zwei Spielen nur 16 Tage.

Doch schon jetzt pfeifen viele Profis aus dem letzten Loch. So spulte Serbiens Kapitän Dusan Tadic mit 56 Pflichtspielen für seinen Klub Fenerbahce Istanbul sowie zehn Länderspielen das größte Programm aller EM-Teilnehmer ab. Verletzt war der 35-Jährige in diesem Zeitraum nie, nur zwei Spiele fehlten zur "perfekten" Saison.

In der deutschen Nationalmannschaft sind Ilkay Gündogan (insgesamt 61 Spiele), Kai Havertz (60) und Florian Wirtz (59) vor dem Heimturnier quasi im Dauereinsatz gewesen. Gerade Kapitän Gündogan waren die Strapazen in den letzten Testspielen anzusehen, doch der 33-Jährige beißt auf die Zähne. Manche können das nicht.

Verletztenliste ist bereits jetzt lang

Die Liste der verletzungsbedingten Absagen ist lang, die der angeschlagenen Spieler ebenso. Darunter finden sich auch Starspieler wie Robert Lewandowski. Der Pole wird mindestens das erste Gruppenspiel aufgrund eines Muskelfaserrisses verpassen, zugezogen im finalen Test.

Auskurieren können sich viele Spieler auch nach der Endrunde nicht. Schließlich folgt für einige das olympische Fußball-Turnier, danach eine weitere Saison mit dem Verein, die Champions League wird zur neuen Saison von 32 auf 36 Klubs aufgestockt. "Das ist das Problem", warnte Koeman, der als Ursache für den aufgeblähten Kalender die Gier nach immer mehr Geld bei Vereinen und Verbänden ausmacht.

Die neue Klub-WM, die ab Sommer 2025 alle vier Jahre mit 32 Mannschaften ausgetragen wird und den Abschluss der zwei Jahre langen Terminhatz darstellt, ist das beste Beispiel. Der aufgeblasene Wettbewerb rief nun die zur internationalen Gewerkschaft FIFPRO gehörenden Spielergewerkschaften aus Frankreich und England auf den Plan. Bei einem Handelsgericht in Brüssel leiteten sie rechtliche Schritte ein.

"Damit wird die Rechtmäßigkeit der Entscheidungen der FIFA angefochten, den internationalen Spielkalender einseitig festzulegen", hieß es vonseiten der FIFPRO. Gleichzeitig wurde der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg angerufen. Ausgang: offen.