Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Aus Trauer wird Trotz: In zwei Jahren werden wir Weltmeister!

SID
Aus Trauer wird Trotz: In zwei Jahren Weltmeister!
Aus Trauer wird Trotz: In zwei Jahren Weltmeister!Profimedia
Das Sommermärchen ist vorbei - und nun? Julian Nagelsmann nimmt den WM-Titel ins Visier - mit veränderter Mannschaft.

Als das Tränenmeer so langsam getrocknet und das emotionale Plädoyer des Bundestrainers für ein besseres Deutschland verklungen war, hätte Julian Nagelsmann am liebsten sofort gleich wieder angepackt. "Es ist das sehr Fiese am Nationaltrainer-Sein, dass man zwei Jahre Zeit hat, um wieder angreifen zu können", klagte der Autor des Sommermärchens 2.0. In dessen letztem Kapitel spielen andere um die silberne Trophäe, aber "der goldene Pokal ist auch ganz hübsch in der Sammlung", sagte Nagelsmann schmunzelnd, als er sich nach seiner Achterbahnfahrt der Gefühle zwischen Trauer, Stolz und Trotz wieder gefasst hatte.

Ziel: Titel in Nordamerika

Seine Kumpel-Fußballer haben die pink-lila Party-Nation wachgeküsst - 2026, versprach der Bundestrainer ihr, "wird" Deutschland Weltmeister. Dafür soll das Gros seiner verhinderten EURO-Helden in den USA, Mexiko und Kanada sorgen - mit einem Chef an der Spitze, der "sehr erfüllt von dem Job" ist. Und viel mehr als ein Fußball-Trainer, der "neue Lust auf die Mannschaft und bei der Mannschaft" geweckt hat, wie er zufrieden meinte.

Trotz allen Tatendrangs: Auch Nagelsmann wird "ein paar" Tage brauchen, um den Schock über das bittere Viertelfinal-Aus gegen den Topfavoriten Spanien (1:2 n.V.) und den Trennungsschmerz zu verdauen. Beim Servus erwischte ihn das dramatische Aus noch einmal mit voller Wucht. "Man merkt", sagte er bei seinem emotionalen Dank an die Fans mit brüchiger Stimme, "ich kämpfe mit den Tränen."

So erging es allen beim verfrühten Abschied aus dem Kumpel-Camp und vom großen Titeltraum. "Sehr viele Spieler haben geweint", berichtete Nagelsmann vom Auseinandergehen nach dem letzten gemeinsamen Frühstück in Herzogenaurach, "so tut es noch ein bisschen mehr weh." Der so redegewandte Bundestrainer stockte, atmete tief durch und wischte sich eine Träne aus dem linken Auge. 

Doch der Mann, der das Amt des Bundestrainers laut DFB-Präsident Bernd Neuendorf mit seiner "unglaublichen Energie ein Stück weit neu definiert" hat, fand schnell zurück in den Kampfmodus. Als der 36-Jährige die zerrissene Nation wortgewaltig aufforderte, sich seine verschworene Spieler-Gemeinschaft zum Vorbild in schweren Zeiten zu nehmen, sprach nicht mehr "Julsi", das Trainertalent. Sondern ein Staatsmann im Sport-Shirt. Gegen "Tristesse" und "Schwarzmalerei", für Integration und Nachbarschaftshilfe, ob beim Hochwasser oder der Gartenpflege.

Nagelsmann selbst will die Ärmel beim Neustart in der Nations League im September hochkrempeln. Mit einem trotz aller Abschiedsgerüchte um Assistent Sandro Wagner unveränderten Trainerteam, wie der DFB versicherte. Mit einer Mannschaft, deren "Festplatte" nach all den Turnier-Enttäuschungen "gereinigt" ist und deren Grundstock der Chef "unverändert lassen" möchte.

Müller wird Kroos wohl folgen

Toni Kroos macht freiwillig Platz. Nachdem Mikel Merino die Fußball-Nation wie einst der Italiener Fabio Grosso bei der WM 2006 aus allen Träumen gerissen hatte, warf er ein Kusshändchen ins Publikum, Nagelsmann flocht dem "Vorbild" ein letztes Mal verbale Lorbeerkränze. "Eins zu eins" zu ersetzen sei Kroos nicht, sagte er, Spieler wie Aleksandar Pavlovic, Angelo Stiller oder Pascal Groß hätten ein ähnliches Profil. 

Thomas Müller dürfte Kroos folgen. Ein Abschied aus der Nationalelf, meinte der Münchner vorbehaltlich eines Gesprächs mit Nagelsmann, sei wohl "die sinnvollere Variante". Manuel Neuer will sich mehr Zeit lassen. Mit Ilkay Gündogan, der das Quartier als Kapitän standesgemäß als Letzter verließ, rechnet Nagelsmann nach dem Abschiedsgruß "bis bald" weiterhin. 

"Wir werden den Rücken durchdrücken und wieder angreifen", versprach Bernd Neuendorf an seinem 63. Geburtstag. Der DFB-Präsident fühlte sich "beschenkt" von den Stars, die wie ihre Märchen-Ahnen vor 18 Jahren hoch geflogen und in der vermaledeiten 119. Minute brutalstmöglich abgestürzt waren. "Wir haben etwas ausgelöst, die Fans hinter uns gebracht, die Kopplung zur Nationalmannschaft wieder hergestellt, Identifikation gestiftet", schwärmte Neuendorf, "die Leute waren richtig in einem Rausch."

Das ging auch dem selbst ernannten "alten Hasen" Rudi Völler "unter die Haut". Und sei zugleich "Verpflichtung" für den Neustart, wie der Sportdirektor betonte. 2026, sagte Völler, "wollen wir ganz weit nach vorne kommen". Und dann "bis zum Ende dabei bleiben". Zusammen.