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Antoine Griezmann: Der "am meisten unterschätzte Spieler der Welt"

Julie Marchetti/Micha Pesseg
Antoine Griezmann bei einem Länderspiel der französischen Nationalmannschaft im November 2023.
Antoine Griezmann bei einem Länderspiel der französischen Nationalmannschaft im November 2023.AFP
Sieben Jahre lang hat Antoine Griezmann kein einziges Spiel der französischen Nationalmannschaft verpasst. Wegen einer Knöchelverletzung wird diese unfassbare Serie bald enden. Der 32-Jährige wird die beiden Länderspiele gegen Deutschland (Samstag, 21 Uhr/LIVE in der Flashscore Audioreportage) und gegen Chile verpassen. Eine schlechte Nachricht für Frankreich, denn bei der EM 2024 ist er als absoluter Schlüsselspieler eingeplant.

84 Länderspiele in Folge, 127 Einsätze insgesamt: Antoine Griezmann ist ein Fixpunkt in der französischen Nationalmannschaft und feierte zusammen mit "Les Bleus" zahlreiche Erfolge. Wie aussagekräftig sind also Frankreichs Testspiele, wenn sie ohne Griezmann stattfinden?

Eine Frage, die Nationaltrainer Didier Deschamps in den kommenden Tagen beantworten muss. In dessen Plänen spielt der Offensivallrounder von Atletico Madrid schon seit vielen Jahren eine zentrale Rolle. Es ist nahezu gleichgültig, ob er im Angriff oder im Mittelfeld aufgestellt wird, ob er als zweite Sturmspitze oder als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive agiert - Frankreich ohne Griezmann ist nicht Frankreich. 

Bei der EM 2016 erreichte man das Finale, mit sechs Turniertreffern erlebte Griezmann seine erste große Blütezeit im blauen Trikot. Als man zwei Jahre später die Weltmeisterschaft in Russland gewann, war er mit vier Turniertreffern der erfolgreichste französische Torjäger - zusammen mit Kylian Mbappe.

Doch Griezmann ist nicht nur als Torschütze unverzichtbar: Bei Atletico reifte zu einem Musterschüler von Trainer Diego Simeone heran. Dessen Defensivprinzipien hat der Routinier längst verinnerlicht. Außerdem ist er dazu in der Lage, das Spiel durch präzise, lange Pässe zu beschleunigen. Ein bis zwei Ballkontakte genügen ihm üblicherweise, um das Spielgerät in den gegnerischen Strafraum zu transportieren und seine Mitspieler gewinnbringend in Szene zu setzen. 

Ein Spieler ohne Schwächen

Allrounder wie Griezmann sind im modernen Profi-Fußball eine echte Rarität. Gerade in den französischen Akademien fokussiert man sich häufig darauf, Stärken zu fördern, anstatt Schwächen auszumerzen. Das Ergebnis: Zauberdribbler wie Ousmane Dembele oder Kraftpakete wie Aurelien Tchouameni

Der 32-jährige Griezmann tickt da etwas anders. Er hat nicht die eine, ganz besondere Eigenschaft, sondern beherrscht sämtliche Facetten des Spiels auf einem internationalen Top-Niveau. 

Vor allem bei der WM 2022 wurde ersichtlich, wie wichtig er für Frankreich sein kann. Deschamps fand eine neue Rolle für Griezmann. In einer 4-2-3-1 Formation wurde er als Zehner aufgestellt, jedoch mit vielen taktischen Freiheiten. In Eigeninitiative musste er entscheiden, ob er sich vermehrt an der Defensivarbeit beteiligt, ins Pressing geht oder durch Tiefenläufe Lücken in die gegnerische Abwehrreihe reißt. Und als Not am Mann war, wurde der ursprünglich als Flügelspieler ausgebildete Griezmann sogar auf der Doppelsechs eingesetzt.

Deschamps weiß, was er an "Grizi" hat. Seiner Meinung nach hätte er sich nach der WM 2018 sogar den Ballon d'Or verdient gehabt. Er glaubt, dass Griezmann "nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdienen würde." Vor dem Länderspiel gegen Deutschland (Samstag, 21 Uhr/LIVE in der Flashscore Audioreportage) zeigte er sich dementsprechend besorgt: "Antoine zu ersetzen wird sehr, sehr schwierig." Erst kürzlich nannte ihn der legendäre Stürmer Thierry Henry den "am meisten unterschätzen Spieler der Welt."