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Europa League-Vorschau: Leverkusen in Rom auf dem Weg zum ersten Titel seit 1993?

Anton Latuska
Jonathan Tah (ganz links) war als einer von zwei Leverkusenern bereits 2015 gegen die Roma mit von der Partie.
Jonathan Tah (ganz links) war als einer von zwei Leverkusenern bereits 2015 gegen die Roma mit von der Partie.Profimedia
Nach der Champions League ist vor der Europa League: Auch im zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb stehen die Halbfinals an und mit Bayer Leverkusen greift am Donnerstag der letzte deutsche Vertreter ein. Für die Mannschaft von Xabi Alonso geht es darum, auswärts bei der AS Rom eine gute Ausgangslage für das Rückspiel in der kommenden Woche zu erspielen. Das Duell von Alonso gegen seinen ehemaligen Lehrmeister Jose Mourinho ist auch ein Duell von Jung gegen Alt.

Fast 35 Jahre ist es her, dass Bayer Leverkusen die letzte und bisher einzige europäische Trophäe in den Himmel strecken konnte. Damals galten noch andere Fußballgesetze: Das Finale des UEFA-Pokals 1987/88 gegen Espanyol Barcelona wurde in Hin- und Rückspiel ausgetragen. Nachdem man das Hinspiel in der katalanischen Hauptstadt mit 0:3 verloren hatte, setzte kaum ein Anhänger noch einen Pfifferling auf die Werkself. Doch die kam zurück, gewann das Rückspiel am Rhein mit 3:0 und siegte letztlich dank Torwart-Held Rüdiger Vollborn im Elfmeterschießen.

Xabi Alonso gelang die Wende

Man könnte es als eine kleine Parallele betrachten, dass die Bayer-Elf auch in diesem Jahr eine ähnliche Wiederauferstehung erlebte. In der Hinrunde schien die Mannschaft psychologisch am Boden zu sein, kaum einer der vielen Qualitätsspieler im Team konnte seine Leistung abrufen. Nach dem Trainerwechsel vom glücklosen Gerardo Seoane zu Xabi Alonso schaffte es Bayer aber, die Stimmung zu drehen. Seit dem Amtsantritt des Spaniers blieb man zwischenzeitlich 13 Spiele ungeschlagen, dazu holten nur drei Bundesliga-Teams mehr Punkte als die Werkself.

Und dann gibt es da noch die Europa League: Nach dem Weiterkommen im Viertelfinale gegen Royale-Union Saint-Gilloise besteht für Bayer 04 die realistische Chance, dem legendären Team von 1988 zu folgen und den ersten Titel dieses Jahrtausends nach Leverkusen zu holen. Dafür muss im Halbfinale des europäischen Wettbewerbs am Donnerstagabend (ab 21 Uhr live bei RTL und in der Flashscore-Audioreportage) ein echter Brocken bespielt werden: Die AS Rom um Jose Mourinho.

Zum Match-Center: AS Rom vs. Bayer Leverkusen

Die spielen – spiegelverkehrt zu Bayer Leverkusen – nach zwei guten Saisondritteln nun darum, ihre Ligaziele nicht spät noch aus den Augen zu verlieren. Mit nun zwei Punkten aus den letzten vier Serie A-Spielen befindet sich das Team aus der italienischen Hauptstadt in einer Formkrise. Die Europa League könnte hier Abhilfe schaffen, denn dort holte man sich mit dem dramatischen Weiterkommen über Feyenoord Rotterdam im Viertelfinale wichtiges Selbstvertrauen.

Lorenzo Pellegrini (links, oben) feiert den Schlusspunkt zum 4:1 über Feyenoord.
Lorenzo Pellegrini (links, oben) feiert den Schlusspunkt zum 4:1 über Feyenoord.Profimedia

Rudi Völler ist "halber Römer"

Rudi Völler freut sich jedenfalls auf die Reise in die italienische Hauptstadt: "Meine Schwiegermutter ist Römerin. Sie wird mich in diesen Tagen wieder bekochen", sagte der langjährige Sportdirektor und Geschäftsführer von Bayer Leverkusen vor Hinspiel. Völler hatte von 1987 bis 1992 für die Roma gespielt und den Klub 2004 auch kurz trainiert. "Meine jetzige Frau ist Römerin. Drei meiner fünf Kinder sind in Rom geboren", so der 63-Jährige, der sich noch immer als "halben Römer" sieht: "Wenn ich nach der Ankunft in Rom in ein Taxi steige, kennen mich die meisten Taxifahrer noch. Das ist immer ein gutes Zeichen.

Bezogen auf das Spiel wird "Tante Käthe" natürlich dennoch Bayer die Daumen drücken: "Es tut mir leid, dass eine Mannschaft ausscheiden muss. Es wäre heuchlerisch, wenn ich sagen würde, dass ich die Roma anfeuern werde, denn bei Bayer war ich Spieler, Kapitän, Trainer, Geschäftsführer. Es ist klar, dass ich Leverkusen näher bin. Aber wenn die Roma gewinnt, werde ich im Finale für sie jubeln."

Direkter Vergleich ausgeglichen

Im direkten Duell gegen Leverkusen gibt es trotz des großen Namen der AS statistisch kaum einen Favoriten: Bisher traf man sich viermal im Europapokal, beide holten jeweils einen Sieg und teilten zweimal die Punkte. Den letzten Vergleich gewannen die Römer im November 2015 mit 3:2 gegen Bayer – die Namen der Torschützen Roms lesen sich wie ein Who-is-Who des europäischen Fußballs: Edin Dzeko, Miralem Pjanic und Mohamed Salah.

Italienische Teams sind schon seit langem dafür bekannt, viel Wert auf Spieler mit reifer Persönlichkeit zu legen. So kommt es, dass die durchschnittliche Elf der Giallorossi im bisherigen Wettbewerb mehr als vier Jahre älter war als die der Werkself. In einem Duell, in dem zwei qualitativ kaum von einander zu unterscheidende Mannschaften aufeinandertreffen, könnte der Faktor Erfahrung am Ende den Unterschied ausmachen.

So sieht es zumindest Juan, der als Innenverteidiger sowohl für Leverkusen als auch für die AS aufgelaufen ist. Er sieht die Italiener als Favoriten, da sie mehr "Top-Spieler wie Pellegrini und Dybala" haben. Für ihn spielt auch die einzigartige Atmosphäre im Stadio Olimpico eine Rolle. Dazu kommt der Faktor Mourinho: Der portugiesische Cheftrainer wurde in den vergangenen Tagen intensiv mit dem Job bei Paris Saint-Germain in Verbindung gebracht, Juan würde ihn aber gerne weiter in Italien sehen. "Er ist der richtige Mann für den Job bei der Roma. Es ist wichtig, dass er bleibt, denn die Roma braucht Kontinuität."

Team-News: Römer Defensivsorgen – Reicht Dybalas Kraft?

Die angesprochene Routine beginnt bei den Römern schon im Tor: Mit Rui Patricio hat man den Rekordspieler der Europa League zwischen den Stangen, der im laufenden Wettbewerb den bisherigen Rekordhalter und Ex-Leverkusener Alexander Dragovic abgelöst hatte. Davor sind die Italiener von Verletzungen geplagt: In der Abwehr fällt neben Rick Karsdorp und Diego Llorente nun auch noch Marash Kumbulla aus, der sich am Dienstag einer Operation am Kreuzband unterzogen hat.

Abwehrchef Chris Smalling hofft auf Genesung zum Leverkusen-Spiel.
Abwehrchef Chris Smalling hofft auf Genesung zum Leverkusen-Spiel.Profimedia

Die Tifosi hoffen stattdessen auf die Verfügbarkeit von Abwehrchef Chris Smalling, der angeschlagen in die Trainingswoche ging, aber vermutlich zum Spiel gegen Bayer fit werden wird. Vor ihm ist die Besetzung des zentralen Mittelfelds mit Bryan Cristante und Nemanja Matic so gut wie sicher, für Champions League-Sieger Georginio Wijnaldum bleibt zunächst nur die Bank.

In der Offensive kam Paulo Dybala am Wochenende beim 1:1 gegen die AC Monza von der Bank ins Spiel, nachdem er sich von einer Verletzung erholt hatte, die er sich in der Runde zuvor gegen Feyenoord zugezogen hatte. Ob er von Beginn an spielen kann, wird für Trainer Mourinho auch eine Frage der Risikoabwägung sein. Kapitän Lorenzo Pellegrini und Tammy Abraham komplettieren das Angriffs-Trio.

Deutlich entspannter ist die personelle Lage bei den Gästen. Die Leverkusener müssen verletzungsbedingt nur auf Ersatztorwart Andrey Lunev Stürmer Patrik Schick und Karim Bellarabi verzichten, der sich im Abschlusstraining am Donnerstag verletzte. Ansonsten steht Xabi Alonso der gesamte Kader zur Verfügung. In der Defensive wird er im Auswärtsspiel vermutlich auf eine stabile Fünferkette setzen, somit dürfte Mitchel Bakker erneut beginnen. 

Nach der Rückkehr von Exequiel Palacios ist das Mittelfeldzentrum um ihn und Robert Andrich gesetzt. Die einzige offene Personalie ist, ob der Tscheche Adam Hlozek oder der Franzose Amine Adli den Vorzug in der offensiven Dreierreihe bekommt. Hlozek würde ein bisschen mehr körperliche Kraft ins Spiel bringen, Adli könnte dagegen den robusten, aber zeitweise etwas steifen Innenverteidiger der Gastgeber im Eins-gegen-Eins mehr Probleme bereiten.

Wie auch immer Xabi Alonso sich entscheidet, wird er versuchen, seine eigenen Erfahrungen mit Jose Mourinho in die Waagschale zu legen: Zwischen 2010/11 und 2012/13 spielte Alonso drei Saisons lang unter dem portugiesischen Trainer bei Real Madrid. Ob er die richtigen Schlüsse zieht und am Ende der Schüler über den Meister triumphiert, wird sich ab Donnerstag zeigen.

So könnten sie spielen:

AS Rom (3-4-2-1): Rui Patricio - Ibanez, Smalling, Mancini - Spinazzola, Cristante, Matic, Zalewski - Pellegrini, Dybala - Abraham

Bayer Leverkusen (3-4-2-1): Hradecky - Hincapie, Tah, Tapsoba - Bakker, Andrich, Palacios, Frimpong - Adli, Diaby - Wirtz

Flashscore-Prognose: Rom ringt Leverkusen nieder

In einem engen Spielen schaffen es die Italiener, durch eine kompakte und defensive Ausrichtung Bayer seiner Stärken zu berauben. Die Flügelspieler um Bakker und Frimpong kommen nicht zur Geltung, Rom reicht ein Glanzpunkt von Paulo Dybala zum Sieg. Das Spiel endet 1:0 für die Gastgeber.