Europa League Halbfinale: Leverkusen unterliegt Mourinhos giftiger Roma mit 0:1
Nach der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln bot sich für Bayer Leverkusen im Halbfinale der Europa League die Möglichkeit wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren. Schließlich hatte die Werkself die vorangegangenen 14 Spiele allesamt nicht verloren und damit in der Bundesliga eine fulminante Aufholjagd gestartet.
Trainer Xabi Alonso nahm im Vergleich zur Niederlage im Rheinderby drei Änderungen in der Startelf vor. Im Sturm lief der Tscheche Hlozek statt Amine Adli auf, Koussounou ersetzte Bakker in der Defensive und Palacios bekam den Vorzug vor Nadiem Amiri.
Beim Gegner, der AS Rom, angeführt von Star-Trainer José Mourinho war ebenfalls das vergangene Spiel in einer Niederlage geendet. Gegen Inter Mailand verloren die Giallorossi mit 0:2 und sind nunmehr seit dem Viertelfinalrückspiel der Europa League vor drei Wochen (4:1 gegen Feyenoord Rotterdam) ohne Sieg. Im Kampf um Europa steht die Roma in der Serie A nur auf Platz 7. Bei fünf Zählern Rückstand auf die Champions League-Plätze könnte der Gewinn der Europa League die einzige Chance sein, sich noch für die Königsklasse zu qualifizieren.
Im Vergleich zur Inter-Niederlage wechselte Mourinho zwei Mal. Abraham startete im Sturmzentrum und Celik ersetzte Zalewski auf der rechten Defensivseite. Offensivkünstler Paulo Dybala, der zuletzt mit Knöchelproblemen ausgefallen war, aber dennoch in der Startelf erwartet wurde, nahm zunächst auf der Bank platz.
Andrich kann die Werkself nach 42 Sekunden nicht belohnen
Es ging furios los: Bayer startete im stimmungsvollen Olimpico offensiv und kamen nach noch nicht einmal einer Minute zur ersten Riesenchance. Hincapie setzte sich mit einem mutigen Dribbling über links durch und spielte den Ball flach in den Strafraum. Am zweiten Pfosten stand Andrich völlig blank, schaffte es aber nicht die Kugel aus 13 Metern an Patricio vorbeizubringen. Andrichs Flachschuss aufs linke untere Eck wurde vom Portugiesen ohne Probleme pariert.
Leverkusen blieb aber dran. Nach starkem Dribbling durchs Zentrum, vorbei an vier Römern, spielte Wirtz einen Doppelpass mit Hlozek und schob den Ball dann von der Sechzehnerlinie knapp links unten vorbei. Leverkusen hätte zu diesem Zeitpunkt, nach zwei Riesenchancen schon komfortabel führen können.
Im Anschluss arbeitete sich die Roma über Ballbesitz besser ins Spiel, kam aus dem Spiel heraus allerdings nicht zu entscheidenden Torabschlüssen. Nach 18 Minuten war Lukas Hradecky dann ein erstes Mal gefordert und zwar richtig. Nach einem Halbfeldfreistoß von Pellegrini platzierte Ibanez einen Kopfball aus sechs Metern gegen die Laufrichtung des Finnen Richtung linkes Toreck. Der Bayer-Kapitän tauchte aber stark ab und kratzte den Ball von der Linie.
Chancenfestival verwandelt sich in Kampfspiel
Danach ebbten die offensiven Aktionen ein wenig ab. Beide Teams kamen gegen gut organisierte Abwehrreihen nicht zu entscheidenden Abschlüssen. Intensiv blieb weiter die Zweikampfführung, beide Teams warfen auf dem Rasen alles rein. Vor allem die Giallorossi langten beherzt zu, allein neun Fouls beging die Mannschaft von Mourinho im ersten Durchgang. Leverkusen hatte zwar etwas mehr Ballbesitz, die Torschussstatistik war ausgeglichen.
Einen Wermutstropfen hatte Leverkusen zu verkraften: Koussounou verletzte sich bei einer Rettungsaktion im eigenen Strafraum am Oberschenkel und musste nach etwas mehr einer halben Stunde ausgewechselt werden. Für ihn kam Mitchell Bakker. Hincapie rückte zurück in die Dreierkette, Bakker kam anschließend über die linke Schienenposition. Mit 0:0 ging es nach intensiven 45 Minuten in die Pause.
Roma druckvoller, Leverkusen wackelt
Der zweite Durchgang startete eher verhalten, die Roma vergab eine aussichtsreiche Situation vor dem gegnerischen Sechzehner aufgrund von technischen Unzulänglichkeiten. Ein Torschuss sprang am Ende dabei nicht heraus (49.). Die Roma blieb am Drücker, Leverkusen hatte sichtlich Probleme, überhaupt am Ball zu bleiben.
Die Roma setzte sich zusehends in der gegnerischen Hälfte fest. Nach knapp einer Stunde brach der Römer Spielfluss durch ein Foul von Pellegrini an Diaby. Der Leverkusener hakelte gegen den Kapitän der Römer nach, was zunächst zu einer Rudelbildung mit drei gelben Karten und anschließend einer längeren Behandlungspause (Pellegrini) führte.
Leverkusen holte diese Pause aber wieder besser ins Spiel, die Werkself agierte nun wieder offensiver.
Hradecky unglücklich, Bove staubt ab
Dafür mussten sie dann bitter bezahlen. Nach einem langen Ball über das aufgerückte Leverkusener Mittelfeld kam Abraham im Strafraum mit dem Rücken zum Tor an die Kugel. Der schlaksige Stürmer schloss blitzschnell aus der Drehung ab, sein Abschluss geriet allerdings zu zentral. Hradecky klärte den Ball mit beiden Fäusten unglücklich ins Zentrum und Youngster Bove musste aus 10 Metern zentraler Position nur noch einschieben - es war die verdiente Führung für die Giallorossi und Hradecky hatte seine Anteile daran. Für Bove war es mit seinen jungen 20 Jahren das erste Europa League-Tor und was für ein wichtiges!
Die Roma erwies sich in der Folge als clever und spielte "dreckig". Die Spieler Mourinhos fielen sehr leicht und sorgten für längere Verletzungsunterbrechungen. In den Zweikämpfen blieben sie weiter giftig und kauften den Leverkusenern den Schneid ab. Hinzu kam, dass Schiedsrichter Michael Oliver auf die Spielchen der Roma hereinfiel und Zweikämpfe häufig falsch bewertete.
Belotti hätte bachlegen können, sein Abschluss aus spitzem Winkel stellte für Hradecky dann aber kein Problem dar (65.).
Alonso probierte es mit neuen Impulsen von der Bank, der Spanier brachte Azmoun und Adli für Hlozek und Diaby. Mourinho reagierte ebenfalls und brachte mit Dybala und Wijnaldum absolute Starpower.
Die Roma verwaltete die Führung souverän, Leverkusen fehlte der Punch und die Kreativität, um eine Lücke zu finden. Und so war es dann eher ein Zufallsprodukt, dass zur größten Leverkusener Chance führte. Bei einer Halbfeldflanke kam Patricio aus seinem Tor, steiß aber beim Versuch den Ball zu fangen mit Ibanez zusammen. Die Kugel fiel Frimpong vor die Füße, der den Ball gedankenschnell aufs Tor brachte. Cristante war jedoch zur Stelle und klärte mit der Brust auf der Linie (87.). Adlis Abschluss aus der Distanz rauschte deutlich am Tor der Roma vorbei (90+2.). Es war die letzte Offensivaktion Bayers.
Rom siegte am Ende in einem ausgeglichenen Spiel dank der starken Anfangsphase in Hälfte zwei. Die Römer agierten cleverer und verwalteten fortan die Führung, Frimpong verpasste kurz vor Schluss den Ausgleich.