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Wisla Krakau: Auf den Zusammenbruch folgt die KI-Revolution

Wisla Krakau steckt derzeit in der zweiten polnischen Liga fest, hat aber letztes Jahr den Pokal gewonnen.
Wisla Krakau steckt derzeit in der zweiten polnischen Liga fest, hat aber letztes Jahr den Pokal gewonnen.ČTK/imago sportfotodienst/IMAGO/Flashscore
Wisla Krakau ist einer der größten Traditionsvereine im polnischen Fußball. Als 13-facher Meister und fünffacher Pokalsieger nahm der Klub regelmäßig an europäischen Wettbewerben teil. Doch 2022 ist man aus der Ektstraklasa abgestiegen. Seitdem wird um die Rückkehr ins Oberhaus gekämpft - mit überaus modernen Mitteln.

Ein Verein wechselt den Besitzer

Fast zwanzig Jahre lang hat sich Wisla Krakau im Besitz des Unternehmers Boguslaw Cupial und seiner Firma Tele-Fonika befunden. Mit einem Vermögen von rund 573 Millionen US-Dollar ist Cupial einer der reichsten Menschen in Polen.

Unter seiner Führung wurde Krakau mehrfach polnischer Meister. Den erhofften Sprung in die UEFA Champions League schaffte der "Weiße Stern" aber nie. Das Fußball-Business ermüdete den Eigentümer zunehmend, weshalb er sich 2018 auf die Suche nach einem Nachfolger machte.

Gefunden wurde dieser schließlich in einem Verband von Unternehmern, welcher sich "Wisla Krakow Sports Association" nannte. Bald stellte sich heraus, dass die Gruppe aber nicht im Interesse des Vereins handelte, sondern zum Schaden des Unternehmens und seiner Gläubiger handelte. Die zuständige Staatsanwaltschaft bezifferte den dadurch entstandenen Schaden auf rund 1,75 Millionen Euro.

2020 wechselte Wisla Krakau erneut den Besitzer. Der IT-Unternehmer und KI-Spezialist Jaroslaw Krolewski übernahm die Geschicke beim 1906 gegründeten Traditionsverein, unterstützt wurde er unter anderem von Vereinslegende Jakub Blaszczykowski. Die Fans unterstützten den mittlerweile schwer verschuldeten Verein mit Spendenaktionen, sie verkauften T-Shirts und rührten fleißig die Werbetrommel.

Emotionale Konfrontation

Wenngleich Wisla finanziell mittlerweile auf (relativ) stabilem Boden steht, waren die sportlichen Erfolge größtenteils ausgeblieben. 2022 passierte das Unfassbare: der Abstieg aus der Ekstraklasa.

Obwohl viele Experten damit rechneten, dass der Klub rasch ins polnische Oberhaus zurückkehren würde - steckt er auch 2024/25 in der zweithöchsten Spielklasse fest. Der Unmut bei den Ultras ist gestiegen, doch Vereinseigentümer Krolewski lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

Er scheut auch nicht die Konfrontation mit dem eigenen Anhang. Nach einem schwachen Start in die neue Saison (nur sechs Punkte an den ersten sieben Spieltagen) stieg der 38-Jährige mit einem Megaphon ausgestattet auf die Haupttribüne. Obwohl er mit einem Pfeifkonzert empfangen wurde, bat er die organisierte Fanszene um mehr Geduld mit der Mannschaft.

Für echte Ruhe konnte Krolewski zwar nicht sorgen, doch zumindest verdiente er sich durch diese Aktion den Respekt vieler Anhänger. Bei einem emotionalen Verein wie Wisla kann das viel wert sein.

Tradition trifft auf Moderne

Die Geschichte von Wisla gleicht einer Achterbahnfahrt - heute mehr denn je. Im Mai feierte man als Zweitligist sensationell den Gewinn des polnischen Pokals. Folgerichtig durfte man an der Qualifikationsphase zur UEFA Europa League teilnehmen. Dort scheiterte man an Rapid Wien, durfte aber in weiterer Folge in die Conference League umsteigen.

Beinahe wäre der Sprung in die Ligaphase gelungen, doch gegen den belgischen Vertreter Cercle Brügge kassierte man vor eigenem Publikum eine heftige 1:6-Klatsche. Dass man das Hinspiel in 4:1 gewinnen konnte, zeugt von Charakter - wirklich besänftigt wurden die erhitzten Gemüter aber nicht.

Wisla feierte nur vier Siege in den letzten 20 Partien.
Wisla feierte nur vier Siege in den letzten 20 Partien.Flashscore

Wisla ist ein Verein der Gegensätze, Tradition trifft auf Moderne. Besitzer Jaroslaw Krolewski vertraut auf den technischen Fortschritt und versucht, sein Fachwissen in künstlicher Intelligenz auch in seinen Arbeitsalltag zu integrieren. 

Trainer Albert Rude wurde aus dem fernen Costa Rica nach Polen gelotst - weil es das firmeneigene KI-Tool so empfohlen hat. Und als Xavi Hernandez beim FC Barcelona seinen Rücktritt erklärt hatte, schlug Krolewski auf Twitter einen Nachfolger vor - seine Auswahl basierte auf einem rein mathematischen Modell, was auch den spanischen Medien nicht entgangen ist.