"Wie ein Märchen": Bayer feiert das Double – Alonso schwärmt von "Traumsaison"
Nach einem kurzen Stopp im Hotel betrat Robert Andrich um kurz vor halb zwei als erster den Saal, Jonas Hofmann brachte den Pott mit, Florian Wirtz und Co. trugen zum Teil "schnelle" und bunte Sonnenbrillen. Beim Feiern zeigte vor allem der Routinier, wo es lang geht. "Da bin ich Profi. Es wird eine lange Nacht, aber ich werde auch für morgen noch genug Energie und Akku haben", sagte Hradecky.
Am Sonntag geht die Party in Leverkusen nämlich in die nächste Runde: Nachdem die Mannschaft gegen 13.30 Uhr am Flughafen Köln/Bonn landet, fährt sie im Mannschaftsbus zum Schloss Morsbroich, um sich dort ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Von dort geht es dann in einem Autokorso und Cabrios zur BayArena, ein buntes Bühnenprogramm mit Acts wie Culcha Candela und der Hermes House Band sorgt dort bis zur Ankunft der Mannschaft am späten Nachmittag für Stimmung.
40.000 Fans im und weitaus mehr ums Stadion herum werden erwartet. "Das wird einzigartig, Bruder und Schwester nach Hause zu bringen", so Hradecky.
Alonso schwärmt von "Traumsaison"
Xabi Alonso freute sich zur Feier dieses besonderen Abends auf "deutsches Bier" - und lobte seine Double-Helden in den höchsten Tönen. "Es war eine Traumsaison. In 53 Spielen nur eine Niederlage, das ist unglaublich", sagte der Erfolgstrainer: "Wir müssen es genießen. Das Double ist total verdient, ich bin so dankbar für alles."
Granit Xhaka (16.) hatte für Leverkusen zum 1:0 getroffen - und verdiente sich ein Sonderlob: "Er hat meine Arbeit viel einfacher gemacht", sagte Alonso. Der Baske habe "eine starke Verbindung" zum Schweizer gehabt. "Er hat einen großen Anteil an diesem Erfolg, ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen."
Doch da Odilon Kossounou (44., Gelb-Rot) vom Platz flog, musste der deutsche Meister lange in Unterzahl spielen und zittern. "Wir haben große mannschaftliche Geschlossenheit gezeigt", sagte Alonso: "Das Wichtigste war der Glaube der Mannschaft. Sie waren bereit, mit zehn Spielern zu kämpfen."
In der Halbzeitpause habe er "nicht zu viel gesprochen" stattdessen die Führungsspieler Xhaka, Robert Andrich und Jonathan Tah zum Team sprechen lassen. "Ich habe diesen Moment genossen. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft."
Die Messlatte liegt nach der historischen Saison hoch, das weiß auch Alonso. Auseinandersetzen will er sich damit aber erst nach den Feierlichkeiten. "Nein, nein. Urlaub brauchen wir. Über nächste Saison denke ich nicht nach", sagte der 42-Jährige, bevor es in die rauschende Partynacht von Berlin ging. "Es war sehr intensiv. Jetzt feiern wir erstmal."
Funkel von Alonso begeistert
Auch Trainerikone Friedhelm Funkel ist von den Verdiensten seines Gegenüber hellauf begeistert. "Wie alt ist er jetzt? 42? Ich traue ihm sehr, sehr viele Titel zu. Was er aus Bayer Leverkusen gemacht hat, ungeschlagen durch die Bundesliga, das ist Wahnsinn", schwärmte der Coach von Zweitligist 1. FC Kaiserslautern nach der knappen 0:1-Niederlage im DFB-Pokalfinale.
Alonso, der als ehemaliger Weltklassespieler 18 Titel gesammelt hatte, werde in seiner Trainerkarriere aber wohl "nicht so lange trainieren" wie der 70-Jährige. "Dafür ist das zu stressig, weil er immmer in drei Wettbewerben trainieren wird", sagte Funkel mit einem Zwinkern. Sein 28 Jahre jüngerer Gegenüber habe "als Spieler von sehr guten Trainern gelernt" und das in den letzten fast zwei Jahren "sofort umgesetzt."
Deshalb werde der Baske auch in der nächsten Saison "um drei Titel mitspielen", prognostizierte Funkel. Ja, "auch in der Champions League!" Der Erfolgsdruck werde zwar nicht weniger, aber Bayer sei "eine gestandene Mannschaft. Viele andere müssen neu aufbauen - wie der FC Bayern - und die machen einfach weiter. Und dann werden die weiter gewinnen."
Zum Match-Center: 1. FC Kaiserslautern vs. Bayer Leverkusen
Feierlichkeiten nach Leverkusen-Rückkehr
Bei ihrer Rückkehr ins Rheinland mobilisierten die Double-Helden von Bayer Leverkusen ihre letzten Kräfte für einen langen Party-Sonntag. Jonathan Tah versteckte nach der Landung auf dem Flughafen Köln/Bonn seine müden Augen hinter einer Sonnenbrille. "Wir haben Schnick, Schnack, Schnuck gespielt, wer welchen Pokal nimmt. Wir wussten aber nicht, welche Trophäe der Verlierer nehmen soll, weil beide so geil sind", sagte Tah am Sky-Mikrofon lachend.
Den DFB-Pokal hatte Kapitän Lukas Hradecky aus dem Flieger getragen, die Meisterschale der deutsche Nationalspieler Tah. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) war auf dem Rollfeld der erste Gratulant.
"Ich weiß nicht, wo der Pokal geschlafen hat, aber er ist hier, das ist das Wichtigste", sagte Hradecky mit brüchiger Stimme. Zusammen mit Freunden, Familie und weit über 1000 (Ehren-) Gästen hatte das Team schon in Berlin wild gefeiert, auch Erfolgstrainer Xabi Alonso konnte all seinen aufgestauten Emotionen freien Lauf lassen. Endlich.
"Nach 53 Spielen nur eine Niederlage. Das ist unglaublich. Das war eine Traumsaison", schwärmte der Erfolgstrainer. Nach der ungeschlagenen Meisterschaft folgte in der Hauptstadt die Krönung im DFB-Pokal. Nach dem UEFA-Cup 1988 und Pokal 1992 holte Bayer in nur einer Saison so viele Titel wie zuvor in 120 Jahren Vereinsgeschichte.