DFB Pokal: Frankfurt steht im Halbfinale – Kolo Muani setzt Union früh Matt
Es hätte das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte von Union Berlin werden sollen. In der Liga befinden sich die Hauptstädter souverän auf dem dritten Platz. Man darf davon träumen, sich auf direktem Weg für die Champions League zu qualifizieren.
In der Bundesliga feierte Union zuletzt zwei Siege hintereinander, unter anderem gegen die Eintracht. Am 25. Spieltag empfing man die SGE im Stadion an der Alten Försterei, gewann 2:0. Die Reise an den Main trat die Mannschaft von Urs Fischer dementsprechend optimistisch an.
Bei den 2022 so erfolgsverwöhnten Hessen war in den vergangenen Wochen Krisenstimmung ausgebrochen. Oliver Glasner – so heißt es – befindet sich längst auf der Suche nach seiner nächsten Karrierestation. Der letzte Pflichtspielsieg gelang am 18. Februar im Heimspiel gegen Bremen (2:0).
Frankfurt liefert Qualitätsnachweis
Klar verteilte Favoritenrollen also. Oder doch nicht? Bei bester Stimmung im Frankfurter Stadtwald begann die SGE mit viel Elan. Das aus Randal Kolo Muani, Borré und Mario Götze bestehende Angriffstrio war von Minute eins an bemüht, für Unordnung in der für ihre Kompaktheit berüchtigten Union-Abwehr zu sorgen.
Die Eisernen wurden tiefer in die eigene Hälfte gedrückt, als es Trainer Fischer wohl lieb war. In der Anfangsphase fand die Heimelf viel eigenen Ballbesitz vor, in der ersten Hälfte waren es rund 66 Prozent. Anders als beim Ligaspiel vor zweieinhalb Wochen wussten die Adler damit auch umzugehen.
Makoto Hasebe fand pünktlich zum Pokalduell zu seiner Topform zurück. Mit einer intelligenten Spieleröffnung überraschte er Robin Knoche und Leite, die Kugel kam zu Mario Götze. Der Weltmeister von 2014 leitete elegant per Hacke auf Kolo Muani weiter. Der Franzose ließ Lennart Grill keine Chance (11.) – der 24-Jährige ersetzte erneut den verletzten Stammtorhüter Rönnow.
Nur zwei Minuten nach dem 1:0 machte Kolo Muani seinen Doppelpack perfekt. Götze schickte seinen Angreifer per Steilpass ins Laufduell mit Knoche. Grill war viel zu weit aus seinem Kasten geeilt. Frankfurts Sturmspitze nahm das Geschenk an und lupfte die Kirsche zielsicher ins Netz.
In der 20. Minute erzielte Rafael Borré das 3:0 – aber nur vermeintlich. Beim Zuspiel von Aurelio Buta befand sich der Kolumbianer knapp im Abseits. Der VAR korrigierte richtigerweise.
Die Eisernen ließen den Gastgebern viel Raum, agierten in den Zweikämpfen ungewohnt inkonsequent. In eigenem Ballbesitz agierte man hektisch, suchte die Tiefe, auch wenn dort Makoto Hasebe nur darauf wartete, seine Qualitäten als Abfangjäger unter Beweis zu stellen.
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Fischer reagiert – doch Union bleibt harmlos
In der 28. Minute setzte Borré den Ball aus kurzer Entfernung an die Latte. Urs Fischer musste in der Pause reagieren – und tat dies gleich dreifach. Sven Michel kam für Haberer in die Begegnung, Thorsby für Seguin und Jaeckel für Leite.
Erwähnter Michel sorgte sofort für viel Betrieb. Hochmotiviert nahm der 32-Jährige sämtliche Zweikämpfe an und probierte, nur drei Minuten nach dem Seitenwechsel, mit einem Fernschuss für Gefahr zu sorgen. Knapp zischte der Ball am Tor vorbei.
Ein Warnsignal, welches Frankfurt richtig interpretierte: Statt weiterhin Vollgasfußball zu praktizieren, begann man früh – etwa ab der 60. Minute – das Ergebnis klug zu verwalten. Die Defensivreihe um Hasebe und Evan N’Dicka präsentierte sich von ihrer souveränen Seite, wenngleich ihr zugutekam, dass die Gäste nur selten ein Zuspiel sauber verarbeiten konnten.
Union wurde nur noch in Ansätzen gefährlich. Sheraldo Becker versuchte sein Tempo auszuspielen, wechselte auf die linke Seite, um dort in Laufduelle mit dem im Vergleich zu N’Dicka langsameren Jakic zu gelangen. Becker rieb sich auf, sammelte viele leere Meter. Zum Erfolg führte das aber nicht.
Urs Fischer war allmählich der Frust über die schwache Leistung von Union anzumerken. Juranovic fand einen Freistoß aus guter Position vor, setzte die Murmel aber neben das Tor (78.) – kurz darauf gab es Elfmeteralarm im Frankfurter Strafraum.
Frankfurt spielte einen Konter gut zu Ende, Kolo Muani fand viel Raum vor, galoppierte Richtung Grill. Der Kapitän der Gäste, Christopher Trimmel, griff mit einer riskanten Grätsche ein. Der Österreicher erwischte den Ball, wie die TV-Bilder beweisen, aber auch eindeutig den gegnerischen Stürmer. Dankert wollte den Strafstoß nicht geben und auch der VAR sah sich nicht zum Eingreifen gezwungen.
Spannend wurde es trotzdem nicht mehr. Der für Becker eingewechselte Jamie Leweling vergab aus kurzer Distanz, zwang Kevin Trapp erstmals zum Eingreifen. Frankfurt kann weiterhin vom großen Wurf träumen.
Eintracht visiert Finale an
Der zweifache Vorlagengeber Mario Götze zeigte sich für die nächsten Aufgaben motiviert: "Jetzt wollen wir den Schwung mitnehmen für die nächsten Wochen. Wir wollen ins Finale kommen. Wir wissen, dass es schwer ist, aber machbar."
Sein Coach Oliver Glasner ergänzte: "Wir haben eine grandiose erste Halbzeit gespielt. In der zweiten Hälfte haben wir dann das Ergebnis zu sehr verwaltet. (...) Die Jungs haben heute eine tolle Visitenkarte abgegeben. Wir werden in Leverkusen wieder auf Sieg spielen. Wir wollen in beiden Wettbewerben, in denen wir noch sind, das beste rausholen."
Naturgemäß zeigte sich Union-Kapitän Trimmel hingegen geknickt. Man sei kaum in die Zweikämpfe gekommen. Wie schon beim letztlich siegreichen 3:0 gegen den VfB Stuttgart habe man die Anfangsphase verschlafen: "Wir sind froh gewesen, dass wir da nur 0:2 in Rückstand lagen."