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Kolumbien huldigt seinem Fußballgenie: Die Auferstehung von James Rodriguez

James Rodriguez ist der Schlüsselspieler Kolumbiens bei der Copa America.
James Rodriguez ist der Schlüsselspieler Kolumbiens bei der Copa America.AFP
Die Copa America hat ihre Finalteilnehmer. Neben der erwartungsgemäßen Qualifikation von Argentinien ist Kolumbien die positive Überraschung des Turniers und kann mit 28 ungeschlagenen Spielen in Folge mit breiter Brust ins Endspiel gehen. Maßgeblich dafür verantwortlich ist einer, den die meisten Fußballfans wohl schon fast vergessen hatten.

Die meisten Karrieren auf Top-Niveau verlaufen nahezu linear und Akteure spielen sich über Jahre in Verein und Nationalmannschaft in die Köpfe und Herzen der Fans. Ein Beispiel: Ex-Nationalspieler Mats Hummels arbeitete sich im Verein in die Weltklasse und konnte diese dann sowohl in München, in Dortmund als auch in der Nationalmannschaft über Jahre hinweg unter Beweis stellen. Nun, im gehobenen Fußballeralter, neigt sich die Profilaufbahn dem Ende entgegen und Hummels sucht zum Abschluss eine neue Herausforderung.

Dann es gibt Fußballer, die scheinen für die große Bühne geboren zu sein. Alle zwei Jahre erscheinen sie wie von Geisterhand auf der kontinentalen oder globalen Bühne und rufen ihre Top-Leistung ab. Aber bitte ehrlich sein: Wer weiß schon ohne die Hilfe des Internets, wie Xherdan Shaqiris letzte Saisons im Verein so gelaufen sind oder wo die mexikanische Torhüter-Krake Guillermo Ochoa überhaupt ihr Geld verdient?

Und dann gibt es die ganz besonderen Lebensläufe, die unkonstant durch Höhen und Tiefen gehen und Fans und Experten oft ratlos zurücklassen. So auch James Rodriguez, der wohl derzeit beste Spieler der laufenden Copa America. Es ist vermutlich der Satz des Turniers, den Kolumbiens Trainer Nestor Lorenzo vor dem entscheidenden Gruppenspiel gegen Brasilien über seinen Starspieler gesagt hat: "Jetzt rennt er etwas weniger, aber er denkt mehr. Das ist gut für ihn."

In der Tat, in fünf Spielen bei der bisherigen Copa hat James sechs Tore vorbereitet und eines selbst erzielt. Längst sollen wieder europäische Spitzenteams an dem mittlerweile 32-Jährigen interessiert sein, zuletzt berichtete ein spanisches Transferportal über das Werben des deutschen Meisters Bayer Leverkusen. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer unvorhersagbaren Wiederauferstehung des ehemaligen Superstars.

Unglückliches Ende der Bayern-Zeit

Seine letzte konstant gute Phase hatte der im Nordosten Kolumbiens geborene Kreativkopf ausgerechnet in Deutschland: Unter Carlo Ancelotti und später Jupp Heynckes überzeugte James mit starken Zahlen (35 Torbeteiligungen in 67 Spielen), auch wenn er häufig nur von der Bank kam. Doch ab dem Beginn der Saison 2018/19 änderte sich bei ihm alles: Zunächst bremsten ihn Verletzungen aus, dann galt auch sein Verhältnis zum neuen Bayern-Trainer Niko Kovac als schwierig.

Letztlich entschieden sich die Münchner auch wegen James Fremdeln mit der Kälte im Land, die Kaufoption nicht zu ziehen, obwohl er sportlich überzeugt hatte. Für James schien es der Anfang vom Ende zu sein, konnte er sein Können bei den folgenden Stationen Real Madrid und Everton nie wirklich zeigen. Spätestens mit dem Wechsel nach Katar im Jahr 2021 schrieben ihn dann wohl die meisten Experten auf höchstem Niveau ab, daran änderte auch ein kurzes Intermezzo bei Olympiakos Piräus nichts.

Als der zu diesem Zeitpunkt seit dreieinhalb Monaten vereinslose Profi im Juli vergangenen Jahres zum FC Sao Paulo kam, waren die Vorschusslorbeeren längst verblüht. In zwölf Monaten absolvierte er nur knapp 700 Minuten in der Liga. Fitness, Form und Einstellung waren immer wieder das Problem. Doch ein starkes Frühjahr in der brasilianischen Serie A ließ die Lebensgeister im Fußball-Genie wieder erwachen, zudem spürt James das volle Vertrauen von Nationaltrainer Lorenzo.

Als klassischer Zehner mit zwei Bodyguards hinter und einem Stoßstürmer vor ihm kann der unberechenbare James seine Stärken voll ausspielen. Nach dem knapp gewonnenen Halbfinale gegen Uruguay, in dem eine Ecke des Mittelfeldspielers zum einzigen Treffer des Abends von Jefferson Lerma führte, kann der Torschützenkönig der WM 2014 auf einen weiteren großen Titel hoffen.

James, der seit Jahren international abgetaucht war und fast zeitgleich mit seinem 33. Geburtstag am Freitag einen der größten Erfolge seiner Karriere feiern könnte. Das ist eine Geschichte, die den Shaqiris und Ochoas dieser Welt gefällt.

Zum Match-Center: Argentinien vs. Kolumbien