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Schlotterbeck weiß es schon: Schiri-Diskussionen bei der EM werden "unfassbar teuer"

Nico Schlotterbeck hatte sich im Champions League-Finale eine gelbe Karte wegen Meckerns abgeholt.
Nico Schlotterbeck hatte sich im Champions League-Finale eine gelbe Karte wegen Meckerns abgeholt.AFP
Nico Schlotterbeck starrte nach seiner harmlosen Meckerei völlig entgeistert auf den gelben Karton. Doch immerhin weiß der Nationalspieler von Borussia Dortmund seit dem Finale der Champions League, was Motzköpfen bei der Fußball-EM droht. Durch den rigoros geführten Kampf gegen Rudelbildungen könnte es zumindest zu EURO-Beginn Verwarnungen hageln - dennoch begrüßt Julian Nagelsmann die neue harte Linie der Schiedsrichter.

"Generell finde ich die Regel gut, es wird einfach zu viel gelabert im Fußball, auch von mir, nicht nur von den Spielern", sagte der Bundestrainer mit Blick auf die Neuerung der Europäischen Fußball-Union (UEFA): "Wenn dadurch die Nettospielzeit von 53 auf 70 Minuten hoch geht, wäre es schön."

Eine gesteigerte Nettospielzeit ist allerdings nicht das Hauptanliegen der UEFA. In Anlehnung an andere Sportarten wie dem Rugby wird bei der Endrunde nach umstrittenen Entscheidungen nur noch den Kapitänen das Vorsprechen bei den Unparteiischen erlaubt, um der Rudelbildung konsequent einen Riegel vorschieben - andernfalls droht sofort eine Gelbe Karte.

Angesichts der Sperre nach zwei Gelben Karten für das kommende Spiel kann das Motzen bei der EM schnell "unfassbar teuer" (Nagelsmann) werden. Dennoch warb der Bundestrainer um Verständnis für die Profis. "Es ist nicht so ganz leicht, seine Verhaltensweise zu ändern. Wir haben die Spieler sensibilisiert, damit wir keine unnötigen Karten bekommen. Aber es wird vielleicht manchmal nicht vermeidbar sein."

Deutsche EM-Schiedsrichter begrüßen Neuerung

Die deutschen EM-Schiedsrichter Daniel Siebert und Felix Zwayer begrüßen jedenfalls das "Motzverbot". "Ich finde das Konzept richtig gut", sagte Siebert dem SID: "Wir laden die Kapitäne zur Kommunikation ein. Die Botschaft an alle anderen ist: Bleibt bitte fern." Ob es als Folge der Neuerung massenhafte Verwarnungen geben wird, liegt nach Ansicht Sieberts "an den Spielern". Die Vorgabe sei es allerdings, "konsequent" Gelbe Karte zu zeigen.

Das setzte der slowenische EM-Schiedsrichter Slavko Vincic bereits am vergangenen Samstag im Endspiel der Königsklasse zwischen Dortmund und Real Madrid (0:2) um. Deshalb sah neben Schlotterbeck auch der österreichische BVB-Nationalspieler Marcel Sabitzer die Gelbe Karte.

"Eine Entscheidung zu begründen, wenn 22 Spieler auf einen einreden, ist ein Ding der Unmöglichkeit", kommentierte der italienische UEFA-Refereeboss Roberto Rosetti die Neuerung: "Eine Erklärung ist unter diesen Umständen unmöglich und das Spiel kann rasch aus den Fugen geraten, was dem Ansehen des Fußballs schadet."

Die Kapitäne wie der deutsche Spielführer Ilkay Gündogan sind laut Rosetti "dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler den Schiedsrichter respektieren, Abstand halten und ihn nicht bedrängen". Es gibt nur eine Ausnahme: Falls es sich beim Kapitän um den Torwart handelt, muss ein Feldspieler benannt werden, der als Ansprechpartner fungieren kann, falls sich am anderen Ende des Spielfelds eine umstrittene Szene ereignet.

Schiedsrichter sollen mehr erklären

Als Ausgleich für die harte Linie sollen die Unparteiischen ihre Entscheidungen häufiger den Mannschaften gegenüber begründen, "um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien" (Rosetti) zu schaffen.

Die UEFA nimmt mit ihrem Vorstoß eine Vorreiterrolle ein. Die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) hatten Anfang März beschlossen, die Maßnahme gegen die Rudelbildung zur kommenden Saison einer einjährigen Testphase zu unterziehen.