Sauberer Auftritt - 5 Kernpunkte zum Bayern-Sieg gegen Manchester United
Neue Stärke von Leroy Sané
Vier Abschlüsse, der Treffer zum 1:0 und nach seiner Auswechslung in Minute 87 der verdiente Abschiedsapplaus: Leroy Sané befindet sich in der Form seines Lebens. Völlig zu Recht wurde er von der UEFA zum Spieler des Spiels gekürt. In der neuen Saison hat der 27-Jährige sein Spiel um eine Facette bereichert.
Lange Zeit war Sané dafür berüchtigt, mit viel Tempo Raum zu erzeugen, im Dribbling Gegenspieler zu binden - in der Entscheidungsfindung ließ er aber häufig die letzte Konsequenz vermissen. Die Sommerpause hat der deutsche Nationalspieler offensichtlich genutzt, um an seiner Schusstechnik zu feilen und sich gezielt in Abschlussposition zu bringen.
Mittlerweile besitzt Sané eine herausragende Schusstechnik. Der Ball besitzt kaum Rotation, aber umso mehr Wucht - und wird so für jeden Torhüter zu einer echten Herausforderung. Frag nach bei Andre Onana.
Der Wunsch nach Kontrolle
Drei Punkte, das ist die Hauptsache. Aber immer noch leistet man sich in kritischen Phasen leichte Ballverluste, und schafft es weiterhin nicht, den Gegner über 90 Minuten zu dominieren. Mehr Ruhe und weniger selbstproduzierter Stress - ohne diese Qualitäten wird Bayern München 2023/24 nicht ganz oben angreifen können.
Spielfluss durch Spielglück
In der Anfangsphase hatte der FCB mit Uniteds Pressing einige Probleme. Schon in der vierten Minute hätte man fast den ersten Gegentreffer kassiert. Es brauchte einen starken Reflex von Sven Ulreich, um nicht früh in Rückstand zu geraten.
Viel zu langsam fand man die passende Anspielstation. Viele Pässe ohne Risiko, wenig direkte Pässe, durchschaubare Laufwege, kaum Selbstvertrauen - es brauchte erst den Patzer von André Onana in der 32. Minute, um in den Rhythmus zu kommen. Von da an wagte man auch Pässe, die nicht direkt auf den Fuß des Mitspielers, sondern in den offenen Raum gingen.
Danach kam die Maschine in Schwung. 58 Prozent Ballbesitz und 91 Prozent Passgenauigkeit beweisen, dass der FC Bayern die nötige Qualität besitzt, um auch Kaliber wie ManUnited spielerisch zu dominieren.
Kimmich beweist Kampfgeist und Positionstreue
“Im Zentrum will er manchmal zu viel, das macht die Mannschaft mitunter anfällig”, hatte DAZN-Experte Michael Ballack vor dem Spiel im Interview mit dem “kicker” erklärt. Ballack traf den Nagel auf den Kopf. Häufig wollte Joshua Kimmich zu viel, betätigte sich zu oft als Freigeist, anstatt sich in den Dienst des Teams zu stellen und sich auf seine defensiven Aufgaben zu ziehen. Ein Problem, dass Thomas Tuchel und den FC Bayern schon seit Monaten begleitet.
Gegen Manchester United hat Kimmich bewiesen, auch anders zu können. Vier Balleroberungen, drei gewonnene Zweikämpfe, Strukturgeber im Mittelfeld: die Performance des oft gescholtenen Mittelfeldspieler ließ kaum zu wünschen übrig.
Laimer in der Abwehrkette
Noussair Mazraoui ist der einzige gelernte Rechtsverteidiger im Bayern-Kader - und ist trotzdem nicht gesetzt. Weil Thomas Tuchel erkannt hat, dass die Laufstärke von Konrad Laimer auf der Außenbahn Gold wert ist. Sein Gegenspieler Marcus Rashford war am Mittwoch fast 90 Minuten abgemeldet.
Laimer schaltet sich gerne in die Offensive ein, eilt nach Ballverlusten im Angriffsdrittel aber sofort in die eigene Hälfte zurück. Das passt - bekanntlich hatte der FC Bayern in der Vorsaison mit der Konterabsicherung große Probleme. Stellt der Gegner für Überzahl auf der ballnahen Seite her. Dann wird es eng, dann sind Übersicht und Spielverständnis gefragt - Qualitäten, die der als Mittelfeldspieler ausgebildete Österreicher ebenfalls besitzt.
Laimer hat sich durch seine positive Mentalität und seinen großen Ehrgeiz den Stammplatz in München absolut verdient. Trotz dieser kleinen Lobeshymne: Es gibt noch Verbesserungspotenzial. In der Schlussphase musste er zweimal zum Foul greifen. Daraus resultierte auch der Freistoß, welcher zum dritten Treffer für die Gäste führen sollte.