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"Noch eine Rechnung offen": Borussia Dortmund und das Wembley-Trauma

Das Wembley-Stadion ist bereit für das Finale der UEFA Champions League.
Das Wembley-Stadion ist bereit für das Finale der UEFA Champions League.AFP
Borussia Dortmund will in Wembley eine elf Jahre alte Wunde schließen. Es wäre der krönende Abschluss einer wundersamen Reise.

Ein Traum wird zum Trauma

Borussia Dortmund hat mit dem legendären Wembley-Stadion noch eine Rechnung offen. 2013 hätte die Ära Jürgen Klopp zu ihrem krönenden Abschluss kommen sollen. 

Finale gegen den FC Bayern München, ausgerechnet. Zuvor hatte Klopps Truppe dem Rekordmeister zwei deutsche Meisterschaft weggeschnappt. Die schwarz-gelben Fans waren bereit für den großen Coup, der Geist von 1997 wurde vielfach heraufbeschworen.

Damals hatte Lars Ricken den BVB mit einem sensationellen Lupfer ins Glück geschossen. 3:1-Sieg gegen Juventus Turin, der Henkelpott ging zum ersten Mal nach Dortmund.

Doch ein weiteres Happy End blieb den Dortmundern am 25. Mai 2013 verwehrt. Der Abend hatte mit großen Träumen begonnen und sollte mit einem noch größeren Trauma enden. Als das gesamte Wembley sich bereits auf eine Verlängerung vorberietet hatte, kam es zur entscheidenden Szene.

In der 89. Minute landete ein langer Ball vor den Füßen von Arjen Robben. Mats Hummels grätschte ins Leere, Roman Weidenfeller konnte dem Ball nur noch hinterherblicken. In Zeitlupe rollte dieser ins Netz und beendete auf grausame Weise die schwarz-gelben Titelträume.

Statt den Henkelpott in die Höhe zu stemmen, nahm man auf der Tribüne die Silbermedaille entgegen. Ein schwacher Trost - eigentlich gar keiner.

Gelegenheit zur Revanche

Am Samstag (21 Uhr/LIVE in der Flashscore Audioreportage) könnte sich die Wunde endlich schließen. Es ist eine dieser Geschichten, die nur der Fußball schreibt: Borussia Dortmund erreicht sensationell das Endspiel der UEFA Champions League - und dieses findet ausgerechnet im Wembley statt.

Mit Mats Hummels, Marco Reus, Sebastian Kehl, Nuri Sahin und Sven Bender sind einige der Beinahe-Helden von damals auch heute ein wichtiger Faktor in Dortmund. 

Hummels spielt eine sensationelle Königsklassen-Saison und ist aufgrund seiner langjährigen Erfahrung auch im Finale unverzichtbar. Reus wird den Verein im Sommer verlassen. Seine enge Bindung zum BVB und seine hohe spielerische Klasse sorgen für den richtigen Zusammenhalt in der Kabine.

Als Sportdirektor hat Kehl den aktuellen Kader zusammengestellt. Im vergangenen Sommer hatte er Jude Bellingham für über 100 Millionen Euro an Real Madrid transferiert - also ausgerechnet an den Finalgegner. Seinen Abgang kompensierte der einstige Kapitän auf kreative Weise.

Bellingham wird am Samstag zum ersten Mal gegen Borussia Dortmund spielen.
Bellingham wird am Samstag zum ersten Mal gegen Borussia Dortmund spielen.Profimedia

Marcel Sabitzer wurde für vergleichsweise läppische 19 Millionen Euro verpflichtet. Nach gewissen Startschwierigkeiten erwies sich der Österreicher in den K.o.-Spielen gegen Atletico Madrid und Paris Saint-Germain als absolutes Ass im Ärmel.

Bender und Sahin sind seit Januar im Trainerstab von Edin Terzic aktiv. Ihnen ist es gelungen, die Schwierigkeiten in eigenem Ballbesitz zu beheben und dem BVB eine erfolgversprechende Strategie im Spielaufbau zu verpassen.

Kehl hat "noch eine Rechnung offen"

Sportdirektor Kehl hat mit dem Wembley-Stadion noch "eine Rechnung offen: In diesem Stadion. In dieser Stadt. In diesem Endspiel." Und für Marco Reus gibt es vor seinem allerletzten Spiel im BVB-Trikot nur eine Alternative: "Jetzt müssen wir auch gewinnen. Sonst wäre es scheiße."

Gegen den "absoluten Endgegner", wie Terzic Real nennt, sind die Dortmunder aber nur Außenseiter. Klubboss Hans-Joachim Watzke macht das keine Sorgen: "Madrid ist der haushohe Favorit, aber das ist genau das, was wir lieben." Laut ihm könne Borussia Dortmund aus diesem Finale "nicht als Verlierer hervorgehen, sondern nur als der ganz, ganz große Gewinner." 

Schwarz-gelber Fan-Ansturm

Der BVB-Boss, der sich elf Jahre lang geweigert hat, das dramatische Bayern-Spiel von 2013 erneut zu schauen, hat unmittelbar nach dem Halbfinal-Triumph gegen Paris St. Germain eine Veränderung bemerkt. "Die Zahl deiner Freunde steigt ins Unermessliche", sagte er: "Wenn sie merken, dass ich keine Karten habe, werden sie schnell deine Feinde."

Mehr als 400.000 Tickets für Wembley hätte der BVB verkaufen können, Tausende Fans werden über das 25.000er-Kontingent hinaus am Samstagabend in den Pubs sitzen, zittern und beten - dafür, dass Julian Ryerson den unglaublich schnellen Vinicius Junior stoppen kann. Dafür, dass Niclas Füllkrug eine Chance gegen Antonio Rüdiger bekommt. Dafür, dass es irgendwie reicht. "Wir haben die Möglichkeit, etwas für die Ewigkeit zu schaffen", sagt Terzic.

Die Spannung jedenfalls ist enorm, die Luft im Wembley-Stadion wird man schneiden und in Tüten packen können. Ganz wie 2013. Wie die Aufregung locker zu nehmen ist, verriet Julian Brandt: "Joah", sagte er, "ich schlafe halt im Hotel und spiele am nächsten Tag ein Fußballspiel." Wäre es doch nur so einfach.

Zum Match-Center: Dortmund vs. Real