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Hajduk Split: Mit Ein-Euro-Gehältern und Ivan Perisic zum ersten Titel seit 2005?

Heik Kölsch
Perisic (l.) kehrt nach fast 18 Jahren zurück zu Hajduk
Perisic (l.) kehrt nach fast 18 Jahren zurück zu HajdukHajduk Split
Hajduk Split war einst eine Macht in der HNL, der höchsten kroatischen Spielklasse im Fußball, und ist zudem traditioneller Erz-Rivale vom Primus Dinamo Zagreb. Die glorreichen Tage des Traditionsvereins, die ihre Höhepunkte in elf jugoslawischen Meisterschaften sowie drei Viertelfinals im Europapokal der Landesmeister, beziehungsweise der Champions League fanden, scheinen jedoch längst gezählt.

Hajduk: Sportlicher Abstieg und Hooligan-Chaos

Die letzte kroatische Meisterschaft gewann Hajduk Split im Jahr 2005, also vor fast zwei Jahrzehnten. Andere Vereine wie der HNK Rijeka haben dem dalmatinischen Klub sportlich und vom Prestige längst den Rang abgelaufen. Selbst das Derby gegen Dinamo Zagreb verlor in den letzten Jahren immer mehr an Glanz und Brisanz.

Schlagzeilen machte der Klub in seiner jüngeren Geschichte dagegen eher durch die rechtsnationalistische Fan-Gruppe "Torcida", die auf nationaler und internationaler Bühne immer wieder für Ausschreitungen und negative Symbolik sorgt.

Historischer Transfer soll für einen Euro spielen

Das soll sich im Jahr 2024 endlich ändern. Und mit dem jüngsten Neuzugang, der laut Sportdirektor Mindaugas Nikolicius einer der "größten Transfers der Hajduk-Geschichte" ist, kündigt man das nun auch mit internationalem Gebrüll an. Denn kein Geringerer als Ivan Perisic, Champions-League-Sieger mit Bayern München, zweimaliger deutscher Meister und zudem Ex-Weltmeister mit Kroatien, kommt auf Leihbasis von den Tottenham Hotspurs.

Sein Gehalt spielt dabei lediglich eine symbolische Rolle: Einen Euro soll er bis Sommer verdienen, und dann für ein weiteres Jahr das Trikot seines Heimatvereins tragen. Ein Transfer aus Liebe und ohne Gegenleistung - eine Seltenheit im heutigen Fußball. 

Ivan Perisic: Weltklasse hinter verschlossener Bühne

Vor allem, wenn diese Geste von einem Weltstar wie Ivan Perisic kommt, der sicher auch für das Millionenfache hätte nach Saudi-Arabien wechseln können. Ein Weltstar? Ja! Auch wenn Perisic in seiner Karriere immer wieder unterschätzt wurde, hat der 34-Jährige während seiner Stationen beim VfL Wolfsburg, Borussia Dortmund, Bayern München, Inter Mailand und nicht zuletzt bei den Spurs genau wie im Nationaltrikot der "Vatreni" immer wieder gezeigt, dass seine Teams Erfolg haben - und er ein Mann für die wichtigen Spiele ist. 

Vrime je - Es wird Zeit. Eine Kreuzfahrt verlangte bereits im Oktober nach Perisic
Vrime je - Es wird Zeit. Eine Kreuzfahrt verlangte bereits im Oktober nach PerisicProfimedia

So hatte er 2019/20 mit 6 Scorern in 10 Spielen durchaus großen Bestandteil am Bayern-Gewinn der Königsklasse. Für Kroatien ist er mit 6 Toren bei WMs und 4 Toren bei EMs Rekordtorschütze bei den großen Turnieren. Unvergessen sein Tor und Assist im WM-Halbfinale 2018, mit denen er sein Land ins allererste Finale der jungen Geschichte des Landes führte. Auch im Endspiel gegen Frankreich, dass äußerst unglücklich und umstritten verloren ging, trug sich Perisic in die Torschützenliste ein.

Altstars tummeln sich in Split

Seine Geste gegenüber dem Heimatverein ehrt den Flügelspieler, der für seine Technik, Antrittsstärke und Schusstechnik bekannt ist. Für Hajduk ist es dagegen die Kirsche auf einer riesigen Torte. Denn mit Nikola Kalinic, einst großes Stürmer-Juwel bei den Blackburn Rovers und später Torjäher für AC Mailand, Atletico Madrid und den AS Rom, kam 2022 bereits eine Legende nach Hause, die ebenfalls über das Ein-Euro-Model abgerechnet wird.

Zudem tummeln sich in Split aktuell weitere Ex-Legionäre wie Marko Livaja (unter anderem Inter Mailand, Atalanta Bergamo, UD Las Palmas), Lovre Kalinic (Aston Villa), Filip Uremovic (Hertha BSC, Sheffield United), Josip Elez (Hannover 96, Lazio Rom), Filip Krovinovic (Benfica Lissabon, Nottingham Forest) oder Dario Melnjak. Gerüchten zufolge steht auch eine Rückkehr von Ivan Raktic im Raum. Darüber hinaus hat sich der Deutsch-Kosovar Leon Dajaku, einst für die zweite Mannschaft vom FC Bayern und Union Berlin aktiv, als Stammspieler dieses Teams etabliert.

Hajduk spielt wieder um den Titel in Kroatien

Und es funktioniert: Nach dem verpatzten Rückrundenstart von Dinamo Zagreb zu Hause gegen Lokomotiva (0:3) steht Hajduk weiterhin an der Spitze - mit sieben Punkten Vorsprung auf die "Modri", denen man in den bisherigen drei Derbys der Saison sieben Punkte abgeluchst hat.

Die aktuelle Tabelle der HNL
Die aktuelle Tabelle der HNLFlashscore

In der kroatischen HNL werden insgesamt 36 Spiele absolviert, ein Team spielt also viermal pro Saison gegen jeden Gegner. Am 28. Januar heißt es für Hajduk zum ersten Mal seit Dezember wieder Liga-Alltag. Zum Adria-Derby gegen den Tabellenzweiten HNK Rijeka wird es dann für Hoffnungsträger Perisic noch nicht reichen.

Denn aktuell leidet dieser nach wie vor an einem Kreuzbandriss. Mit einer Rückkehr wird für den Saison-Schlussspurt gegen Ende April gerechnet. Ob er danach den ersehnten ersten Meistertitel seit 2005, für den er zurück in den Süden Kroatiens gekommen ist, in die Höhe strecken und seiner Karriere das letzte, wohlverdiente i-Tüpfelchen verleihen darf?

Heik Kölsch
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