FC Bayern: "Jeder Zentimeter zählt" - Stiller Sieg mit neuer Qualität
Über dem 1:0 in der Champions League gegen Benfica Lissabon, mit dem sich der deutsche Rekordmeister auf Platz 17 verbesserte, hing ein Schleier. Wegen des medizinischen Notfalls in Block 226 schwiegen die treuesten Fans in der Südkurve ab der dritten Spielminute, die Ruhe und der Herbstnebel sorgten für eine fast gespenstische Atmosphäre. Bei den Spielern war die Stimmung gedrückt. "Wir haben auch nicht krass gejubelt in der Kabine", berichtete Kapitän Manuel Neuer mitfühlend.
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Rund eine Stunde später kam die Todesnachricht. Der wichtige Erfolg der Mannschaft von Trainer Vincent Kompany sei "aus einem traurigen Anlass in den Hintergrund gerückt", teilten die Bayern mit, der Klub stehe "in Trauer an der Seite der Angehörigen".
Musiala: "Grundsätzlich ein gutes Kopfballpotenzial"
Entsprechend zurückhaltend traten Stars und Bosse auf, wenngleich dieser schwierige Abend aus rein sportlicher Sicht rundum gelungen war - dank Musialas drittem Kopfballtor in den jüngsten vier Spielen (67.). Wer ihm das beibringe? "Hermann Gerland", meinte Müller mit Blick auf das legendäre Kopfballpendel des langjährigen Münchner Junioren- und Co-Trainers augenzwinkernd.
Musiala habe "grundsätzlich ein gutes Kopfballpotenzial", analysierte der erfahrene Offensivspieler, "er muss halt öfter üben". Allerdings sei dem 21 Jahre alten Zauberdribbler "bewusster geworden, dass Tore nah am gegnerischen Tor fallen. Egal, wie gut du am Ball bist: Tore fallen in der Box!"
Nur wer sich dort aufhält, trifft serienmäßig. "Aktuell", erklärte Musiala seinen Lauf, "stehe ich immer wieder gut vor dem Tor und kann dann auch solche abgefälschten Bälle ins Tor köpfen". Für Trainer Kompany war es deshalb weniger wichtig, mit welchem Körperteil sein Zehner getroffen hatte, "es geht darum, dass er in der richtigen Position ist". Diese findet Musiala immer besser.
Eberl, Kimmich und Kane voll des Lobes
Wie auch Kompanys leicht verfeinerter Spielstil sich immer mehr verfestigt, sofern die Siegesserie gegen Bochum (5:0), Mainz (4:0), Union Berlin (3:0) und Benfica als Maßstab taugt. Sportvorstand Max Eberl lobte die "gute Stabilität" und "gute Balance", Joshua Kimmich sieht eine herausragende Mentalität. "Alle arbeiten mit, alle sind hungrig, das Tor zu verteidigen", sagte er, selbst Superstar Harry Kane opfere sich auf, "das ist ein Schlüssel, dass nicht nur die Viererkette arbeitet".
Die Gegner stellen sich immer mehr auf diese Dominanz ein, Benfica verteidigte erstmals in dieser Saison mit Fünferkette. "Da ist es schwierig, ein Feuerwerk zu zünden, das sind Geduldspiele", meinte Kimmich: "Wichtig ist, dass wir nicht nur Spektakel können, sondern auch ein gewöhnliches 1:0."
FCB braucht zehn Punkte in vier Spielen
Notfalls auch am Samstag in der Bundesliga beim FC St. Pauli (Müller: "Wir haben Lust, wir haben Bock") oder in den nächsten Duellen der Königsklasse, angefangen mit dem Kracher gegen Paris St. Germain am 26. November. Zehn Punkte müssen in den verbliebenen vier Partien der Champions League wohl noch her für die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale.
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Diese bleibt das klare Ziel, schließlich lauerten in den davorgeschalteten Play-offs der Ränge neun bis 24 "echte Brocken", wie Kimmich herausgefunden hat: "Dem versuchen wir, aus dem Weg zu gehen." Jamal "Kopfballungeheuer" Musiala soll's richten.