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Champions League-Vorschau: Schafft Chelsea die Aufholjagd gegen Real Madrid?

Anton Latuska
Chelsea-Trainer Frank Lampard musste im Hinspiel Glückwünsche an Real Madrid aussprechen.
Chelsea-Trainer Frank Lampard musste im Hinspiel Glückwünsche an Real Madrid aussprechen.AFP
In einem einseitigen Hinspiel hatte sich Real Madrid in der spanischen Hauptstadt gegen den FC Chelsea durchgesetzt und geht mit einem dementsprechend guten Gefühl in das Rückspiel. Mit Thibaut Courtois und Antonio Rüdiger kehren gleich zwei ehemalige Chelsea-Schlüsselspieler an die Stamford Bridge zurück und hoffen darauf, dass die Gastgeber auch im Rückspiel die entscheidenden Momente nicht nutzen können.

Häufig wird Fußball ja in Momenten entschieden. Eine Floskel, klar, doch im Hinspiel der Champions League zwischen Real Madrid und dem FC Chelsea fand sie einmal mehr ihre Anwendung. Als Chelseas Joao Felix nach nicht mal zwei Minuten alleine auf Reals Torhüter zulief, hatte er die Chance, das Aufeinandertreffen in eine Richtung zu lenken, die in der Nachbetrachtung der 0:2-Niederlage der Blues kaum noch denkbar ist. Von Augenhöhe konnte keine Rede sein, wenn man das gesamte Spiel zwischen dem Zweiten der spanischen und dem Elften der englischen Liga gesehen hatte, doch der Portugiese hätte die Geschichte anders schreiben können.

Gerade Chelsea und Real wissen nur zu gut, wie schnell sich eine scheinbar geklärte Ausgangssituation drehen kann. Auch im vergangenen Jahr trafen sie aufeinander, auch da gewann Real Madrid das Hinspiel mit zwei Toren Vorsprung (3:1) und schien wie der sichere Sieger. Doch Chelsea, damals noch unter dem jetzigen Bayern-Trainer Thomas Tuchel, kam im Santiago Bernabeu zurück, führte zwischenzeitlich mit 3:0 und stand kurz vor der Sensation. Am Ende kamen die Spanier zurück und setzten sich in der Verlängerung mit Hängen und Würgen durch, doch dieses Spiel sollte ihnen für die Partie am Dienstag (ab 21 Uhr live bei Prime Video und in der Flashscore-Audioreportage) eine Warnung sein.

Zum Match-Center: FC Chelsea vs. Real Madrid

Insgesamt ist das Spiel zwischen den Blues und den Blancos sogar bereits das dritte Duell der Vereine in den letzten drei Jahren. In den beiden vergangenen Spielzeiten holte der Gewinner dieser Partie auch jeweils am Ende der Saison die Champions League-Trophäe (Chelsea 2021, Real 2022). Ein Anreiz mehr in einer Partie, deren Wert für beide Teams auch darin besteht, über Enttäuschungen in der nationalen Liga hinwegzutäuschen.

Mykhaylo Mudryk als Symbolbild des FC Chelsea: Viel Invest, wenig Ertrag.
Mykhaylo Mudryk als Symbolbild des FC Chelsea: Viel Invest, wenig Ertrag.Profimedia

Der FC Chelsea liegt nach dem desolaten und hochverdienten 1:2 am vergangenen Wochenende gegen Brighton & Hove Albion mit zehn Punkten Rückstand auf die internationalen Ränge auf Platz elf der Premier League. Nach dem Streit um den Abgang von Thomas Tuchel und der Einstellung von Interimstrainer Frank Lampard richtet sich die Wut der Fans in erster Linie gegen Eigentümer Todd Boehly. Der US-Amerikaner blähte den Kader vor und während der Saison mit so vielen teuren Neuzugängen auf, dass sich einige von ihnen laut The Athletic schon auf dem Flur vor der Kabine umziehen müssen. Mit zuletzt sechs sieglosen Spielen in Folge verkörpern die Blues den klassischen angeschlagenen Boxer. Wie gefährlich der ist, wird sich am Dienstag zeigen, doch Mut können die Londoner zumindest daraus schöpfen, dass auch im Achtelfinale gegen Borussia Dortmund eine Hinspiel-Niederlage zu einem Weiterkommen im Rückspiel gedreht werden konnte.

Ein weiterer Hoffnungsschimmer könnte die Historie sein. Mit dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger im Wiederholungsspiel in Piräus 1971 feierte Chelsea einen der größten Erfolge der Vereinsgeschichte gegen Real Madrid: 1971, zudem gewann man 1998 im direkten Duell den UEFA Supercup. Die Gegenwart bei den Blues sieht aber deutlich anders aus, weswegen vor allem die Situation in der Premier League den Druck auf die Engländer erhöht.

Kaum Hoffnung in Spanien, große Ziele in Europa

Ganz so düster stellt sich die Situation in der Primera Division für Real Madrid nicht dar, doch mit elf Punkten Rückstand auf den Rivalen aus Barcelona läuft man den eigenen hohen Ansprüchen ebenfalls weit hinterher. Immerhin: am Wochenende gab es ein verdientes 2:0 in Cadiz, bei dem zudem wichtige Spieler geschont werden konnten. Auch die zweite Reihe zeigte sich spielfreudig und torhungrig: Mit Verteidiger Nacho und dem oft kritisierten Marco Asensio sorgten zwei Spieler für die Tore, die sonst nicht unbedingt zu den üblichen Verdächtigen zählen.

Real-Urgeistein Nacho Fernandez traf beim 2:0-Ligaerfolg gegen Cadiz.
Real-Urgeistein Nacho Fernandez traf beim 2:0-Ligaerfolg gegen Cadiz.AFP

Nach dem Hinspielerfolg in Madrid muss man sich realistisch fragen, was die Königlichen noch wirklich vom Einzug ins Halbfinale abhalten kann. Vielleicht der Schiedsrichter, der bei Real nicht unbedingt in positiver Erinnerung ist. Der Italiener Daniele Orsato hat Real Madrid in seiner Karriere bislang sieben Mal gepfiffen, ganze vier Mal setzte es eine Niederlage für die Blancos. Auch Mittelfeldmotor Luka Modric ist nicht gut auf den gebürtigen Venezier zu sprechen.

Ich rede nie über Schiedsrichter, aber heute ist es unmöglich, nicht über diesen Schiedsrichter zu reden. Er ist einer der schlechtesten, die ich kenne. Nicht nur wegen dieses Spiels. Er hat mich oft gepfiffen und ich hatte nie eine gute Erinnerung an ihn.“, kritisierte er den 47-Jährigen nach dem WM-Halbfinale der kroatischen Nationalmannschaft gegen Argentinien bei der WM in Katar. Orsato hatte Kroatien keinen Eckball gegeben und im Gegenzug den „Gauchos“ einen fragwürdigen Foulelfmeter zugesprochen. "Er ist ein Desaster", resümierte der 37-jährige Routinier.

Modric wird im Mittelfeld bei Real gesetzt sein und dürfte sich freuen, dass sein Stammpartner Toni Kroos laut Trainer Ancelotti nach zwischenzeitlichen Beschwerden und dem Ausfall am Wochenende gegen Cadiz wieder zur Verfügung steht. Der ehemalige deutsche Nationalspieler und Weltmeister von 2014 wird entscheidend für die Stabilität im Zentrum bei den Galaktischen sein. Sein Landsmann und Ex-Chelsea-Spieler Antonio Rüdiger hingegen wird wohl erneut von der Bank kommen, nachdem sein Konkurrent David Alaba gegen Cadiz geschont wurde.

Die einzige offene Personalie bei den Madrilenen ist die auf der linken Außenverteidigerposition, wo der Franzose Ferland Mendy sich wieder näher an die Mannschaft gekämpft hat. Im Umfeld von Real geht man aber davon aus, dass der erfahrene italienische Trainer kein Risiko eingehen wird und wieder auf die Dienste des flexiblen Eduardo Camavinga setzt, der von seiner gewohnten Position im zentralen Mittelfeld nach links hinten rückt.

Eduardo Camavinga wird bei den Spaniern die Position links hinten bekleiden.
Eduardo Camavinga wird bei den Spaniern die Position links hinten bekleiden.AFP

Deutlich offener ist die personelle Lage beim FC Chelsea: Da Linksverteidiger Ben Chilwell nach seinem Platzverweis im Hinspiel gesperrt ist, dürfte der Spanier Marc Cucurella in seinem Heimatland in die Anfangsformation rücken. Darüber hinaus wird Trainer Lampard wegen der Verletzung von Kalidou Koulibaly wieder auf eine Viererkette mit Thiago Silva und Wesley Fofana im Zentrum setzen. Im Mittelfeld wird vieles von den strategischen Fähigkeiten von N'Golo Kante abhängen, vorne ist der Deutsche Kai Havertz noch fraglich. Sollte er ausfallen, bekäme der teure Ukrainer Mykhaylo Mudryk wohl eine weitere Chance zum bisher nicht erfolgten Durchbruch.

So könnten sie spielen

FC Chelsea (4-3-3): Kepa - Cucurella, T. Silva, Fofana, James - Kovacic, E. Fernandez, Kante - Mudryk, J. Felix, Sterling

Real Madrid (4-3-3): Courtois - Camavinga, Alaba, Militao, Carvajal - Kroos, Tchouameni, Modric - Vinicius Jr., Benzema, Valverde

Flashscore-Prognose: Real erreicht ungefährdet das Halbfinale

Ähnlich wie im Hinspiel werden Chelseas Momente, das Spiel auf die eigene Seite zu ziehen, auch im Rückspiel rar gesät sein. Die Eingespieltheit und taktische Klasse von Real Madrid werden den Unterschied machen und dafür sorgen, dass die Blancos auch im Rückspiel nie in Probleme kommen. Madrid gewinnt auch das Rückspiel mit 2:0.