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Champions League-Vorschau: Kann Benfica gegen Inter den ewigen Fluch besiegen?

Anton Latuska
Im Hinspiel in Lissabon jubelte Inter. Kann Benfica im Rückspiel am Mittwoch zurückschlagen?
Im Hinspiel in Lissabon jubelte Inter. Kann Benfica im Rückspiel am Mittwoch zurückschlagen?AFP
Lange Zeit galt Benfica als eines der formstärksten Teams Europas in dieser Saison. Nach der 0:2-Hinspielniederlage gegen Inter Mailand vor einer Woche braucht das Team des deutschen Trainers Roger Schmidt nun aber einen echten Kraftakt, um noch das Halbfinale der Königsklasse zu erreichen. Dabei stehen ihnen nicht nur irdische Gegner im Weg.

Fußball und Aberglaube sind schon immer eng verbunden. Helden werden verehrt, der Fußballgott meint es mal besser und mal schlechter mit dem eigenen Verein, und dann gibt es da noch die Flüche. Kaum ein Klub leidet so sehr unter einer derartigen Verwünschung wie Portugals Rekordmeister Benfica. Namensgeber der undankbaren Malediktion ist Bela Guttmann, der 1962 mit den Adlern den damaligen Europapokal der Landesmeister gewann und im Anschluss wegen internen Streitereien gehen musste. Der Ungar war darüber so entrüstet, dass er fluchte, Benfica solle hundert Jahre keinen europäischen Titel mehr gewinnen. Und tatsächlich: Guttmanns Erfolg vor mehr als 60 Jahren sollte bis heute die letzte internationale Trophähe der Lissaboner bleiben.

Ob der Verlauf des Hinspiels im diesjährigen Viertelfinale der Champions League gegen die Italiener von Inter etwas mit dem Fluch zu tun hatte? Wir können es nicht beweisen – Aberglaube eben. Überraschend war es aber allemal, dass das Spiel im Estadio da Luz so deutlich an die Mailänder ging. Mit 2:0 siegte Inter durch Treffer von Niccolo Barella und Romelu Lukaku und hat sich dadurch eine exzellente Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeitet. Überraschend deshalb, weil auch Inter in dieser Saison nicht gerade furchteinflößenden Fußball spielt. Die Nerazurri haben mehr als jedes dritte Serie A-Spiel verloren, gekrönt von dem peinlichen 0:1 gegen Aufsteiger Monza am vergangenen Wochenende. Der Hinspielsieg in der portugiesischen Hauptstadt war gar der einzige Sieg aus den letzten acht Spielen.

Zum Match-Center: Inter Mailand vs. SL Benfica

Historisch betrachtet sieht die Lage nach dem Doppelschlag im Hinspiel aber schon deutlich besser aus: In 17 von 18 Fällen kam Inter nach einem Auswärtssieg im Hinspiel weiter. Eine Niederlage, die hoch genug war, um in diesem Vergleich das Aus zu bedeuten, kassierte Inter zuletzt beim 2:5 gegen Schalke im Jahr 2011 (das traumhafte königsblaue Sturm-Duo aus Raul und Edu, wer erinnert sich nicht?). Dass es in diesem Jahr zu einem ähnlichen Wunder kommt, ist trotz der schwachen Form Inters unwahrscheinlich. Somit könnte Simone Inzaghi der erste italienische Coach seit 1980 sein, der Inter in ein europäisches Halbfinale führt.

Simone Inzaghi will mit Inter das Champions League-Halbfinale erreichen.
Simone Inzaghi will mit Inter das Champions League-Halbfinale erreichen.AFP

Am Mittwochabend (live ab 21 Uhr bei DAZN und in der Flashscore-Audioreportage) steht in jedem Fall ein Duell der Krisenteams an, denn das portugiesische Monza heißt Chaves. Auch Benfica verlor mit 0:1 bei einem klaren Außenseiter und hat nun die letzten drei Pflichtspiele verloren. Der sicher geglaubte Vorsprung in der portugiesischen Liga ist auf vier Punkte zusammengeschmolzen und den Encarnados droht eine starke Saison zum Ende hin zu zerbröseln. Das Team des deutschen Trainers Roger Schmidt, der seinen Vertrag kürzlich bis 2026 verlängert hat, wird sich daran hochziehen, dass man in dieser Saison bereits in der Gruppenphase ein Spiel auf italienischem Boden gewonnen hat – mit 2:1 bei Juventus Turin. Auch wenn sich dieses Ergebnis in eine Reihe von neun CL-Auswärtsspielen ohne Niederlage einreiht, so braucht es am Mittwoch schon eine besondere Leistung, um den Zwei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel wettzumachen.

Team-News: Geht die italienische Sturmflaute weiter?

Einer der entscheidenden Faktoren für die Niederlage gegen Chaves war Innenverteidiger-Routinier Nicolas Otamendi, dessen Fehler zum Gegentreffer führte. Trotz seines Aussetzers sollte der Argentinier nach überstandener Sperre wieder in der Startelf stehen und der Defensive Stabilität verleihen. Kein Gegentor zu bekommen, wäre hilfreich, doch in erster Linie wird die Offensive gefragt sein, wenn die Adler noch eine Chance aufs Weiterkommen haben wollen.

Dort hat Trainer Schmidt die Qual der Wahl: Trotz der Verletzung des Ex-Nationalspielers Julian Draxler bleiben zahlreiche hochkarätige Kreativspieler, die die drei Positionen hinter dem gesetzten Goncalo Ramos besetzen können. Nachdem der Brasilianer David Neres in der Liga enttäutschte, könnte der Norweger Fredrik Aursnes eine Position nach vorne rücken und auf der Acht Platz für Florentino Luis machen. 

Kreativmann Joao Mario wird entscheidend sein, um gegen Inter zu Toren zu kommen.
Kreativmann Joao Mario wird entscheidend sein, um gegen Inter zu Toren zu kommen.AFP

Auch bei Inter gibt es Fragezeichen vorne wie hinten: In der Defensive hat das Team aus der Modestadt vor allem im Zentrum mit Verletzungen zu kämpfen. Neben dem 28-jährigen Milan Skriniar, der unter Rückenproblemen leidet und laut Medienberichten im Sommer vor einem Wechsel zu Paris Saint-Germain steht, ist auch sein Kollege Stefan de Vrij noch fraglich, nachdem er gegen Monza wegen einer Knöchelverletzung früh ausgewechselt werden musste.

Vorne sind die Probleme eher formbedingt. Alle vier verfügbaren Stürmer, die lange Zeit das Prunkstück der Serie A bildeten, leiden in dieser Saisonphase unter Ladehemmungen. Der argentinische Weltmeister Lautaro Martinez hat seit dem 5. März nicht mehr getroffen, Routinier Edin Dzeko sogar seit dem 18. Januar. Während Joaquin Correa seit Ende Oktober auf ein Erfolgserlebniss wartet und ohnehin meistens nur von der Bank kommt, hat auch Sturmtank Romelu Lukaku zu kämpfen. Lediglich sieben Pflichtspieltore stehen beim Belgier in dieser Saison zu Buche, davon vier vom Elfmeterpunkt (so auch im Hinspiel).

Im Hinspiel verwandelte Romelu Lukaku den Elfmeter zum 2:0 für Inter.
Im Hinspiel verwandelte Romelu Lukaku den Elfmeter zum 2:0 für Inter.AFP

Positiv für Inter ist freilich, dass sie am Mittwoch nicht unbedingt treffen müssen, um weiterzukommen. Der Anreiz ist groß: Im Halbfinale wartet in jedem Fall ein italienisches Duell, im romantischsten Fall sogar gegen den rot-schwarzen Stadtrivalen.

So könnten sie spielen:

Inter Mailand (3-5-2): Onana - Bastoni, Acerbi, Darmian - Dimarco, Mkhitaryan, Brozovic, Barella, Dumfries - Martinez, Lukaku

SL Benfica (4-2-3-1): Vlachodimos - Grimaldo, Otamendi, Silva, Gilberto - Chiquinho, Florentino Luis - Aursnes, Rafa Silva, Joao Mario - Ramos

Flashscore-Prognose: Inter zittert sich ins Halbfinale

Von Heimspiel oder individueller Überlegenheit der Italiener wird am Mittwochabend nichts zu sehen sein. Benfica wird von der ersten Minute an stürmen und alles versuchen, um den Zwei-Tore-Rückstand aufzuholen. Am Ende wird es denkbar knapp nicht reichen. 0:1 – Fluch bleibt Fluch.