Achtungserfolg in London: Krisen-Bayern holen 2:2 gegen Premier League-Primus Arsenal
Bei den Bayern waren die bis zuletzt fraglichen Manuel Neuer und Leroy Sané rechtzeitig fit geworden und standen anstelle von Sven Ulreich und Thomas Müller direkt in der Startelf. Weitere Wechsel im Vergleich zur peinlichen 2:3-Niederlage in Heidenheim gab es in der Innenverteidigung, wo die geschonten Eric Dier und Matthijs de Ligt den Südkoreaner Minjae Kim und Dayot Upamecano ersetzen. Für die ebenfalls fraglichen Kingsley Coman, Noussair Mazraoui und Aleksandar Pavlović hat es immerhin für einen Kaderplatz gereicht.
Bei Arsenal hatte Trainer Mikel Arteta in der Liga aufgrund des engen Meisterschaftsrennens nicht rotieren können, somit gab es nur zwei Veränderungen im Vergleich zum Auswärtssieg in Brighton. In der Viererkette verteidigte der Pole Jakub Kiwior von Beginn an links, außerdem rotierte der eine Brasilianer Gabriel Martinelli für den anderen Brasilianer Gabriel Jesus in die Sturmreihe.
Gefährlich wurde Arsenal aber zunächst über die andere offensive Seite. Nachdem eine Balleroberung von Bukayo Saka gegen Alphonso Davies in der 7. Minute noch unbestraft blieb und der Kanadier sich drei Minuten später auch noch eine gelbe Karte und damit eine Sperre im Rückspiel eingehandelt hatte, führte eine weitere Nachlässigkeit zum Rückstand. Davies verlor einen Zweikampf auf der Außenbahn und erlaubte Saka einen Schlenzer im Strafraum, der im langen Eck einschlug (12.).
In dieser Phase mussten die Fans der Bayern Schlimmstes befürchten, Ben White vergab freistehend vor Manuel Neuer (16.). Doch urplötzlich besann sich der Rekordmeister auf eine seiner traditionellen Stärken: Die Effizienz. Mit der ersten echten Torchance der Gäste spielten Leroy Sane und Leon Goretzka den hervorragend eingestarteten Serge Gnabry frei, der Arsenal-Keeper David Raya den Ball durch die Beine spitzelte – das 1:1 (18.).
Die ganz große Druckphase der Gunners war fürs Erste überstanden, auch wenn Arsenal nach einer Ecke Pech hatte, im Gewühl keinen klaren Abschluss zustande zu bringen (26.). Doch nun waren es die Gäste, die zwingender wurden. Nach einem beherzten Sololauf von Leroy Sane konnte sich Verteidiger William Saliba nur noch mit einem Foul im Strafraum behelfen, Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden zeigte zurecht auf den Punkt. Harry Kane verwandelte gewohnt souverän und sorgte für die bayrische Pausenführung (32.).
Bayern stabiler, doch Trossard gleicht aus
Mikel Arteta reagierte und brachte den Ukrainer Oleksandr Zinchenko neu auf die Linksverteidigerposition, ein klar offensiv ausgerichteter Wechsel. Chancen konnte sich Arsenal in der Anfangsphase des zweiten Durchgangs aber trotz klar erkennbarer Bemühungen nicht erspielen, stattdessen verfehlte der auffällige Leon Goretzka mit einem Schuss von der Strafraumgrenze das Tor der Gunners deutlich (57.).
Insgesamt schien Thomas Tuchel in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, kontrollierte seine Mannschaft die Partie nach der Pause doch deutlich besser als noch vor dem Seitenwechsel. Auch wenn Arsenal mit Gabriel Jesus eine weitere gefährliche Offensivwaffe brachte, lagen die Abschlüsse weiterhin auf Seiten des Bundesligisten. Nach einem rasanten Konter und einer Ablage des eingewechselten Kingsley Coman wurde Harry Kanes Abschluss noch neben das Tor abgefälscht (67.).
Einen Wermutstropfen gab es für das Tuchel-Team dann aber trotzdem: Serge Gnabry, der nicht nur wegen seines Tores ein starkes Spiel angeboten hatte, lag nach knapp 70 Minuten am Boden und musste an der Oberschenkelrückseite behandelt werden. Für den ehemaligen deutschen Nationalspieler, der gerade wieder richtig in Form zu kommen schien, ging es nicht weiter. An seiner Stelle kam Raphael Guerreiro in die Partie.
So überraschend der FCB in der ersten Halbzeit aufkam, so unvermittelt kehrte Arsenal 15 Minuten vor dem Ende in die Partie zurück. Die eingewechselten Gabriel Jesus und Leandro Trossard spielten sich von der rechten Seite in den Strafraum der Gäste, dort kam der Belgier zum Abschluss und legte den Ball flach in die linke Ecke. Keine Abwehrchance für Manuel Neuer und das Spiel war wieder ausgeglichen (76.).
Mit dem 2:2 im Rücken scheuten beide Teams das letzte Risiko, doch einen hatten die Bayern noch: In der 90. Minute dribbelte Jamal Musiala von der linken Seite nach innen und fand Kingsley Coman, doch dessen Fußspitze bugsierte den Ball nur an den Pfosten. Mit der letzten Aktion der Partie kam Bukayo Saka auf der anderen Seite im Münchner Strafraum zu Fall, doch Schiedsrichter Nyberg bewertete den Kontakt von Manuel Neuer nicht als strafwürdig. Auch für Harry Kane war die Situation im Interview im Nachgang als "50:50" zu bewerten.
Danach passierte nichts mehr und beide Teams sicherten das Remis, womit die Ausgangslage vor dem Rückspiel am nächsten Mittwoch völlig offen ist. Bevor es in der Allianz Arena gegen die Gunners zur Sache geht, trifft der FC Bayern am Samstagnachmittag auf den 1. FC Köln. Einen Tag später empfangen die Nordlondoner in der Premier League Champions League-Anwärter Aston Villa.
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