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Time-Out: Die meist unterschätzten Spieler jedes Bundesligisten – Teil 2

Anton Latuska
Angelo Stiller (r.) und Anton Stach (l., auf seinem Rücken) sind zwei der Aufsteiger der Bundesliga-Hinrunde.
Angelo Stiller (r.) und Anton Stach (l., auf seinem Rücken) sind zwei der Aufsteiger der Bundesliga-Hinrunde.Profimedia
Harry Kane, Florian Wirtz, Serhou Guirassy: Sie sind die aktuellen Stars der Fußball-Bundesliga und in aller Munde. Doch hinter jedem Topstar stecken fleißige Arbeiter, die oft nicht die mediale Aufmerksamkeit erhalten, die sich vielleicht verdienen. Flashscore hat sich auf die Suche nach den am meisten unterschätzten Spieler jedes Bundesligisten gemacht.

1. FC Köln: Eric Martel

Für Eric Martel dürfte es besonders schmerzhaft gewesen sein, dass sich der 1. FC Köln kurz vor Weihnachten von Trainer Steffen Baumgart getrennt hat. Zu Beginn der vergangenen Saison holte der FC den bei RB Leipzig ausgebildeten U21-Nationalspieler in die Domstadt, einer der Hauptgründe für seine Entscheidung für die Geißböcke soll die mitreißende Art von Trainer Baumgart gewesen sein.

Aus dem Stand wurde Martel zum Stammspieler, auch in dieser Saison ist der in Straubing geborene Mittelfeldspieler mit einem Flashscore-Notenschnitt von 7,0 der zweitbeste Kölner. Mit seiner guten Antizipation und seiner Zweikampfstärke bringt der 1,88 Meter große Martel für seine erste 21 Jahre ein außergewöhnlich großes Skillset mit, das nicht nur Baumgart zu schätzen wusste.

Stats: Eric Martel
Stats: Eric MartelOpta by StatsPerform/AFP

Wenn die durch eine Transfersperre arg beschränkten Kölner in der Rückrunde den (Geiß)Bock umstoßen wollen, muss auch Martel mit Leistungen vorangehen. Verbesserungspotenzial hat er definitiv noch in der Offensive: Mit einer Vorlage in 13 Spielen aus dem zentralen Mittelfeld hat der dynamische Zentrumsspieler noch nicht das Ende seiner persönlichen Fahnenstange erreicht.

Union Berlin: Josip Juranovic

"Standardkönig Juranovic" - So titelte eine große Berliner Zeitung Anfang des Jahres einige Wochen nach dem Wechsel von Josip Juranovic zu Union Berlin. Der aus Glasgow gekommene Kroate fügte sich in seinen ersten Spielen perfekt in das System des damaligen Trainers Urs Fischer ein und schlug Flanke um Flanke auf die torgefährlichen Kopfballspieler im Zentrum.

Auch wenn ihm etwas von dieser Offensivstärke abhanden gekommen ist und er zwischenzeitlich mit Verletzungen zu kämpfen hatte, besticht Juranovic in dieser turbulenten Saison zumindest mit defensiver Zuverlässigkeit. Der Nationalspieler seines Landes scheint ein Niveau zu besitzen, das er auch unter großem Druck wie in den letzten Wochen nie unterbietet. Dementsprechend uneingeschränkt vertraut ihm auch der neue Coach Nenad Bjelica, der dafür Kapitän Christopher Trimmel auf die Bank degradierte.

Stats: Josip Juranovic
Stats: Josip JuranovicOpta by Stats Perform/AFP

In einer Mannschaft, in der fast kein Spieler das Niveau der vergangenen Überflieger-Jahre erreicht, strahlt eine Stütze wie Juranovic umso mehr auf die Kollegen ab. Es bleibt abzuwarten, ob er in der Rückrunde auch offensiv seinen Touch wiederfindet. Dann könnte sich eine schwierige Spielzeit für die Köpenicker am Ende doch noch zum Guten wenden.

Werder Bremen: Jens Stage

Jens Stage hat einen Traum: Der Däne will mit seinem Land im kommenden Sommer bei der Europameisterschaft in Deutschland spielen. Dafür sammelte er in der Bundesliga-Hinrunde gute Argumente, denn in einer insgesamt eher biederen Mannschaft von Werder Bremen stach Stage als ein Hoffnungsschimmer heraus. Seit Trainer Ole Werner ihn von der Position 8 auf die 6 zurückgezogen hat, scheint der zweikampfstarke Skandinavier seine Qualitäten besser zur Geltung bringen zu können.

Mit einem Sieg über Augsburg und zwei Unentschieden in Mönchengladbach und gegen RB Leipzig gelang den Norddeutschen ein versönlicher Jahresabschluss, mit Platz 13 in der Tabelle und sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz befindet man sich im Bereich des Erwartbaren. Stage selbst ist mit durchschnittlich 11,59 Kilometern pro Spiel der laufstärkste Grün-Weiße.

Stats: Jens Stage
Stats: Jens StageOpta by StatsPerform/AFP

Sollte die Leistungskurve des 27-Jährigen weiter konstant nach oben zeigen, ist der Traum von der Europameisterschaft keine Utopie. Das weiß auch Stage selbst: „Mein Fokus liegt bei Werder Bremen. Ich versuche, hier mein Bestes zu geben, und wenn ich sehr gut spiele, dann werde ich vielleicht einen Anruf bekommen.“

FC Augsburg: Elvis Rexhbecaj

Auch wenn Elvis Rexhbecaj seit einigen Wochen nicht mehr ganz so dominant auftritt wie zur Mitte der Hinrunde, hat sich der 26-Jährige etwas unerwartet zu einer der Konstanten im Team der Fuggerstädter gemausert. Als fleißiger und zweikampfstarker Mittelfeldspieler wurde der im Kosovo geborene Rexhbecaj von seinen Trainern stets geschätzt, inzwischen hat er vor allem die Balance aus Aggressivität und Härte in seinem Spiel gefunden.

Gehörte er in den vergangenen Jahren durchgehend zu den Spielern mit den meisten Fouls in der Mannschaft der Augsburger, bekam er in den ersten 16 Spielen dieser Saison erst 14 Mal einen Freistoß gegen sich gepfiffen. So kommt es, dass der ehemalige Kölner und Bochumer sowohl unter Enrico Maaßen als auch unter Jess Thorup in jedem Spiel in der Startelf stand und zwölfmal sogar durchspielen durfte.

Stats: Elvis Rexhbecaj
Stats: Elvis RexhbecajOpta by StatsPerform/AFP

Mit zwei Toren hatte der Mann, der mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Deutschland gekommen war, auch offensiv bereits einen nennenswerten Einfluss. In der Rückrunde erwartet sich der offensiv veranlagte Coach Thorup noch etwas mehr Torgefahr von seinem Führungsspieler. Sollte Rexhbecaj dieser Sprung auch noch gelingen, wird er sicher auch für größere Vereine interessant.

1. FC Heidenheim: Patrick Mainka

Mit 168 gewonnenen Zweikämpfen liegt Patrick Mainka auf Platz sechs der Bundesliga-Rangliste. Dass der gebürtig aus Gütersloh stammende Innenverteidiger mal in diese Sphären vorstoßen würde, war lange nicht abzusehen. Bis zum Alter von 24 Jahren spielte er für die Zweitvertretung von Borussia Dortmund, dann entdeckten ihn die Späher des damaligen Zweitliga-13. Heidenheim. 

Der Wechsel auf die Ostalb bedeutete einen Paradigmenwechsel für den heute 29-Jährigen, denn in den folgenden Jahren übersprang er gemeinsam mit dem Verein etliche Entwicklungsschritte und schaffte im vergangenen Sommer tatsächlich den Aufstieg in das Oberhaus. Als Mannschaftskapitän geht es für den FCH Woche für Woche voran, kürzlich verlängerte er auch seinen Vertrag bis zum Jahr 2027.

Stats: Patrick Mainka
Stats: Patrick MainkaOpta by StatsPerform/AFP

Sein persönliches Highlight dürfte zweifellos das Aufsteigerduell am 14. Spieltag gegen Darmstadt 98 gewesen sein, in dem ihm als Innenverteidiger ein Doppelpack auf Vorarbeit von Standardkönig Jan-Niklas Beste gelang. Auf Tabellenplatz neun mit bereits zehn Punkten Abstand auf die Abstiegszone ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir Mainka und Heidenheim noch etwas länger in der Bundesliga zusehen dürfen.

TSG Hoffenheim: Anton Stach

Spätestens seit dem U21-Europameistertitel der deutschen Nationalmannschaft vor zwei Jahren hat sich Anton Stach auf die fußballerische Landkarte gespielt. Im Sommer wechselte der defensive Mittelfeldspieler aus Mainz zur TSG Hoffenheim, und das trotz vieler höher dotierter Angebote aus dem In- und Ausland. Nach der nun absolvierten Hinrunde stellt sich der Wechsel in den Kraichgau als sehr gute Entscheidung heraus.

Im System von Pellegrino Matarazzo ist Stach im Mittelfeldzentrum gesetzt, zeitweise vertraute ihm der Übungsleiter sogar die Position des Kreativmannes auf der Zehn an. Seit dem fünften Spieltag stand der Niedersachse in jedem Spiel in der Startelf und gehört zur Achse der TSG. Sein Chef Matarazzo bezeichnete ihn kürzlich als "Schaltzentrale" im Mittelfeld und bekundete, "super glücklich" mit dem zweimaligen A-Nationalspieler zu sein.

Stats: Anton Stach
Stats: Anton StachOpta by StatsPerform/AFP

Dabei spielte dem groß gewachsenen Stach auch die leistungsstarke Rückkehr von Schlüsselspieler Andrej Kramaric in die Karten. Seit die TSG-Ikone wieder auf der angestammten Position hinter den Spitzen agiert, bieten sich auch für Stach mehr Räume zur Entfaltung. Auf Platz sieben ist Hoffenheim vor Beginn der Rückrunde vielversprechend platziert, um sich mit Hilfe von Anton Stach & Co. zum ersten Mal seit der Saison 2020/21 wieder international zu qualifizieren.

Borussia Dortmund: Julian Ryerson

Bei Borussia Dortmund in dieser Hinrunde Spieler zu finden, die konstant ihre Leistung abrufen, ist gar nicht so einfach. Neben Torwart Gregor Kobel, der häufig als letztes Glied der Kette die Fehler seiner Vorderleute ausbaden musste, konnte Julian Ryerson sich als einer der wenigen Pole der Zuverlässigkeit im Team von Edin Terzic profilieren. Durchaus überraschend, blickt man lediglich auf die internationale Erfahrung oder die Marktwerte seiner Nebenleute.

Der Norweger kam auch aufgrund von Verletzungen bislang nur zu zehn Einsätzen, steuerte dabei aber bereits drei Tore und eine Vorlage bei. Die ersten sechs Spiele, in denen der Außenverteidiger in dieser Saison zum Einsatz kam, gewann der BVB allesamt. Insgesamt sind es sieben Siege bei zehn Einsätzen, ohne ihn holten die Schwarz-Gelben in sechs Spielen keinen einzigen Dreier.

Stats: Julian Ryerson
Stats: Julian RyersonOpta by StatsPerform/Profimedia

Mit Tugenden wie Zweikampfhärte, Laufstärke und präzisen Flanken legt der 26-Jährigen auf die scheinbar einfachen Dinge im Fußball. In einer Mannschaft, in der allzu oft genau diese Basics fehlen, ist Ryersons Einfluss kaum hoch genug einzuschätzen. Mit einer Innenbandverletzung wird der Anfang des Jahres von Union Berlin gekommene Flügelspieler die ersten Partien des neuen Jahres verpassen. Aus Dortmunder Sicht kann man nur hoffen, dass er möglichst bald wieder da ist.

VfB Stuttgart: Angelo Stiller

Sollte Angelo Stiller jemals unterschätzt gewesen sein und sich damit für diesen Artikel empfohlen haben, so dürfte sich das nach dem letzten Spiel der Stuttgarter in der Hinrunde erledigt haben. Mit zwei Assists war der ehemalige U21-Nationalspieler entscheidend am 3:0 des VfB gegen den FC Augsburg beteiligt, vor allem die iniesta-eske Vorarbeit für den Treffer von Chris Führich zum Endstand war ein absoluter Hingucker.

Als Weggefährte von Trainer Sebastian Hoeneß aus Hoffenheim "nachgeholt" galt Stiller schon immer als großes Talent auf der zentralen Mittelfeldposition, doch der entscheidende Durchbruch gelang ihm weder bei seinem Jugendklub FC Bayern noch im Kraichgau. Seit dem Wechsel an den Neckar ist der 22-Jährige unumstrittener Stammspieler und verpasste lediglich eine Partie aufgrund einer Verletzung.

Stats: Angelo Stiller
Stats: Angelo StillerOpta by StatsPerform/Profimedia

Im Mittelfeld der Stuttgarter, die mit zwei echten Flügelspielern und dem defensiv orientierten Atakan Karazor eine Art Raute spielen, nimmt Stiller die Position des kreativen Spielmachers ein. Eine Rolle, die dem wendigen und technisch versierten Münchner wie auf den Leib geschnitten zu sein scheint.

Bayer Leverkusen: Odilon Kossounou

Spektakel allerorten, wenn Bayer Leverkusen beteiligt ist: Die Offensivstars wie Jonas Hofmann, Florian Wirtz oder Victor Boniface bestimmen bei der Werkself momentan völlig zu Recht die Schlagzeilen, doch wie in jeder dauerhaft erfolgreichen Mannschaft liegt der Schlüssel zu gewonnenen Spielen oft in der Defensive. Dort besticht mit Odilon Kossounou vor allem einer, der in den vergangenen Jahren eher als Mitläufer agierte.

Der Ivorer ist in Sachen Zweikampfstärke in diesem Jahr eine echte Bank und verdiente sich den Stammplatz in der Dreierkette von Xabi Alonso. Die entscheidende Weiterentwicklung des erst 22-Jährigen liegt aber in der Spielauslösung: "Odi spielt unglaublich sicher. Er war ja schon immer körperlich aggressiv und zweikampfstark, aber jetzt macht er es auch mit Ball hervorragend", so das Zwischenfazit von Bayer-Sportdirektor Simon Rolfes.

Stats: Odilon Kossounou
Stats: Odilon KossounouOpta by StatsPerform/Profimedia

In der Tat scheint sich Taktikfuchs Alonso für Kossounou eine besondere Rolle überlegt zu haben. In einigen Spielen zu Beginn der Saison schaltete sich der groß gewachsene Innenverteidiger als rechter Halbraumspieler mit in die Offensive ein und trug den Ball immer wieder bis ins gegnerische Drittel. Mit über 90% Passquote in den ersten 16 Spielen der Saison rechtfertigt der 2021 aus Brügge gekommene Defensivmann das Vertrauen voll und ganz.