Time-Out: Die meist unterschätzten Spieler jedes Bundesligisten – Teil 1

Darmstadt 98: Fabian Nürnberger

Vor der Saison vom 1. FC Nürnberg eher als Unbekannte verpflichtet, hat Fabian Nürnberger eine ordentliche Hinrunde absolviert und Argumente geliefert, dass aus ihm zumindest ein solider Bundesligaspieler werden kann.

Der gebürtige Hamburger spielte sich gleich zu Beginn der Saison in der ersten Elf der Darmstädter fest und zeichnet sich vor allem durch Flexibilität aus. Rechts wie links kann er als Schienenspieler eingesetzt werden. Außerdem fühlt sich Nürnberger im zentralen und defensiven Mittelfeld wohl.

Mit drei Torbeteiligungen in 16 Spielen konnte er auch in der Offensive den ein oder anderen Akzent setzen. Seine erste Bundesliga-Halbserie macht jedenfalls Freude auf mehr, was sich auch in der Flashscore-Durchschnittsbewertung widerspiegelt: Mit 6,9 hat Nürnberger gemeinsam mit Marvin Mehlem das höchste Rating aller Darmstädter. Mit erst 24 Jahren ist er zudem noch lange nicht im Endstadium seiner Entwicklung angekommen.

FSV Mainz 05: Dominik Kohr

Seit der Saison 2011/2012 ist Dominik Kohr Bundesligaspieler. Nachdem er sich bei Bayer Leverkusen zunächst nicht durchsetzen konnte, wechselte er zur Rückrunde der Spielzeit 2013/14, vorerst auf Leihbasis, zum FC Augsburg. Auch dort kam er zunächst über die Rolle eines Kaderspielers und Lückenfüllers nicht hinaus, verdiente sich dann aber im Laufe der zweiten Saison mehr und mehr Spielzeit. Dies führte letztlich dazu, dass die Bayern Kohr 2015 fest verpflichteten.

Zwei Jahre später, mit der Vita von zwei soliden Spielzeiten als Bundesligaspieler erfolgte dann die Rückkehr zur Werkself, bei der er nach einer guten Startsaison jedoch erneut mehr und mehr ins zweite Glied rückte. Nach einer weiteren Zwischenstation bei Eintracht Frankfurt blühte der Stern des mittlerweile 29-Jährigen erst beim FSV Mainz 05 so richtig auf. 

Bei den Rheinhessen schlug Kohr 2021, zunächst abermals per Leihe im Winter, in einer für den Club schwierigen Phase auf. Denn Mainz war nach der Hinrunde mit nur 7 gesammelten Punkten Vorletzter. Mit 10 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer schien der erste Abstieg seit 2007 nur noch Formsache. 

Dass der FSV dann eine Rückrundensaison aus einem Guss hinlegte, 32 Punkte sammelte und den 5. Platz der Rückrunden-Tabelle belegte, ist auch ein Stück weit der Verdienst von Dominik Kohr. Die Zweikampfbereitschaft, Schnelligkeit und Konstanz des Mittelfeldspielers verliehen Mainz seit jeher ein neues Gesicht. Mittlerweile ist der Ex-Juniorennationalspieler ein Leader auf dem Feld und absoluter Stammspieler.

VfL Bochum: Bernardo

Ein weiterer Profi, bei dem es in der Bundesliga nicht auf Anhieb geklappt: Bernardo. Der Brasilianer landete 2016 über den Umweg Salzburg beim Red Bull-Franchise in Leipzig. Genau wie bei seinem späteren Arbeitgeber Brighton in der Premier League konnte er sich dort jedoch nie zum absoluten Stammspieler festspielen. 

2021 erfolgte der Schritt zurück zu RB Salzburg, im Sommer 2023 dann die Rückkehr in die Bundesliga zum VfL Bochum. Dort hat der 28-Jährige endlich die Konstanz gefunden, die er in seiner Karriere, oft auch Verletzungen geschuldet, lange vermissen ließen.

Unter Thomas Letsch entwickelte sich Bernardo schnell zum Leistungsträger, absolvierte für Bochum bis zur Winterpause alle 16 Spiele über die volle Distanz und weist mit 223 die ligaweit meisten gewonnen Zweikämpfe auf.

Borussia Mönchengladbach: Robin Hack

Mit zwei Vorlagen meldete sich Robin Hack gegen Werder Bremen am 15. Spieltag eindrucksvoll in der Bundesliga zurück. Die Bundesligakarriere des ehemaligen deutschen U-Nationalspielers vernahm bisher eher den Verlauf einer Achterbahnfahrt: Noch während seines Debüts im Oktober 2017 für die TSG Hoffenheim feierte er seinen Prämieren-Treffer. 

Danach wurde es still um den Flügelstürmer, der nach einem weiteren Jahr ohne große Rolle bei den Kraichgauern zur Saison 2019/20 den Gang in die 2. Liga antrat. Für den 1. FC Nürnberg netzte er in dieser Saison 10 Mal und erhielt im Anschluss bei Arminia Bielefeld 2021/22 eine weitere Chance in der Bundesliga. Mit drei magere Torbeteiligungen in 30 Spielen, dem Dasein als Lückenfüller und dem erneuten Abstieg in die 2. Liga mit der Arminia kann man mit Fug und Recht behaupten, dass er diese nicht zu nutzen wusste.

In der Folgesaison lief es dann aber wieder furios: Nach 10 Treffern und 5 Vorlagen erspielte sich Hack den Ruf als perfekter Zweitliga-Stürmer. Doch der mittlerweile 25-Jährige, der für Einsatz und Laufleistung steht, wollte mehr und wagt mit Borussia Mönchengladbach aktuell den nächsten Anlauf im Oberhaus des deutschen Fußballs.

Dort kommt er bisher zwar über die Joker-Rolle noch nicht hinaus, nutzte sein Startelf-Debüt im Dezember jedoch mit zwei Vorlagen und wird bei den Borussia-Fans vor allem für seine Galligkeit gefeiert. Man hat das Gefühl, dass man in den nächsten Monaten noch mehr positive Schlagzeilen über Robert Hack lesen könnte...

VfL Wolfsburg: Mattias Svanberg

Zur Saison 2022/23 verpflichtete der VfL Wolfsburg Mattias Svanberg vom FC Bologna. Dort hatte sich der Schwede über vier Saisons zur Stütze im Mittelfeld etabliert gehabt.

Svanberg, der die offensive Rolle im Mittelfeld bevorzugt, spielte sich auch beim VfL zur Mitte der ersten Saison in der Startelf von Niko Kovac fest und glänzte zudem mit 10 Torbeteiligungen.

Die mediale Aufmerksamkeit mag nicht immer auf den 24-Jährigen gerichtet sein. Dennoch hat sich Svanberg in der aktuellen Saison zum unverzichtbaren Leistungsträger entwickelt. Mit 7,0 verdient er sich das drittbeste Flashscore-Durchschnittsranking aller Wolfsburger.

SC Freiburg: Maximilian Eggestein

Maximilian Eggestein vom SC Freiburg steht für Konstanz. Der Mittelfeldmotor kam 2021 im Alter von 24 Jahren von Werder Bremen – für eine Ablösesumme von nur 5 Millionen Euro. Ebenso wie sein Flashscore-Marktwert von 9,7 Millionen Euro erscheint dies wenig, bedenkt man, dass der Hannoveraner mit einem Lebenslauf von vier Jahren Bundesliga-Erfahrung als Stammspieler ankam, auch wenn es in der Werder-Karriere Eggesteins sicherlich Höhen und Tiefen gab.

Nichtsdestotrotz: Auch in Freiburg stieg Eggestein schnell zum Stammpersonal auf. Seit der 27-Jährige im Breisgau spielt, geht es für den Klub steil bergauf. In seiner Debüt-Saison erreichten die Freiburger den 6. Tabellenplatz und das DFB-Pokalfinale, letztes Jahr der historische 5. Rang.

Zwar zeichnet sich die Streich-Elf vor allem durch ein starkes Kollektiv aus. Doch Eggestein ist definitiv ein wichtiges Puzzle-Teil dessen. Kürzlich wurde ihm dafür eine besondere Ehre zuteil - eine Adelung vom Coach höchstpersönlich: "Spieler wie sie, die auf solchem Niveau viel spielen können, sind sehr viel wert. Bei manchen Positionen brauchst du zwei Spieler, wenn Spieler verletzungsanfälliger sind. Bei anderen Positionen brauchst du nur einen Spieler und so ist das bei ihnen", sagte Streich, der es normalerweise zu vermeiden weiß, individuelle Leistungen hervorzuheben, über Eggestein, Matthias Ginter und Philipp Lienhart.

Eintracht Frankfurt: Lucas Alario

Lucas Alario und Eintracht Frankfurt – ein großes Missverständnis. Als Hoffnungsträger im Sommer 2022 verpflichtet, wurde der Argentinier schnell vom aufstrebenden Kolo Muani verdrängt – und landete unter Oliver Glasner fast genau so schnell auf dem Abstellgleis. Auch ein Jahr später, nach den Abgängen von Muani und Borre, konnte er die Rolle des Hoffnungsträgers, die er für viele Adler-Fans definitiv war, nicht erfüllen.

Aktuell ist der Stürmer in der Heimat, und könnte die Eintracht bereits im Winter verlassen. Nicht nur Sympathisanten der Hessen, sondern auch unzählige Fußball-Experten zerbrechen sich am Fall Alario den Kopf. Denn das Nichterfüllen seines Potenzials zieht sich bei dem eigentlich so talentierten Torjäger durch die ganze Karriere.

Bestes Beispiel Leverkusen: Seine Quote von 58 Toren und 16 Vorlagen in 164 Spielen im Bayer-Trikot lässt sich zwar mehr als sehen. Dennoch reichte es auch bei der Werkself nie längerfristig zum Status Stammspieler, obwohl man einigen seiner Auftritte durchaus das Prädikat "Weltklasse" verleihen wollte.

Ein funktionierender Alario in einem zu ihm passenden System in der Bundesliga: Das hätten sich wohl viele Fans gewünscht. Leider, so scheint es, wird aus diesem Szenario wohl nichts mehr.

RB Leipzig: Kevin Kampl

"Nur" 3,3 Millionen Euro Flashscore-Marktwert, von vielen Fantasy-Managern unterschätzt und ein Name, der generell nur selten in vorderster Front bei RB Leipzig genannt wird, ist der von Kevin Kampl. Der 33-Jährige, der erst im Oktober einen neuen Vertrag bis 2026 unterschrieb, befindet sich in seinem neunten Jahr in der Bundesliga.

Sowohl bei Borussia Dortmund, als auch bei Bayer Leverkusen und RB Leipzig ist der dabei immer auf seine Spielzeit gekommen. Unter Marco Rose ist er in der laufenden Saison absolut gesetzt. Sportdirektor Rouven Schröder betitelte den Slowenen bei dessen Vertragsverlängerung als "einen der wichtigsten Spieler".

Kampl zeichnet sich durch Zweikampfstärke, aber auch feine Ballbehandlung und das Auge für Mitspieler und Raum aus. Mit weit über 200 Spielen für RB ist er zudem unter den Top-10 der Rekordspieler des noch jungen Vereins.

FC Bayern München: Raphael Guerreiro

Wer es in seiner Karriere zum FC Bayern München schafft, ist wohl kaum als unterschätzter Spieler einzuordnen. Am ehesten trifft dies im aktuellen Kader der Münchener noch auf Raphael Guerreiro zu. Der Portugiese wechselte 2016 in die Bundesliga zu Borussia Dortmund.

Obwohl er oft durch Verletzungspech ausgebremst wurde, war Guerreiro schon beim BVB eine absolut tragende Säule im Hintergrund. So sehen wir eine Korrelation seiner besten Spielzeit im Borussen-Trikot in der vergangenen Saison mit den herausragenden Leistungen der Schwarz-Gelben, die beinahe für die Deutsche Meisterschaft ausgereicht hätten.

Guerreiro selbst steuerte dazu in 27 Spielen 4 Tore und 12 Vorlagen direkt bei. Geliebt wird er von den Fans für seine immense Laufleistung, seine starke Technik und Spielintelligenz, sowie die Fähigkeit, das Spiel nach Ballgewinnen schnell zu machen. Kurz gesagt: Ein Guerreiro tut jedem Team der Welt gut.

Ein Wechsel zu einem absoluten Top-Club war daher nur eine Frage der Zeit. Sollte "Die Batterie" die Winterpause verletzungsfrei überstehen, wird er auch für den FCB bereits in der Rückrunde ein großes Upgrade darstellen.