Serhou Guirassy: Der "Gewinner-Typ" mit den "Winner-Moves"
Bleibenden Eindruck hatte seine Leistung hinterlassen: Nicht nur bei seinem Trainer, dessen Würdigung nach dem 4:2 (1:2) gegen den VfL Bochum im Revierderby eher wie ein Stoßgebet klang. "Puh. Ich bin heilfroh, dass Serhou da ist", sagte Nuri Sahin - und auch der Guineer selbst setzte hinter seinen Instagram-Post zum Spiel das arabische Gotteslob Alhamdulillah. "Ein großartiges Comeback! Lasst uns weiter vorangehen."
Das hatte Serhou Guirassy getan, und zwar in einem Moment, in dem der gesamte BVB schwankte. Das demütigende 1:5 beim VfB Stuttgart steckte ohnehin tief in den Knochen, da stand es plötzlich auch noch 0:2, soeben war Bochums Myron Boadu von der Mittellinie aus alleine aufs Dortmunder Tor zugelaufen - und gescheitert. "Fällt das dritte Tor, haben wir ein Riesenproblem", gab Sahin zu, sein Kapitän Emre Can stellte fest: "Keiner im Stadion wusste am Anfang, was hier passiert."
Guirassy und die "Winner-Moves"
Wie gut, dass es Guirassy gibt. Denn der entriss den BVB im Alleingang diesem drohenden Schlund der Krise. Er führte seine Mannschaft per Kopf auf 1:2 heran (44.), erzwang den Foulelfmeter zum Ausgleich durch Can (61.) und legte das 3:2 nach (75.). "Er macht in den entscheidenden Momenten den Unterschied und gibt uns genau das, was wir uns erhofft haben", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl: "Er wird zufrieden ins Bett gehen. Und er wird noch besser werden."
Schließlich war der 28-Jährige, der für 18 Millionen Euro aus Stuttgart gekommen war, anfangs lange verletzt; noch wird von den Verantwortlichen lobend hervorgehoben, wenn er 90 Minute durchgehalten hat. Erreicht er erst seine Topform, besitzt der VfB den perfekten "Panzerknacker" für defensiv eingestellte Gegner. "Serhou ist jetzt nicht der Riesenredner", berichtete Torhüter Gregor Kobel: "Aber er ist ein Gewinner-Typ. Er hat die Winner-Moves."
BVB: Abwehr macht Sorgen
Diese sind auch bitter nötig, wenn der eigentlich geschickt verstärkte Kader sich derartige Abwehrfehler leistet. Viel zu einfach hatte sich der BVB auskontern lassen, in den vergangenen drei Bundesligaspielen hat er neun Tore kassiert. Fünf im desolaten Spitzenspiel, ja - aber auch jeweils zwei gegen Heidenheim und Bochum. Selbst der so zuverlässige Kobel verschenkte ein Tor mit einem missglückten Dribbling. "Das geht so nicht, wir müssen besser werden, einhundert Prozent", forderte Can.
Sahin sprach erleichtert von der offensiven "Drehzahl", die bei seiner Mannschaft immerhin gestimmt habe. Das erinnerte an die vergangenen Saison unter Edin Terzic, der im alten Continental-Trikot auf der Tribüne saß: Defensivschwächen können mit Vollgas im Sturm überpowert werden. Aber nicht ständig. Das wäre wohl auch für Serhou Guirassy zu viel.