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Riesentraum und kriselnder Alltag: Baumann zwischen Nübel und Turek

Baumann (l.) und Nübel im DFB-Trikot
Baumann (l.) und Nübel im DFB-TrikotČTK / DPA / Jan Fromme
Oliver Baumann und Alexander Nübel können sich auf das Kerngeschäft Bundesliga konzentrieren. Wenn die beiden Keeper, denen die temporäre Oberherrschaft im Nationaltor durch Neuer-Rücktritt und ter-Stegen-Verletzung plötzlich zugefallen ist, am Wochenende aufeinandertreffen, wird dies kein Showdown um den plötzlich freien Startplatz im DFB-Gehäuse. Denn Baumann, so stellte Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf das Bosnien-Match am 11. Oktober klar, habe es "verdient, mal ein Länderspiel zu kriegen".

Es ist ein bisschen Planungssicherheit in unsicheren Zeiten für Baumann, der am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) mit der intern wie sportlich kriselnden TSG Hoffenheim bei Nübels VfB Stuttgart zu Gast ist. Und mindestens ein bisschen Vorfreude auf sein Adler-Debüt trägt der so geduldige Routinier dann in sich. "Das wäre ein Riesentraum für mich", sagte Baumann bei RTL, "ein Ertrag des Nicht-Aufgebens und der jahrelangen harten Arbeit."

Seit 14 Jahren ist der 34-Jährige Nummer eins in Liga eins, bestreitet in Stuttgart sein 467. Bundesliga-Spiel. Debütiert hat Baumann im Mai 2010 noch für den SC Freiburg gegen Borussia Dortmund. Beim BVB im Tor: Roman Weidenfeller. Und genau diesem würde Baumann bei einem Einsatz gegen die Bosnier einen Rekord abnehmen.

Zum Match-Center: VfB Stuttgart vs. TSG Hoffenheim

Krise bei der TSG

Weidenfeller wurde bei seinem ersten Länderspiel am 19. November 2013 beim 1:0 gegen England mit 33 Jahren und 105 Tagen ältester Debütant im DFB-Tor, überbot damals den legendären Toni Turek um rund zwei Jahre. Baumann ist nun noch ein gutes Jahr älter als Weidenfeller. Und trägt viel Ruhe in sich - mittlerweile zehn Jahre im eigentlich beschaulichen und doch so giftigen Hoffenheim haben ihn abgehärtet.

Es sei "vielleicht die wildeste Zeit" seiner TSG-Karriere, sagte Baumann zuletzt. Interne Querelen im Klub, Fan-Stimmungsboykott, sportliche Rückschläge: Hoffen- und Sinsheim sind derzeit keine Erholungsorte. Das 2:0 in der Europa League gegen Kiew am Donnerstag hat zumindest Trainer Pellegrino Matarazzo Luft zum Atmen verschafft.

"Ich sehe schon viele Kriterien, die zeigen, dass es stimmt zwischen Trainer und Mannschaft", sagte Baumann. Eine weitere Niederlage in der Bundesliga gegen den DFB-Kollegen Nübel - der 28-Jährige könnte sein Nagelsmann-Debüt am 14. Oktober gegen die Niederlande feiern - dürfte den angeknockten Matarazzo womöglich ausknocken. Derzeit liegt Hoffenheim mit drei Punkten aus fünf Spielen auf Rang 16.

Erste Hoffenheimer Numme eins

Der Klub in seiner derzeitigen Identitätskrise darf sich bald zumindest damit schmücken, erstmals einen deutschen Nationaltorhüter zu stellen. Timo Hildebrand war nach seinem Wechsel zur TSG 2009 kein DFB-Thema mehr, der in Hoffenheim sagenhaft erfolglose Tim Wiese rutschte 2012 mit dem Transfer aus Bremen in den Kraichgau aus dem Nationalteam - keine guten Vorbilder für Baumann.

Als solche taugen eher seine DFB-Vorgänger: Die spätberufenen Weidenfeller und Turek wurden noch Weltmeister. Geduld, das weiß Baumann genau, wird oft belohnt.