"Reiner Quatsch": Darmstadt hadert nach nicht gegebenem Tor mit der Handspiel-Regel
Als der erste heftige Ärger verraucht war, richtete sich die Wut bei Darmstadt 98 nicht mehr gegen Florian Badstübner. Dem Schiedsrichter wurde nach einer erregten Handspiel-Debatte im Bremer Weserstadion Absolution erteilt, vielmehr waren es mit etwas Abstand die Fußball-Regelhüter, die den Unmut abbekamen. "Den Erfinder dieser Regel will ich gerne mal kennenlernen", schnaubte Trainer Torsten Lieberknecht.
Das 1:1 (1:1) bei Werder Bremen, es machte den Darmstädtern ob einer starken Leistung zwar Hoffnung im Abstiegskampf, doch es fühlte sich an wie eine bittere Niederlage. Was Lieberknecht zunächst zu einem veritablen Wutanfall in den Stadion-Katakomben bewogen hatte, war eine Szene in der siebten Minute der Nachspielzeit, die im Anschluss heiß diskutiert wurde.
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Ball berührt Skarke am Arm
Darmstadts Tim Skarke hatte einen kapitalen Fehler von Werders Keeper Michael Zetterer ausgenutzt und zum vermeintlichen 2:1 eingeschoben - doch weil der Stürmer den Ball mit dem am Bauch angelegten Unterarm berührt hatte, zählte der Treffer nicht. Und die Horrorserie der Lilien, die seit dem 7. Oktober 2023 auf einen Bundesligasieg warten, setzte sich fort.
Bei der Entstehung eines Treffers gibt es bei der Handregel keinerlei Interpretationsspielraum, jegliche Berührung des Balls durch den Schützen ist verboten. Badstübner und sein Videoassistent Patrick Hanslbauer hatten also die korrekte Entscheidung getroffen, was auch die Darmstädter Spieler, die auf dem Platz noch gewütet hatten, schließlich eingestanden.
"Aus Schiedsrichtersicht hat der gute Mann alles richtig gemacht", bemerkte der starke Torhüter Marcel Schuhen. "Regel ist Regel. Aber das ist eine Regel, die man aus Sportlersicht ändern könnte." Noch deutlicher wurde der vermeintliche Siegtorschütze: "Es ist brutal. Das ist für mich reiner Quatsch", sagte Skarke, der später auch von Thorsten Kinhöfer Unterstützung erfuhr.
Die Regel sei "schwachsinnig", stellte der ehemalige Schiedsrichter bei Bild klar: "Ich halte das in Zeiten des VARs für völlig überholt." Dass diese Kritik aus den "eigenen Reihen" kurzfristig zu einer Anpassung führt, darf bezweifelt werden - für die Darmstädter wäre das ohnehin zu spät. Es sei "wie verhext", sagte Skarke.
In der Tat scheint auf den Darmstädtern in dieser Saison eine Art böser Fluch zu lasten. Die Bilanz der letzten 16 Spiele jedenfalls ließt sich einigermaßen gruselig: Zehn Niederlagen, sechs Unentschieden, kein Sieg. Und doch machte der couragierte Auftritt in Bremen Mut.
"Wir waren sehr widerstandsfähig", sagte Lieberknecht, dessen Team weiter vier Punkte vom Relegationsrang trennen: "Irgendwann muss diese Mannschaft einfach eine Belohnung bekommen."