Red Bull droht Blamage: SK Sturm Graz vor österreichischem Meistertitel
Für Sturm Graz hingegen würde der Titel das Ende einer jahrelangen Wartezeit bedeuten. Zuletzt wurden die Steirer in der Saison 2010/11 österreichischer Meister. Das 2:2-Unentschieden im Spitzenspiel bot den Zuschauern höchste Dramatik. In Halbzeit eins erzielte Alexander Prass einen Doppelpack für Sturm.
Im zweiten Durchgang gerieten der 22-Jährige aber heftig ins Zittern. Anstatt die 2:0-Führung souverän zu verwalten, begannen die Grazer, den eigenen Strafraum zu verbarrikadieren. Die risikoarme Spielweise wurde umgehend bestraft. Dorgeles Nene und Karim Konate sicherten dem Titelverteidiger noch ein Remis.
"Es ist nie leicht, gegen Salzburg hier zu bestehen. Wir sind hier nicht als Favorit hingefahren. Jeder aus unserer Liga, der hier spielt, ist Außenseiter", so Prass gegenüber Sky Sport Austria: "Ich glaube, dass die Situation dieselbe ist, wie vor dem Spiel."
Durch die Punkteteilung haben die "Schwoazn" drei Spieltage vor Schluss ebenso viele Punkte Vorsprung auf Red Bull Salzburg. Zuletzt wurden die Roten Bullen 2013 nicht österreichischer Meister. Damals setzte sich Austria Wien unter dem späteren Bundesliga-Coach Peter Stöger sensationell an die Spitze.
Zum Match-Center: RB Salzburg vs. Sturm Graz
Sturms steiler Aufstieg
Der SK Sturm hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. In den beiden zurückliegenden Spielzeiten wurde das Team von Trainer Christian Ilzer Vizemeister. Zudem gewannen die Grazer im Vorjahr zum insgesamt sechsten Mal den ÖFB-Pokal. Auch in dieser Spielzeit steht man im Pokalfinale, dort trifft man am Mittwoch (17 Uhr) - wie schon im Vorjahr - auf Rapid Wien.
Möglich wurde Sturms Erfolgsgeschichte in erster Linie dank starker Arbeit in der Scouting-Abteilung und am Transfermarkt. Beispielsweise verkaufte Sturm im vergangenen Sommer den jungen dänischen Stürmer Rasmus Höjlund an Atalanta Bergamo. Von dort aus schaffte der Angreifer den Sprung zu Manchester United. Sportdirektor Andreas Schicker, welcher vor wenigen Wochen auch Thema für die Baumann-Nachfolge bei Werder Bremen, brachte seinem Verein durch den Deal eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro ein.
Summen, die mit Blick auf die turbulente Vereinshistorie beinahe utopisch wirken. 2006 musste Sturm ein Konkursverfahren eröffnen, dem Verein drohte der Absturz ins Unterhaus. Ein Punkteabzug, ein Zwangsausgleich und strenge Auflagen für die Folgejahre brachten den 1909 gegründeten Traditionsverein zwischenzeitlich in die Bredouille.
Konträr dazu hat Red Bull Salzburg eine echte Seuchensaison hinter sich. Im Sommer entschied sich der deutsche Cheftrainer Matthias Jaissle zu einem Wechsel nach Saudi-Arabien. Sein Nachfolger Gerhard Struber wurde Mitte April und interimistisch durch den gebürtigen Essener Onur Cinel ersetzt. Der erhoffte Trainereffekt blieb jedoch aus, in bisher drei Spielen unter dem 38-Jährigen feierte man nur einen Sieg.