Zeitenwende in Freiburg: Schuster tritt in Streichs große Fußstapfen
Der Neue ist ein Altbekannter: Julian Schuster tritt im Sommer beim SC Freiburg in die riesigen Fußstapfen von Trainer Christian Streich. Der Ex-Kapitän übernimmt beim Sport-Club wie erwartet zur kommenden Saison und soll die gewaltige Lücke schließen, die Streich nach über zwölf Jahren als Proficoach hinterlässt. Es ist eine Zeitenwende - und dennoch bleibt der Klub aus dem beschaulichen Breisgau seinem Weg treu.
Der Posten als Cheftrainer sei für ihn "Herzensangelegenheit und Herausforderung zugleich", sagte Schuster, der den Verantwortlichen für das Vertrauen, aber auch Weggefährten und Trainern wie Streich für die "enge und intensive Zusammenarbeit" dankte. Er sei sich "der Aufgabe bewusst und gehe diese mit voller Überzeugung, aber auch mit Demut und Respekt an".
Schuster, geboren im schwäbischen Bietigheim-Bissingen, kennt den Verein bereits bestens. Der 38-Jährige ist als Verbindungstrainer zwischen Profis und Jugend bei den Breisgauern tätig. In Streichs Anfangszeit war er als Kapitän der verlängerte Arm auf dem Spielfeld und fungierte bis zu seinem Karriereende 2018 als wichtiger Ansprechpartner. Heute ist er unter anderem auch in die Gegneranalyse eingebunden.
Nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen
Seine Beförderung passt einmal mehr zum "Freiburger Weg", auf dem immer wieder Spieler oder eben Trainer aus dem eigenen Haus eine Chance erhalten. Streich hatte nach 17 Jahren im Jugendbereich den Sprung geschafft. Und Schuster? Bislang trainierte er noch keine Mannschaft als Chefcoach, genießt aber dennoch das Vertrauen.
"Sein Fachwissen, seine Persönlichkeit und seine umfängliche Identifikation mit der Philosophie und den Werten des SC Freiburg waren für uns maßgebliche Kriterien", sagte Sportvorstand Jochen Saier: "Nach der Entscheidung von Christian, seine Tätigkeit als Trainer des Sport-Club zu beenden, sind wir überzeugt, mit der Verpflichtung von Julian Schuster die richtige Lösung gefunden zu haben, um den von uns eingeschlagenen Weg mit neuen Impulsen und neuer Energie weitergehen zu können."
Dabei verlief Schusters Weg in den Profibereich keineswegs gradlinig. Er spielte nie in einem Leistungszentrum, mit 19 kickte er noch in der Kreisliga, machte dann aber ein Praktikum beim VfB Stuttgart und landete über den Betriebssport plötzlich in der zweiten Mannschaft der Schwaben. 242 Pflichtspiele absolvierte er später für Freiburg und erzielte dabei 21 Tore.
Dabei lernte er sicherlich auch das eine oder andere von seinem damaligen Trainer. Zwischen Streich und ihm habe es aber auch mal "richtig gekracht. Andere waren gespannt, was am nächsten Morgen passiert. Da war aber nichts, weil wir beide nicht nachtragend sind", hatte Schuster 2019 in einem kicker-Interview gesagt. Als Nachfolger der Trainerikone wird er es aber keineswegs leicht haben.
Streich hatte am Montag bekannt gegeben, dass er seinen Vertrag in Freiburg nicht für eine weitere Saison verlängern wird. Zuletzt hatte er mit dem Sport-Club zweimal das Achtelfinale der Europa League und 2022 den Einzug ins Pokal-Endspiel geschafft - es waren die größten Erfolge des Klubs. Abstiegssorgen gehören inzwischen der Vergangenheit an.
Und auch wenn Streich die 16 Jahre andauernde Amtszeit von Volker Finke nicht toppt, hinterlässt er nach knapp 500 Spielen ein riesiges Erbe. Das weiß auch Schuster.