Nach schwerer Krankheit: Christoph Daum 70-jährig verstorben
Über viele Jahre hinweg war Christoph Daum eine der schillerndsten Persönlichkeiten im deutschen Profi-Fußball. Seinen größten Erfolg feierte er 1992, als er den VfB Stuttgart sensationell zur deutschen Meisterschaft führte. Es folgten Meistertitel in der Türkei (1995 mit Besiktas, 2004 und 2005 mit Fenerbahce) und in Österreich (2003 mit Austria Wien).
In der Bundesliga führte er zudem den 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen zur Vizemeisterschaft. Sein letztes Engagement endete im Jahr 2017, als er sich mit dem rumänischen Fußball-Verband auf eine Vertragsauflösung einigte.
Für jeden Streit zu haben
Auf dem Platz war Daum für seine taktische Intelligenz und seine ausgeprägte Autorität bekannt. Auch neben dem Platz war der gebürtige Zwickauer immer wieder für Schlagzeilen gut.
So kam es etwa 1989 zu einem legendären Zoff mit Uli Hoeneß. Vor laufenden Kameras lieferte sich Daum mit dem mächtigen Bayern-Boss ein hitziges Wortgefecht. Hoeneß versuchte, den damaligen Köln-Trainer öffentlich abzukanzeln - doch der damals noch junge Coach wehrte die Angriffe mit unterkühlter Miene ab.
Im Jahr 2000 stand Daum kurz davor, deutscher Nationaltrainer zu werden. Als Hoeneß davon Wind bekam, ließ dieser in einem Interview mit der Münchener Boulevard-Zeitung "Abendblatt" einen folgenschweren Satz fallen: "Der DFB kann doch keine Aktion ‚Keine Macht den Drogen‘ starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun."
Eine freiwillige Haaranalyse später stand fest, dass Daum Kokain konsumiert hatte. Seinen guten Ruf büßte Daum vorerst ein, er zog sich vorübergehend aus dem öffentlichen Leben zurück und lebte fortan in Florida. Nach einer gut einjährigen Auszeit übernahm er schließlich das Traineramt bei seinem Ex-Verein Besiktas. Seine positive Ausstrahlung hatte sich der Trainer trotz Kokain-Skandal beibehalten.
Hoeneß würdigt Daum: "Keinem Disput aus dem Weg gegangen"
Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung
Privat engagierte sich Daum regelmäßig gegen Rassismus und Diskriminierung. Er setzte sich aktiv für Blinde und Sehbehinderte ein, unterstützte die türkische Kinderkrebshilfe "Bizim Lösemili Cocuklar Vakfi" und trainierte ehrenamtlich den FC Diabetologie, eine Amateur-Auswahl der Deutschen Diabetes-Hilfe.
Im August 2011 wurde bekannt, dass Daum an Hautkrebs erkrankt war. Nach mehreren Operationen konnte er die Krankheit überwinden. Doch elf Jahre später folgte die nächste schwere Diagnose: Lungenkrebs.
Im Kampf gegen die Krankheit bewies Christoph Daum Offenherzigkeit. Selbst schwer erkrankt, scheute er nicht das Rampenlicht. Medientermine nutzte der einstige Sprücheklopfer, um Menschen "Mut zu machen, die diese niederschmetternde Diagnose erhalten."
Christoph Daum war eine Ausnahmeerscheinung. Ob im Erfolg oder in der Krise - seine Persönlichkeit strahlte über den Fußball hinaus. Am 24. August 2024 erlag er im Alter von 70 Jahren der schweren Erkrankung, seiner Familie zufolge konnte Daum "friedlich im Kreise seiner Familie" Abschied nehmen.