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Manuel Neuer tritt ab: Schlaglichter einer Weltmeisterkarriere

Manuel Neuer beendet als einer der größten Torhüter aller Zeiten seine Karriere in der Nationalmannschaft.
Manuel Neuer beendet als einer der größten Torhüter aller Zeiten seine Karriere in der Nationalmannschaft.Sven Simon/dpa Picture-Alliance via AFP
PREMIERE: 2. Juni 2009, Al-Maktoum Stadium, Dubai. Neuer debütiert vor nur 7000 Zuschauern gegen Gastgeber Vereinigte Arabische Emirate - und feiert ein 7:2. Nur ein Jahr später ist der damalige Schalker bei der WM in Südafrika die Nummer eins, weil Rene Adler sich in der Vorbereitung verletzt. Danach gibt er diese Position 14 Jahre nicht mehr her.

REKORDE: 124 Einsätze im Nationalteam, kein deutscher Torhüter hatte mehr. Auf Platz zwei der ewigen Bestenliste steht Jürgen Croy, der 102 Spiele für die DDR absolvierte, dahinter folgt Sepp Maier - mit 95. Dazu stand Neuer bei Weltmeisterschaften 19-mal zwischen den Pfosten, häufiger als weltweit jeder andere. Mit 20 Einsätzen ist Neuer auch Deutschlands EM-Rekordspieler, er führte die Nationalmannschaft 61-mal als Kapitän auf den Rasen. Nur Lothar Matthäus trug häufiger die Spielführerbinde.

AUSZEICHNUNGEN: Fünfmal Welttorhüter, 2020 Europas Torhüter des Jahres, Goldener Handschuh nach dem WM-Triumph 2014. Bester Schlussmann der U21-EM 2009, die ebenfalls mit dem Titel endete - Neuer ist hochdekoriert. Dazu erhielt der Ausnahmespieler als Mitglied des Nationalteams zweimal das Silberne Lorbeerblatt.

PAUSEN: In jungen Jahren bleibt Neuer von gravierenden Verletzungen ziemlich verschont, ein Mittelfußbruch in seiner Schalker Zeit ist die Ausnahme. Mit dem steigenden Alter aber steigen auch die Ausfallzeiten, 2017 zieht sich Neuer gleich zweimal einen Bruch im linken Fuß zu. Er verpasst fast eine gesamte Saison, steht aber schließlich doch bei der WM in Russland im Tor - das blamable Vorrundenaus kann er mit durchwachsenen Leistungen nicht verhindern. Ende 2022 dann der nächste große Verletzungsschock: Beim Skifahren riskiert Neuer seine Karriere und bricht sich den Unterschenkel. Satte 311 Tage muss der FC Bayern nach dem folgenschweren Ausflug auf ihn verzichten. Und auch das Nationalteam.

GLÜCK: 27. Juni 2010, Blomfontein/Südafrika, WM-Achtelfinale gegen England, Revanche für Wembley. Es steht 2:1 für Deutschland, Englands Kapitän Frank Lampard zieht aus gut 17 Metern ab, der Ball prallt an die Unterkante der Latte, von dort rund 40 Zentimeter hinter die Linie und wieder an die Latte. Neuer ist geschlagen, der Ball eindeutig im Tor, doch die Schiedsrichter geben den Treffer nicht. Am Ende heiß es 4:1.

Spielweise setzt Maßstäbe

LIBERO: In den Augen vieler Experten revolutioniert Neuer mit seiner offensiven Spielweise und seinem fußballerischen Talent das Torwartspiel. Den Gipfel dieser Revolution erreicht Neuer am 30. Juni 2014. Im zähen WM-Achtelfinale gegen Algerien. Er köpft, er grätscht und er klärt jeden Ball, der auch nur in die erweiterte Nähe seines Tores kommt. Der eigene Strafraum ist für Neuer an diesem Tag nur theoretisch der Ort, an dem er sich aufzuhalten hat. Gleich mehrere vielversprechende Angriff des Gegners unterbindet er rund um die Mittellinie - und rettet damit sein Team.

NOCHMAL GLÜCK: 13. Juli 2014, Rio de Janeiro, WM-Finale gegen Argentinien. 56. Minute, es steht 0:0, Neuer faustet an der Strafraumgrenze den Ball vor dem heranstürmenden Gonzalo Higuain weg, trifft den Gegenspieler dabei aber mit voller Wucht am Kopf. Es könnte durchaus Elfmeter geben, gibt es aber nicht. "Für mich war wichtig, dass ich als Erster an den Ball komme und die Situation klären kann – und so war's ja dann auch", sagt Neuer später trocken.

HÖHEPUNKT: Argentinien bleibt ohne Tor, Mario Götze trifft in der Verlängerung, der Rest ist Geschichte. Neuer feiert am Zuckerhut den größten Erfolg seiner Nationalmannschaftskarriere. Und folgt als Weltmeister auf die Größen Toni Turek, Sepp Maier und Bodo Illgner.

ENDE: Bei der Heim-EM erlebt Neuer einen würdigen Abschied. Die Zweifel daran sind vor dem Turnier ungewohnt groß - die lange Pause nach dem Beinbruch Ende 2022, eine unglückliche Saisonschlussphase mit dem FC Bayern und gleich mehrere Patzer in der Vorbereitung geben Anlass zur Sorge - doch Neuer liefert ab. Wie so oft. Zum Happy End reicht es zwar nicht, weil Spanien im Viertelfinale cleverer und glücklicher ist, an Neuer liegt es nicht. Der Routinier rettet in den fünf EM-Spielen einige Male spektakulär und spielt ein fehlerloses letztes Turnier.