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FlashFocus: Fast Zweitliga-Dino - so will der HSV unter Baumgart zurück ins Oberhaus

Steffen Baumgart ist die große HSV-Hoffnung.
Steffen Baumgart ist die große HSV-Hoffnung.Credit: ČTK / imago sportfotodienst / Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn
Es ist für den gemeinen HSV-Fan seit Jahren dieselbe Prozedur: man geht in die Saison als Favorit auf den Aufstieg in die Bundesliga, höchste deutsche Spielklasse, und zeigt den Fans ansehnlichen Zweitliga-Fußball – doch am Ende scheitert die große Mission an Kleinigkeiten. Fast schon wie ein Fluch scheint es für den ehemaligen Bundesliga-Dino zu sein, der verzweifelt daran arbeitet, endlich in diese zurückzukehren. Dieses Jahr soll es für den einstigen internationalen Vorzeigeverein unter Trainer Steffen Baumgart endlich zurück ins Oberhaus gehen. Wir analysieren im FlashFocus der Woche, was in dieser Spielzeit das Zünglein an der Waage sein könnte.

Die Zeiten von Van der Vaart, Van Nistelrooy, Mahdavikia und Co. sind schon seit einiger Zeit Geschichte – die großen Helden, die mit den Rothosen auch Europa teilweise in Angst und Schrecken versetzt hatten, gibt es nicht mehr, doch neue Aushängeschilder machen Hoffnung auf einen Aufwärtstrend. Eines davon ist der neue Trainer Steffen Baumgart. Der sympathische Coach mit der Schirmmütze als Markenzeichen hatte vergangene Saison übernommen und das war für ihn eine Herzensaufgabe, da er bereits seit jüngster Kindheit Fan des Hamburger SV sei.

Der Sonne so nah – der Frühling als Gefahr

Es ist beinahe eine doppelte Metapher, wenn der HSV in den Frühling einsteigt: es wird wärmer, das Klima bessert sich, doch die Sonne scheint dem HSV zu schaden, ähnlich wie Ikarus fliegen sie wie jener zum selben Zeitpunkt zu nahe und stürzen in der Liga ab. Seit der Premiere im Unterhaus 2018/19 schaffte man es dreimal in Folge, noch auf den vierten Rang abzufallen. In den folgenden beiden Jahren ging es dann jeweils unnötigerweise in die Relegation und auch dort gab es das bessere Ende für den Erstligisten.

In der vergangenen Saison war es dann trotz dem Wechsel zu Baumgart kein Fußballfest im Mai, sondern man kehrte zu alten Gewohnheiten zurück. Der vierte Platz war dabei die Strafe für den Verein und unzählige Fans, die sich bereits auf Duelle gegen Bremen, Dortmund & Co. gefreut hatten. Im verflixten siebten Jahr soll es nun anders kommen, man will sich nicht in alte Muster stürzen lassen, sondern ganz hoch hinaus – zurück in die erste Bundesliga und das erscheint gar nicht unrealistisch.

Frischer Wind – neue Gesichter und die Jugend

Im ersten Versuch scheiterte Steffen Baumgart direkt, einmal wieder ging dem HSV auf den letzten Metern die Luft aus. Spiele gegen vermeintlich einfache Gegner wurden verloren und schlussendlich stand man mit leeren Händen da. Doch nicht die Trauer, sondern der Wiederaufbau war das Thema. Leistungsträger wie Robert Glatzel, Ludovit Reis oder Jonas Meffert blieben der Raute trotz lukrativer Angebote treu und im Gegensatz zu den vergangenen Saisons, wurde auf dem Transfermarkt ordentlich zugelangt.

Marco Richter, Davie Selke, Adam Karabec, Daniel Elfadli oder Silvan Hefti sind Namen, die ohne Probleme auch in der Bundesliga spielen könnten, sich aber dagegen entschieden, um einen gefallenen Giganten zurück dahin zu bringen, wo er hingehört. Zusätzlich trägt die Jugendarbeit von Horst Hrubesch erste Früchte. Bilal Yalcinkaya oder Fabio Balde gehören zum Kader und besonders letztgenannter hat nicht ohne Grund erst kürlzlich einen neuen Vertrag bekommen – es scheint im Moment einfach alles zu stimmen.

Der Fall Vuskovic – Fluch und Segen

Ein Wehmutstropfen war hingegen der Misserfolg im Fall Vuskovic. Der Kroate war 2022 von Hajduk Split fest verpflichtet worden und hätte der Garant für einen Wiederaufstieg werden sollen. Doch der Doping-Fall bewirkte das Gegenteil. Nach dem nun fixen Urteil entschied der HSV sich dazu, die Abwehr-Hoffnung ab 2026 neu unter Vertrag zu nehmen, doch bis dahin hinterlässt dieser eine Lücke, die auch Neuling Lucas Perrin oder Dennis Hadzikadunic kaum zu schließen vermögen.

Eine gute Seite brachte dieser Vorfall mit sich. Die Mannschaft ist zusammengerückt und steht für „Mario“ ein, trifft sich mit ihm zum Essen und überlässt ihn nicht seinem Schicksal. Das Gefüge unter den Jungs funktioniert und auch Neuverpflichtungen werden in diese Familie integriert. Ein wichtiger Unterschied zu den Vorjahren, wo große Namen, mit großer Hoffnung geholt worden sind. Doch am Ende kann man sich Erfolg bekanntlicherweise nicht kaufen.

Länderspielpause im richtigen Moment

Dass es nun erstmal ein wenig Zeit zum Nachdenken für den HSV gab, störte diesen wohl kaum. Mit 7 Punkten aus den ersten 4 Spielen, stehen die Rothosen auf dem siebten Tabellenplatz und damit auch erstmal hinter den eigenen Erwartungen – doch nun geht es direkt in die Fehleranalyse. Spielte Tim Walter noch einen sehr wilden Fußball, möchte Baumgart mehr Kontrolle in das Spiel der Nordlichter bringen. Das klappte soweit, doch die offensive Durchschlagskraft ist eigentlich zu stark, um die Konter als primäre Methode zur Chancenbearbeitung zu nutzen.

Dies wird wohl einer der größten Punkte sein, die jetzt angegangen werden und mit einer Offensive aus Glatzel, Selke, Königsdörffer, Dompe und dem neuen Sahiti hat man ohnehin eine Schar an Waffen, die nur auf ihren Einsatz warten. Auch Immanuel Pherai, Adam Karabec und Ludovit Reis haben riesiges Potenzial, mit ihren kreativen Einfällen Spieler zu binden und Räume zu schaffen – nun gilt es für Steffen Baumgart, dieses ganze Arsenal zu mobilisieren. 

Ein Puzzlestück von dem großen Ziel entfernt

Es sind so viele positive Aspekte, die man aus der näheren Analyse des aktuellen Geschehens im Verein mitnehmen kann und trotzdem fragt man, sich warum es nun nicht direkt klappt. Die Antwort heißt Geduld. Und diese hat der sechsfache deutsche Meister seit Jahren nicht bewiesen. Immer wieder feuerte man den Trainer, als dieser gerade dabei war, endlich sein System in die Mannschaft einzuimpfen und zu einer Einheit mit dem Team zu werden. Walter war ein gutes Beispiel dafür; nicht ohne Grund ist es in der Fan-Szene kein Geheimnis, dass man vermutet, dass unter jenem Walter im vergangenen Jahr der Aufstieg möglich gewesen wäre.

Die benötigte Geduld bringt man bei Steffen Baumgart jedoch nun wohl auf. Beim Ex-Kölner gab es nach dem Scheitern im Vorjahr keine Diskussion und es ging direkt in die Vorbereitung für die jetzige Saison, in der es nun endlich klappen könnte. Bereits am Sonntag geht’s gegen Jahn Regensburg, vor heimischer Kulisse bei perfekten, nordischen Temperaturen, es könnte kaum einen besseren Moment geben, um jetzt mit der richtigen Arbeit anzufangen und das sehnsüchtig wartende Publikum mit ansehnlichem Offensiv-Fußball zu begeistern – Schützenfest nicht ausgeschlossen. 

Also ist eigentlich alles angerichtet. Und sofern sich der Dino im Frühling nicht wieder zu nah an die Sonne wagt, könnte die Bundesliga-Uhr schon bald wieder schlagen. Ziele wie Europa oder noch mehr könnten zurück in die Köpfe der Fans kommen und in der Hansestadt stiege der Pegel endlich wieder in Richtung sportlicher Erfolg.

Match-Center: Hamburger SV vs. Jahn Regensburg