Fast am Ziel: Mainz 05 muss noch einmal Vollgas geben
Natürlich ging es auf den Zaun, und das gleich doppelt: Nadiem Amiri und Leandro Barreiro gaben mit Mikrofonen in der Hand die Einheizer im Fanblock, vor ihnen tanzten Mannschaftskameraden und Betreuer ausgelassen über den Rasen. Der FSV Mainz 05 probte vor dem letzten Spieltag die große Party.
Am kommenden Samstag reicht nach menschlichem Ermessen ein Punkt beim VfL Wolfsburg, um den Klassenerhalt in der Bundesliga perfekt zu machen. Noch aber ist das Schreckgespenst Relegation nicht gänzlich vertrieben.
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"Es ist noch nichts geschafft"
"Wir sind noch nicht durch", mahnte Kapitän Silvan Widmer nach dem beeindruckenden Sturmlauf beim 3:0 über den Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund. "Es ist noch nichts geschafft", betonte auch Keeper Robin Zentner, ähnliche Worte fand Trainer Bo Henriksen. Der Däne aber sagte auch: "Ich bin sehr glücklich, dass es jetzt an uns liegt."
Der furiose Sieg über eine erschreckend schwache B-Elf des BVB hievte Mainz auf Platz 15 und beschert eine hervorragende Ausgangssituation vor dem finalen Spieltag: Bei einem Remis in Wolfsburg bleibt Mainz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Erstligist. Um zwei Punkte und zwölf Tore ist die eigene Bilanz besser als die von Union Berlin.
Die Köpenicker hatten am Samstagnachmittag auf dramatische Weise 2:3 beim 1. FC Köln verloren, was für die abends spielenden Mainz wiederum bedeutete: Bei einer Niederlage gegen Dortmund wäre auch der direkte Abstieg weiter möglich. Die Nullfünfer standen unter Zugzwang, maximalem Druck. Henriksen aber sagte nach dem Spiel: "Köln hat uns ein Geschenk gemacht."
"Waren viel aggressiver als" Borussia Dortmund
Denn trotz (oder eben gerade wegen) des drohenden Szenarios, am 34. Spieltag noch in die Abgründe des Bundesligakellers stürzen zu können, lösten die Mainzer alle Fesseln. Dortmund wurde binnen elf Minuten überrannt. Zunächst traf Barreiro (12.), dann Jae-Sung Lee (19., 23.). Fertig war die Schleife um das Kölner Präsent.
"Es kamen nie Zweifel auf, wer die Punkte mehr braucht", lobte Widmer: "Viel besser als in der ersten Halbzeit geht es gar nicht." Wobei Henriksen der zweite Abschnitt fast noch mehr Freude bereitete - sah er doch eine überaus diszipliniert verteidigende Mainzer Elf gegen eine Dortmunder Mannschaft, die im Vergleich zum furiosen Finaleinzug in der Champions League unter der Woche runderneuert auflief. Die insgesamt zehn Wechsel in der Startformation des BVB habe Mainz gut ausgenutzt, befand Sportdirektor Martin Schmidt. "Wir waren viel aggressiver als der Gegner."
Als Henriksen Mitte Februar in Mainz das Traineramt übernahm, war das Team 17. bei neun Punkten Rückstand auf das sichere Ufer. Nun haben die Mainzer seit acht Partien nicht mehr verloren. Ein Punkt fehlt noch zum Ligaverbleib. Gegen Wolfsburg soll der aber nicht explizit das Ziel sein.
"Auf einen Punkt kann man nicht spielen. Wenn man das tut, geht es in die Hose", sagte Schmidt. Noch einmal will Mainz stattdessen Vollgas geben. Eine letzte Schleife binden. Und damit ein weiteres Jahr in der Bundesliga festzurren.