EXKLUSIV: Passt "wie angegossen" - Tiago Tomas über Palhinha-Transfer und eigene Ziele

"Sind weit hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben"

Frage: Tiago, Sie stehen vor Ihrer dritten vollen Saison in Deutschland. Haben Sie sich an die oberste deutsche Spielklasse gewöhnt?

Antwort: Absolut, ich bin jetzt seit fast drei Jahren hier und es ist nichts Neues mehr für mich. Es fühlt sich beinahe wie ein Zuhause für mich an. Ich habe mich mehr als daran gewöhnt und bin sehr ehrgeizig für die neue Saison.

Sie haben bereits mit der Saisonvorbereitung begonnen. Fühlen sich Ihre Beine zu diesem Zeitpunkt schon schwer an?

In der letzten Saison war ich verletzt, sodass ich eine Woche früher zurückkehren musste. Ich habe bereits eine Woche mit dem Fitnesstrainer des Vereins verbracht, um mich auf das Training mit der Mannschaft vorzubereiten. Es lief alles glatt, aber in dieser Woche beginnt nun die harte Arbeit.

Sie haben zu diesem Zeitpunkt mehr Spiele in der Bundesliga als in der portugiesischen Liga absolviert. Besteht ein großer Unterschied?

Die beiden Ligen liegen weit auseinander. Nicht nur wegen der Qualität der Spieler und des Spektakels selbst, sondern auch wegen der Kultur. Diese ist ganz anders als in Portugal: hier unterstützen die Fans ihren lokalen Verein. Die Fans stehen immer im Vordergrund, und deshalb sehen wir in allen Spielklassen volle Stadien. Das Drumherum ist besser und ansprechender für die Zuschauer. Die Investitionen sind nicht vergleichbar mit denen in Portugal, aber der größte Unterschied ist die Kultur. Aktuell ist sie den Portugiesen noch weit voraus. Aber ich glaube, dass Portugal nach wie vor eine der besten Ligen der Welt werden kann.

Der VfL Wolfsburg hat 2008/09 sensationell die Bundesliga gewonnen, 2014/15 den Pokal und in der folgenden Saison den Supercup. Ein etablierter Verein, der in der letzten Saison nur den 12. Platz belegt hat. Was sind Ihre Ziele für 2024/25?

In der letzten Saison hatten wir andere Ziele und wir sind weit hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben. Es war keine Saison, die auch nur annähernd dem entsprach, was wir wollten. Aber das Gute am Fußball ist, dass es nach einer Enttäuschung stets eine neue Chance für einen Neuanfang gibt. Jetzt müssen wir hinter uns lassen, was in der letzten Saison passiert ist. Demnach möchten wir gleich zu Beginn stark loslegen, um unsere neuen Ziele zu erreichen. Dazu gehört auch, uns wieder für das internationale Geschäft zu qualifizieren.

Die Bundesliga hat in den letzten Jahren einige Überraschungs-Mannschaften hervorgebracht. Der VfB Stuttgart zum Beispiel, bei dem Sie gespielt haben, ist vom Relegationsplatz in die Champions League gestürmt. Wie erklären Sie sich das?

Es ist vor allem eine sehr ausgeglichene Liga. In den letzten Jahren ging es aufgrund der Dominanz der Bayern nie nach ganz oben. Aber auch diesbezüglich haben wir letztes Jahr mit Bayer Leverkusen eine Überraschung erlebt. Das ist gut für die Liga, für die Spieler und Fans, um zu sehen, dass vieles möglich ist. Alles kann sich von einer Saison zur nächsten ändern. Das gibt den anderen Mannschaften mehr Selbstvertrauen.

Von Selbstzweifeln, Voraussetzungen und Heimatgefühlen

Leverkusen hat in der gesamten Saison nur ein Spiel verloren. Gibt es dafür eine Erklärung?

Letztes Jahr waren sie die stärkste und am schwierigsten zu bespielende Mannschaft der letzten drei Jahre. Ich denke auch nicht, dass sie in dieser Saison schwächer werden.

Was erwarten Sie für die kommende Spielzeit? Was können wir von den Wölfen erwarten?

Vieles hängt vom Saisonstart ab. Selbstvertrauen ist das Wichtigste. Im letzten Jahr haben wir dort zu Beginn schlechte Ergebnisse eingefahren, was es schwieriger gemacht hat, dieses Selbstvertrauen zu finden. Wir haben sogar an uns selbst gezweifelt. Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass wir in der Lage sind, um die vorderen Plätze mitzuspielen.

Dzeko, Grafite, De Bruyne, Perisic, ... Wolfsburg ist ein Klub, den viele Stars als Sprungbrett benutzt haben. Was können Sie uns über den Verein sagen, in dem Sie spielen?

In den letzten Jahren hatte der Verein zumeist die nötige Stabilität, um auch in Europa zu spielen und stabile, positive Saisons zu absolvieren. Das letzte Jahr war daher untypisch für den Verein. Über diesen kann ich sagen, dass er sehr modern ist und seinen Spielern alles bietet, um auf höchstem Niveau zu spielen. Wir haben alle Voraussetzungen, um uns im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu steigern.

Fühlen Sie sich in Wolfsburg zu Hause?

Vielleicht nicht gerade zu Hause, weil es eine kleine Stadt ist und ich größere Städte wie Lissabon und Stuttgart gewohnt bin. Aber fußballerisch bin ich mit dem Verein vertraut und hoffe, dass ich dieses Jahr meine Qualitäten zeigen kann.

Welche Botschaft möchten Sie den Wolfsburger Fans mit auf den Weg geben? 

Mich bei ihnen für ihre Unterstützung im letzten Jahr bedanken. Ich weiß, dass es keine einfache Saison war und das macht den Support umso wertvoller. Und bleibt uns treu! Wir werden uns dieses Jahr steigern - und auf dem Platz für den Verein kämpfen!

Palhinha zu Bayern? Passt "wie angegossen"

Ihr Landsmann Joao Palhinha ist auf dem Weg zu den Bayern. Was halten Sie von diesem Schritt?

Was die Eigenschaften angeht, fehlt ihnen ein Spieler wie Palhinha. Ich denke, sie hätten einen Spieler wie ihn auch in der abgelaufenen Saison sehr gut gebrauchen können. Palhinha bringt genau die Qualität mit, die sie brauchen. Er könnte in diese Mannschaft wie angegossen passen. Wenn er kommt, freue ich mich sehr für ihn und wünsche ihm alles Glück der Welt.

Ein Upgrade zu Joshua Kimmich?

Ich weiß nicht, ob er mehr geben wird (als Kimmich), oder weniger. Womöglich wird er dem Verein auch ganz andere Dinge geben können. Da er ein Freund von mir ist, hoffe ich, dass er, wenn er (zu Bayern) geht, sich einen großen Namen machen wird.