"Es ist surreal": Holstein Kiel feiert Erlösung nach 61 Jahren
Trainer Marcel Rapp hob jubelnd die Faust, Steven Skrzybski drückte glücklich seinen Nachwuchs an sich und der verletzte Kapitän Lewis Holtby hielt johlend ein Plakat mit der Aufschrift "Don't Stop Believin'" in die Kamera: Als sich die Kieler Helden am Ende des historischen Samstagnachmittags vor der Westkurve für ein geschichtsträchtiges Foto formierten, brach der Stolz und die Erleichterung aus dem Team heraus.
"Es ist surreal. Wahnsinn, dass wir heute einen Dreier geholt haben und ich das Tor mache", sagte Verteidiger Patrick Erras, der sein Trikot nach dem so ersehnten 1:0-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim direkt ans Vereinsmuseum weiterreichen durfte.
Im neunten Anlauf hatte es endlich zum ersten Kieler Bundesliga-Sieg gereicht, Holstein fühlt sich damit endgültig angekommen im Fußball-Oberhaus. "Es ist einfach pure Erleichterung, dass wir uns in der Form belohnt haben", sagte Stürmer Skrzybski. "Dieser Sieg ist für die gesamte Stadt, wir sind unheimlich stolz", fügte der aufmerksame Mittelfeldspieler Magnus Knudsen an.
Marcel Rapp feiert ganz entspannt
Auch Coach Rapp war überglücklich über die Befreiung, die sich die KSV mit beharrlicher Arbeit, viel Herz und einer großen Portion Entschlossenheit verdient hatte: "Wir freuen uns genauso wie die Zuschauer, dass wir den ersten Dreier seit 1963 geholt haben. Ich habe schon einmal gesagt, dass wir nicht gekommen sind, um 'Moin' zu sagen. Wir sind gekommen, um Punkte zu holen."
Vor 61 Jahren hatte Holstein, der Deutsche Meister von 1912, seinen letzten Erstliga-Sieg eingefahren. Nach dem gefeierten Bundesliga-Aufstieg als erster Klub aus Schleswig-Holstein gelang nun der nächste Meilenstein.
Während die Fans freudetrunken anstießen und auch die Spieler den Moment genossen, blieb Rapp betont sachlich. "Ich trinke wahrscheinlich gleich eine Cola Zero", sagte der 45-Jährige grinsend.
Den Abend genoss er mit seiner Familie, bevor der Blick schon wieder nach vorne ging. "Das war jetzt der erste Dreier und da müssen noch welche folgen", sagte der gebürtige Pforzheimer, der im Norden so erfolgreich wirkt. Und er weiß, dass sich sein Team für eine Erstliga-Zukunft über die Saison hinaus weiter steigern muss.
Aktuell stehen beim Vorletzten fünf Punkte auf der Habenseite, der nächste Erfolg sollte nun mit deutlich kürzerer Anlaufzeit gelingen. Die Mischung, die Rapp aus defensiver Stabilität und offensiver Durchschlagskraft gegen Heidenheim fand, macht Mut. Nach dem Kopfballtor von Erras (28.) steigerten sich die Kieler auch dank kluger Wechsel in der zweiten Halbzeit und verdienten sich ihren großen Moment, den ihnen keiner mehr nehmen kann.