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DFB-Debütanten im Check: Mittelstädt der große Gewinner, Undav als Stimmungsmacher

Micha Pesseg
Mittelstädt erzielte gegen die Niederlande sein erstes Länderspieltor.
Mittelstädt erzielte gegen die Niederlande sein erstes Länderspieltor.AFP
Die deutschen Testspiele gegen Frankreich und die Niederlande waren emotional, wie lange nicht. Vor allem für jene DFB-Profis, die zum ersten Mal das Trikot mit dem Bundesadler überziehen durften. Sechs Debütanten hatte Bundestrainer Julian Nagelsmann ursprünglich für das Länderspiel-Doppel nominiert, vier davon begleiteten die Mannschaft tatsächlich durch die vergangenen Tage: Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav, Waldemar Anton (alle VfB Stuttgart) und Maximilian Beier (TSG Hoffenheim). Flashscore wirft einen Blick auf das Quartett und analysiert, wie große die EM-Chancen der Debütanten tatsächlich sind.

Von wegen Mittelmaß

Maximilian Mittelstädt ist zweifelsohne der größte Gewinner der zurückliegenden Länderspiele gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1). Der linke Außenverteidiger hatte bei seinem Debüt in Lyon zunächst einige Probleme mit Ousmane Dembele.

Bundesliga-Fans wissen, wie flink und trickreich der Flügelflitzer von PSG sein kann. Mittelstädt bekommt es im Liga-Alltag beim VfB Stuttgart eher selten mit solchen Kalibern zu tun - insofern waren derartige Anpassungsschwierigkeiten zu erwarten. Gegen die besten Spieler der Welt genügt eine Kämpfernatur nicht, um in die Zweikämpfe zu kommen. Taktische Intelligenz und umsichtiges Verhalten sind gegen Spieler wie Dembele die absolute Grundvoraussetzung, um nicht völlig schwindelig gespielt zu werden.  

Durch gutes Zureden von Toni Kroos (“Das wird schon”) und das ständige Vertrauen von Bundestrainer Nagelsmann sammelte der 27-Jährige aber neues Selbstvertrauen. So steigerte er sich bereits innerhalb der Frankreich-Partie und schaltete sich mit zunehmender Spieldauer auch öfter in die Offensive ein. Gegen die Niederlande verschuldete er zwar ein frühes Gegentor, dieses machte er aber kurze Zeit später durch einen traumhaften Kunstschuss wieder wett. 

Julian Nagelsmann hält große Stücke auf Mittelstädt, er ist fixer Bestandteil seiner Pläne für die EM 2024. “Der macht hier einen Fehler, geht nach vorne und donnert das Ding aus 18 Metern in den Winkel. Der Fehler passiert, aber die Reaktion ist der allerwichtigste Marker, damit ist er top umgegangen. Jetzt muss er weitermachen und auf Sebastian Hoeneß hören, dann bin ich zuversichtlich, dass er hier auch im Sommer wieder so aufdribbelt”, sagte er auf der Pressekonferenz nach dem 2:1-Sieg gegen Oranje.

Ein Spaßvogel und Edeljoker

Deniz Undav wurde gegen Frankreich elf Minuten vor Schluss eingewechselt. In der kurzen Spieldauer war es schwierig, Akzente zu setzen. Im Training sorgte der 27-jährige Mittelstürmer aber nachweislich für gute Laune.

So produzierte er bereits vor seinem DFB-Debüt einen viralen Hit, als er darüber witzelte, künftig nur noch mit Nationalspielern sprechen zu wollen. Der daneben sitzende Niclas Füllkrug nahm den Gedanken auf und dachte an seine daheim gebliebenen Teamkollegen von Borussia Dortmund: “Der Spaß würde bei uns in der Kabine nicht so gut ankommen.” Auch in einem für den Verband produzierten Frage-Antwort-Spiel präsentierte sich Undav nahbar und erzählte lebensecht von seiner Zeit am Bolzplatz. 

Klar: Undav ist mehr als ein Spaßvogel, er ist auch ein wirklich begnadeter Kicker. In der Nationalmannschaft muss er aber wohl mit der Ersatzbank vorliebnehmen. Eine Nominierung zur EM 2024 könnte dennoch Sinn ergeben, denn gerade bei einem Heimturnier ist ausgelassene Stimmung ein nicht zu unterschätzender Faktor - bei den Fans, aber auch innerhalb der Mannschaft. 

Leader auf der Ersatzbank

Die Rolle von Waldemar Anton innerhalb des DFB-Teams ist unklar, er wurde lediglich im Länderspiel gegen Frankreich kurz vor Spielende eingewechselt. “Das ist schon ein anderes Level, was Technik und Tempo betrifft. Da muss man im Training in seine Rolle finden und sich Respekt erarbeiten. Ich bin davon überzeugt, dass mir das gelingt”, sagte der Innenverteidiger nach den ersten gemeinsamen Einheiten mit der Nationalmannschaft.

Anton ist beim VfB Stuttgart nicht nur Kapitän, sondern auch ein absoluter Führungsspieler. Seine Verbissenheit und sein Ehrgeiz könnten Druck auf die Stammkräfte Antonio Rüdiger und Jonathan Tah. Druck, der im besten Fall zu einem besseren Trainingsniveau führt.

Der Weg zur Europameisterschaft ist für den 27-Jährigen aber noch weiter als für seien Teamkollegen Mittelstädt und Undav. Mit Niklas Süle, Mats Hummels und Nico Schlotterbeck gibt es drei prominente Abwehrspieler, die das Turnier im eigenen Land auf keinen Fall verpassen wollen. Anton selbst glaubt fest an seine EM-Chance.

Noch ist die Zeit nicht reif

Maximilian Beier muss weiterhin auf sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft warten, der 21-jährige Hoffenheimer wurde weder gegen Frankreich noch gegen die Niederlande eingewechselt. Eine Nominierung für die EM 2024 erscheint dementsprechend unwahrscheinlich, die gemeinsamen Trainingseinheiten mit dem DFB-Team muss der flinke Angreifer wohl als Schnupperkurs betrachten.

Beier steht eine große Zukunft bevor. Knüpft er in der Bundesliga an seine zuletzt sehr starke Form an (bereits zwölf Saisontore), wird ihn dieser Weg langfristig ganz nach oben führen. Wie kein anderer deutscher Spieler vereint er den Riecher für gefährliche Strafraumszenen mit einem unfassbaren Speed. Laut Medienberichten ist Bayer 04 Leverkusen an einer Verpflichtung interessiert.