Bayern-Star Leon Goretzka zwischen den Extremen: Einmal Karriereknick und zurück
Nach Aleksandar Pavlovic (Schulter) muss der deutsche Rekordmeister auch auf dessen Sechser-Ersatz Joao Palhinha verzichten. Der Portugiese reiste wegen seiner Adduktorenverletzung vorzeitig von der Nationalmannschaft ab und fällt Medienberichten zufolge drei Wochen aus. Damit würde er neben dem Bundesliga-Spiel am Freitag (ab 20:30 Uhr live bei DAZN und in der Flashscore-Audioreportage) auch die Kracher in der Champions League gegen Paris, in der Liga in Dortmund und im Pokal gegen Leverkusen verpassen.
Und so dürfte Goretzkas Stunde schlagen - die eines Mannes, der in den vergangenen 16 Monaten einen erstaunlichen Karriereknick erlebt hatte. Beim FC Bayern wurde er erst von Trainer Thomas Tuchel in Frage gestellt ("Wir haben keine Holding Six"), dann von Hansi Flick aus der DFB-Elf verbannt. Dessen Nachfolger Julian Nagelsmann holte ihn zunächst zurück, verzichtet seit dem überaus erfolgreichen Neustart im März aber auf den 29-Jährigen. Und auch in München geriet Goretzka aufs Abstellgleis.
Der Rekordmeister hatte ihn im Sommer als einen der Top-Verkaufskandidaten ausgemacht, was dem Mittelfeldspieler unverblümt mitgeteilt und bestätigt wurde, als er in der ersten Pokalrunde nicht mit nach Ulm durfte. Die Bayern waren sich angeblich mit Galatasaray über ein Leihgeschäft einig, doch Goretzka (Vertrag bis 2026) lehnte ab.
Als er Mitte September in Kiel erneut nicht im Kader stand, sagte Sportvorstand Max Eberl kühl: "Wir haben fünf Mittelfeldspieler, davon ist Leon einer. Von der Ausgangslage her hat er es am schwersten." Goretzka sei "sauer", ergänzte Eberl, doch er bekämpfte seinen Frust und wurde von Trainer Vincent Kompany wieder ins Aufgebot genommen. Über Kurzeinsätze kam er jedoch nicht hinaus, bis er vor der Länderspielpause auf St. Pauli erstmals beginnen durfte.
Eberl lobt "Kämpfer" Goretzka
Goretzkas Comeback zeige, "dass er ein Kämpfer ist und dass grundsätzlich jeder dranbleiben muss", sagte Thomas Müller. Es sei "schön zu sehen, dass Leon sich den Einsatz verdient hat".
Das bestätigte Sportdirektor Christoph Freund. Nach den Gesprächen im Sommer habe Goretzka "gesagt, er will sich der Konkurrenz stellen". Dass er sich nicht habe hängen lassen und da war, als er gebraucht wurde, "sagt viel aus über einen Menschen, einen Charakter", lobte Freund: "Leon ist ein Spieler des FC Bayern und macht es richtig gut."
Dennoch gab es wenig später Meldungen, wonach die Bayern Goretzka für einen Wintertransfer bei Manchester United angeboten hätten. Auch mit Dortmund und Stuttgart wurde er in Verbindung gebracht. "Jeder Verein kann sich den sehr gut vorstellen", sagte Sport-Geschäftsführer Horst Heldt von Union Berlin, "der kann jedem helfen."
Das gilt nun auch wieder für den FC Bayern - zumindest vorerst.