Ende des Investoren-Deals: Reaktionen aus Liga und Kurve
Die von Geschäftsführer Martin Kind geleitete Profiabteilung des Zweitligisten Hannover 96: "Am Mittwoch dieser Woche hat das Präsidium entschieden, diese Verhandlungen zu beenden – eine vertretbare Entscheidung. Nun sind neue Konzepte und Antworten notwendig, um den deutschen Profifußball zukunfts- und wettbewerbsfähig aufzustellen."
Vorstand und Präsidium des VfB Stuttgart: "Wir begrüßen diese nachvollziehbare Entscheidung des DFL-Präsidiums, die uns alle, die wir den Fußball lieben, wieder zusammenkommen lässt. Nun gilt es, die Rückschlüsse aus den vergangenen Wochen zu ziehen und hieraus eine von möglichst allen mitgetragene Basis für eine Weiterentwicklung des deutschen Profifußballs zu schaffen. Das können Verbände, Vereine und Fans nur gemeinsam."
Michael Ströll, Geschäftsführer FC Augsburg: "Wir begrüßen die Entscheidung des DFL-Präsidiums, den Prozess nicht weiterzuführen. Wir haben großes Vertrauen in das Gremium gesetzt, eine verantwortungsbewusste Entscheidung im Sinne des deutschen Fußballs zu treffen, und wurden nicht enttäuscht. Den Entschluss hat man sicher nicht leichtfertig getroffen, aber wir sind überzeugt, dass er unter Abwägung aller Umstände in der aktuellen Situation richtig und zielführend ist. Wichtig ist, dass diese Entscheidung jetzt nicht von den Befürwortern dafür genutzt wird, die Spaltung der Ligen zu forcieren. Das wäre in der jetzigen Situation völlig deplatziert. Der Zusammenschluss der beiden Ligen ist ein großes und wichtiges Gut des deutschen Fußballs."
Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung Werder Bremen: "In der aktuellen Situation ist das für mich die richtige Entscheidung. Das gesamte System war durch die Spielunterbrechungen in den letzten Wochen gefährdet."
Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim: "Es wird Zeit, dass jeder versteht, dass es in eine Richtung gehen muss. Wir brauchen den Zusammenhalt der 36 Klubs der 1. und 2. Liga. Jeder Verein ist wichtig, jeder Verein trägt seinen Teil dazu bei. Wir brauchen Zusammenhalt und ein klares Konzept."
Oke Göttlich, Mitglied des DFL-Präsidiums und Präsident des FC St. Pauli: "Der Prozess ist in dieser Form nicht mehr umzusetzen gewesen, auch weil der Spielbetrieb und damit der Fußball an sich zunehmend gefährdet wird. Außerdem drohte eine weitere Polarisierung, die einen konstruktiven Austausch langfristig blockieren könnte. Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen, statt gegeneinander zu arbeiten. Es ist nicht die Zeit für einseitige Schuldzuweisungen oder Triumphgeheul, sondern für respektvollen Austausch – im gemeinsamen Interesse, auf Basis von 50+1 und weiteren satzungsrelevanten Regeln den Fußball in den nationalen Wettbewerben zu stärken. Dafür müssen sich alle bewegen, sonst kommen wir nicht voran – sondern stehen bald vor den Trümmern einer Idee von ausgeglichenerem Wettbewerb und sauberen Regulierungsprozessen. Wir sind dringend angehalten, mit diesem Schritt den viele Jahre verschütt gegangenen institutionalisierten Dialog mit den Fangruppen zu suchen und notwendigerweise miteinander über die finanzielle Zukunft der Klubs zu sprechen."
Thomas E. Herrich, Geschäftsführer Hertha BSC: "Wir befürworten diesen Schritt des DFL-Präsidiums und halten ihn in der Gesamtsituation für die richtige Entscheidung. Maßgeblich wird nun sein, wie sich die DFL und ihre Clubs zukünftig ausrichten und welche langfristigen Zielsetzungen vereinbart werden, die die Ligen nachhaltig stärken können."
Jost Peter, 1. Vorsitzender "Unsere Kurve": "Ein in dieser Grundsätzlichkeit sogar für uns überraschender Erfolg, der durch die friedlichen und überragend kreativen Proteste in den Kurven erzeugt wurde. Und damit ein Erfolg derer, die ihre ganze Kraft in ihre Vereine und den Fußball stecken. Es wird deutlich, wie wichtig, wie kompetent und wie stark Fans und Mitglieder in den Vereinen sind. Wir wissen jetzt einmal mehr, wie wertvoll die 50+1-Regel und die Beteiligung der Mitglieder sind. Diese einzigartige Stärke gilt es jetzt zu nutzen, um gemeinsam eine Vision für den deutschen Fußball zu entwickeln, in der die Mitglieder und Fans, die lebendigen Stadien und die einzigartige Fankultur eine breite Basis bilden."
Alles zur 50+1-Regel erfahrt ihr hier.
Thomas Kessen, Sprecher "Unsere Kurve": "Im Großen und Ganzen fällt allen Fans ein Stein vom Herzen, ich glaube, das wird gefeiert werden. Das ist auch ein Fingerzeig in die Zukunft: 50+1 ist keine hohle Phrase, sondern das Grundverständnis des deutschen Fußballs. Wer versucht, dieses zu umgehen oder auszuhöhlen, der wird mit seinen Plänen scheitern. Es ist dem deutschen Fußball schon viel Schaden zugefügt worden aufgrund des Vorgehens der DFL, so hat man noch eine der letzten Ausfahrten genommen, um halbwegs gesichtswahrend aus der Sache herauszukommen. Jetzt kann man in Klausur gehen und in Ruhe überlegen, wie man den deutschen Fußball weiterentwickeln will - jedenfalls nicht mit Private-Equity-Firmen, das ist jetzt klar geworden. Schon diese Überlegungen sollten gemeinsam mit den Fans und Mitgliedern getroffen werden. Nicht in irgendwelchen Hinterzimmern.
Wir hatten auch gedacht, dass die DFL den zweiten Versuch nicht mehr unternimmt. Hans-Joachim Watzke hatte das ja im Mai des vergangenen Jahres hoch und heilig versprochen, und dann kam es anders. Hundertprozentig sicher sein kann man sich nicht. Wer aber nach den zurückliegenden Wochen und Monaten und diesem fulminanten zweifachen Scheitern eines Investorendeals allen Ernstes einen dritten Anlauf versuchen will - da fehlen mir die Worte auszudrücken, für wie töricht ich das hielte. Es ist klar geworden, dass der Weg des deutschen Fußballs nicht mit Investoren beschritten wird, das sollte die DFL verstanden haben."