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Formel 1: Welcher Rookie wird 2023 ins Rampenlicht fahren?

Josh Donaldson
Oscar Piastri in seinem neuen McLaren bei den Testfahrten in Bahrain
Oscar Piastri in seinem neuen McLaren bei den Testfahrten in BahrainProfimedia
Die Off-Season in der Formel 1 bedeutet für alle zehn Teams einen Neuanfang - eine Chance, nicht nur das Auto anzupassen, sondern auch neue Fahrer einzusetzen. Im Personenkarussell der F1 sind drei Fahrer zum ersten Mal mit dabei. Es gibt einen großen Pool an Talenten und wenige verfügbare Cockpits. Um also einen der begehrten Plätze zu erhalten, muss man schon das gewisse Etwas haben. Nur die besten landen in der Königsklasse.

Oscar Piastri (21), Nyck de Vries (28) und Logan Sargeant (22) haben jeweils ihre ganz eigene Geschichte. Das Trio hat es auf unterschiedliche Wege in die Königsklasse des Motorsports geschafft. Doch für sie alle war ein wichtiger Schritt die Teilnahme an Rennen in der Formel 2.

Eine Rennserie, die auf denselben Strecken und an denselben Wochenenden stattfindet wie der große Bruder. Anders als in der Formel 1 wird jedoch Wert darauf gelegt, dass die Autos ausgeglichen gestaltet sind. Außerdem sind die Regeln derart angepasst, dass die Wettbewerbskomponente ausgebaut wurde. Es werden diejenigen Fahrer belohnt, die während der gesamten Saison konstant ihre Ergebnisse einfahren.

Im Laufe der Jahre hat die Formel 2 durch rasante Überholmanöver und eine oft unvergleichliche Dramatik mehr und mehr Anhänger gewonnen. Doch sie erfüllt auch einen zweiten Zweck: Sie ist die Brutstätte für einige der besten Fahrer der Formel 1. Hier konnten sie ihr Talent unter Beweis stellen, abseits der ganz großen Aufmerksamkeit ihre Fehler machen und aus ihnen lernen — bevor sie schließlich den Sprung nach ganz oben schaffen sollten.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns mit dem Podcast-Moderator Fraser Ford zusammengesetzt. In seinem englischsprachigen Format "The F2 Show" spricht er regelmäßig über potenzielle F1-Rekruten und die laufende F2-Saison. Er hat sich vor dem ersten Rennwochenende der neuen Saison in Bahrain die Zeit für ein ausführliches Gespräch genommen. Ein besonderes Augenmerk galt dabei den drei oben erwähnten F1-Rookies.

Fraser Ford ist Gastgeber der F2 Show
Fraser Ford ist Gastgeber der F2 ShowInside F2

Oscar Piastri - Der "nächste Lewis Hamilton"

Noch bevor er ein einziges F1-Rennen fuhrt, hat Piastri für einen kontrovers diskutierten Aufreger gesorgt. Er entschied sich gegen eine Unterschrift bei Alpine, jenem Team, das ihn vom Juniorenalter an unterstützt hat. 2022 war er bereits als Reservefahrer für Alpine aktiv. Der französische Rennstall hatte den Australier bereits als neuen Fahrer angekündigt, obwohl noch kein Vertrag offiziell unterschrieben war. Man war sich seiner Sache sicher.

Doch Piastri entschied sich stattdessen für McLaren. Dort ersetzt er seinen Landsmann Daniel Ricciardo und wird sich in der Saison 2023 gemeinsam mit dem Briten Lando Norris im Team befinden. Die voreilige Verkündung von Alpine nannte der 21-Jährige eine "bizarre und — offen gesagt — erschütternde Episode."

In der Formel 2 sorgte er für ordentlich Furore. Fraser Ford ist dementsprechend von Piastri überzeugt: "Wir sprechen von einem Mann, der eine der besten Junior-Karrieren hinter sich hat, die wir je gesehen haben. Wahrscheinlich die beste seit Lewis Hamilton. Ihn werden wir bald in einer Linie mit den großen Spitzenfahrern nennen." 

Bei den Testfahrten in Bahrain musste Piastri jedoch viel Frust verkraften. Selten wollte sein McLaren zuverlässig Tempo auf die Strecke bringen. In den sechs Sessions fuhr das Team nur 311 Runden. Weniger fuhr kein anderer Rennstall.

Gleichwohl hält Ford es für realistisch, dass er öfter in die Punkteränge fahren wird: "Er hat 2019 als Rookie im Renault EuroCup und in der Formel 3 gewonnen, was nicht sehr oft vorkommt. George Russell war der letzte, dem das gelungen ist. Und das sprechen wir wieder von jemand, der ein echter Spitzenfahrer ist. Dann stieg er in die Formel 2 ein und gewann sie auf Anhieb. Er hat extremes Talent. Ich glaube nicht, dass irgendjemand bezweifelt, dass er auch ganz oben seinen Job erledigen wird."

Bei den Tests in Bahrain lief für Lando Norris (li.) und Oscar Piastri (re.) nicht alles rund
Bei den Tests in Bahrain lief für Lando Norris (li.) und Oscar Piastri (re.) nicht alles rundAFP

Doch der Druck auf Piastri ist groß. Wichtig wird sein, dass das Auto sich als konkurrenzfähig erweist. Seinen Teamkollegen Lando Norris bezeichnet Ford als "Teamkollegen-Killer" — was nicht unbedingt positiv gemeint ist. Er habe die Karriere von Daniel Ricciardo "ruiniert". Diese Unruhen seien nicht direkt förderlich: "Oscar hat sich einem Team angeschlossen, das sich Punkte und bestenfalls Podestplätze zum Ziel gesetzt hat. Schon lange ist ein Rookie nicht mehr zu einem so konkurrenzfähigen Team gekommen. Durch die Kontroverse ist der Druck immens. Der größte Druck seit Hamilton im Jahr 2007."

Bis zur Mitte der Saison, rechnet der Motorsport-Experte, wird sich Piastri jedenfalls in der Spitzenklasse eingefunden haben.

Nyck de Vries - Der Nicht-Rookie

Von den drei Fahrern, die wir analysieren wollen, ist nur De Vries schon einmal mit einem F1-Wagen gefahren. Das war 2022 in Monza, als er für den an einer Blinddarmentzündung erkrankten Williams-Fahrer Alex Albon einsprang. Mit einer großartigen Leistung sicherte er sich den neunten Platz und holte immerhin zwei WM-Punkte.

Ford ist jedoch der Ansicht, dass dieses unglaubliche Debüt nicht unbedingt auf das mögliche Potenzial des Niederländers zurückzuführen war: "So gut das auch funktioniert hat, als er in Monza in den Williams stieg: Das Auto passte zu dieser Strecke und viele Fahrer waren an diesem Wochenende einfach nicht konkurrenzfähig. Ich glaube nicht, dass diese Leistung für uns ein Abbild sein kann. Ich glaube nicht, dass er jedes Wochenende um die Punkte fahren wird. Was auch mit dem Auto zusammenhängt." 2023 wird er an der Seite von Yuki Tsunoda (22) für den kleinen Red-Bull-Bruder Alpha Tauri antreten.

Nyck de Vries
Nyck de VriesAFP

Ford möchte nicht missverstanden werden. Er wolle nicht sagen, dass De Vries kein guter Fahrer sei. 2019 gewann er die Formel 2. 2018 zählte er hinter den in die oberste Klasse aufgestiegenen Fahrern Russell, Leclerc und Albon als einer der besten Fahrer der ganzen Serie. "Er hatte Pech, dass er zur selben Zeit antrat, wie diese Jungs, die alle Weltklasse-Talente sind. In jeder anderen Saison hätte er wahrscheinlich den Titel gewonnen und wäre von einem F1-Stall übernommen worden." 

Auch in der Formel E, die "ganz anders als die F1 oder F2" sei, sammelte er bereits erste Lorbeeren. Sie sei viel stärker auf den Fahrer, als den Wagen ausgerichtet. Was für ihn spricht, ist die Erfahrung, welche er bereits gesammelt hat: "Mit seinen 28 Jahren und im Gegensatz zu anderen Rookies, die in den Sport einsteigen, hat er die Erfahrung auf seiner Seite, und das sollte sich in einer geschliffenen und gut abgerundeten Renntechnik niederschlagen."

Bei nur 20 verfügbaren Plätzen ist der Kampf um diese immer hart. Wenn De Vries den Erwartungen nicht entspricht, wird die Eigentümergruppe von Red Bull nicht lange zögern, eine Entscheidung zu treffen: "Es gibt natürlich Fahrer, die in den Startlöchern stehen", warnt Ford. "Es gibt sechs Fahrer in der Formel 2, die alle Red-Bull-Nachwuchspiloten sind, und dann gibt es noch Liam Lawson, der aus der F2 in die Super Formula gewechselt ist. Alles in allem sind das sieben Fahrer, Daniel Ricciardo ausgenommen, die alle den Platz von De Vries wollen. Wenn er in dieser Saison keine Leistung bringt, ist er weg vom Fenster."

Logan Sargeant - The American Dream

In diesem Jahr stehen gleich drei US-Rennen auf dem Programm — Austin, Miami und Las Vegas. Angesichts der zunehmenden Popularität des Sports liegt es auf der Hand: Es wird auch ein US-amerikanischer Fahrer mit dabei sein.

Dieser Mann heißt Logan Sargeant, er schließt sich dem Williams-Piloten Albon an. Nicholas Latifi (27) war im Winter ja seines Cockpits entbunden worden. Sargeant ist zweifellos ein talentierter Fahrer, doch bis er eine Chance in der Formel 1 bekam, musste er hart arbeiten.

Sargeant im neuen FW45 von Williams
Sargeant im neuen FW45 von WilliamsAFP

Ford erklärt: "In der letzten Saison war in der F2 ein Platz unter den ersten fünf nötig, um genug Punkte für die Formel 1 zu bekommen. Beim letzten Rennen der Saison in Abu Dhabi, wo er in die Punkteränge fahren musste, um in die Formel 1 zu kommen, stand er unter großem Druck. Er hat gezeigt, dass er mit solchen Situationen umgehen kann, und das wird ihm sehr gelegen kommen."

Außerdem erzählt Ford, dass es auch Stimmen gab, die ihm eine Zukunft in der Königsklasse nicht ganz vergönenn wollten: "Er wurde letztes Jahr Vierter in der F2. Wenn man nur das Papier betrachtet, denkt man: Andere hätten es mehr verdient. Aber er ist dennoch ein schneller Fahrer, und die Jungs, die vor ihm ins Ziel kamen, waren sehr erfahren. Ein vierter Platz für einen Rookie — das eine starke Leistung. Ich freue mich darauf, ihn in der F1 zu sehen."

Von den drei neuen Fahrern in der Startaufstellung ist es Piastri, von dem Ford glaubt, dass er den größten Einfluss haben wird: "Er hat mit Mark Webber einen sehr wertvollen Fahrertrainer, und ich denke, dass er derjenige ist, auf den man aufpassen muss. Ich denke, dass er zur Mitte der Saison mit Norris konkurrieren wird. Wenn er das schafft, wird das zeigen, wie gut Piastri ist."