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"Ich widme diese Medaille der ganzen Ukraine": Kharlan nutzt die große Bühne

Olha Kharlan konnte ihr Glück kaum fassen.
Olha Kharlan konnte ihr Glück kaum fassen.AFP
Fechterin Olha Kharlan holt Bronze für die Ukraine und erfüllt damit ihren Auftrag. Denn das kriegsgebeutelte Land will in Paris Stärke zeigen.

Olha Kharlan sank nach dem letzten Treffer auf die Knie, dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf. "Ich widme diese Medaille der ganzen Ukraine", sagte die fünfmalige Fecht-Weltmeisterin nach ihrem Comeback-Sieg im kleinen Säbel-Finale, der ihrer Heimat das erste Edelmetall in Paris bescherte. Dann blickte sie in die Kamera und sagte: "Ich widme diesen Erfolg den Athleten, die nicht hierherkommen konnten, weil sie von Russland getötet wurden."

Es waren gewohnt deutliche Worte der 33-Jährigen, die als größte Hoffnung des kriegsgebeutelten Landes zu Olympia gereist war und mit Bronze wie erhofft ablieferte. Und wie: Gegen Choi Sebin aus Südkorea lag sie 5:11 zurück und gewann 15:14 - eine Aufholjagd mit Symbolkraft. "Ich bin Ukrainerin. Wir haben die Kraft, wir werden immer die Kraft haben. Wir werden immer kämpfen", sagte die Olympiasiegerin von 2008.

Es sind Siege wie die von Kharlan, auf die die Ukraine in Paris hofft. Denn das Land will der Welt Stärke zeigen. Während die nur 15 Sportlerinnen und Sportler aus Russland als neutrale Einzelathleten kaum sichtbar sind, nutzt die Ukraine die große Bühne, so gut es eben geht.

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"Wir befinden uns mitten im Krieg"

Das gilt auch für das ukrainische Haus im 19. Arrondissement. "The will to win" steht dort an der Wand geschrieben, "der Wille zum Sieg" - die Doppeldeutigkeit ist kein Zufall. Auch die zerstörte Tribüne des Stadions in Charkiw, die schon bei der Fußball-EM quer durch Deutschland reiste, ist dort ausgestellt. Auf der Bühne werden die Gräuel des Krieges immer wieder thematisiert.

Aus diesem Grund ist auch Oleksandr Usyk vor Ort. Der Box-Champion, der im Dezember erneut gegen Tyson Fury antritt, macht daraus keinen Hehl. Die Auftritte bei Olympia seien "sehr wichtig für mein Land, denn wir befinden uns mitten in einem Krieg", sagt der Schwergewichts-Champ: "Die Sportler, die jetzt hier sind, müssen sagen, was dort vor sich geht."

Selbst auf dem Parliament Square in London wurde kurz vor Olympia ein Kunstwerk zu Ehren der ukrainischen Sportlerinnen und Sportler enthüllt, die getötet wurden. Fast 500 sollen es sein, darunter Gewichtheber Oleksandr Pjeljeschenko, der 2016 in Rio Gold geholt hatte.

Wenn die Bronzemedaille golden schimmert 

Auch jenen Pjeljeschenko meinte Kharlan, als sie nach ihrem Bronze-Triumph das Wort ergriff. Die Fechterin hatte schon im vergangenen Jahr bei der WM in Mailand für Aufsehen gesorgt, als sie ihrer unterlegenen russischen Gegnerin Anna Smirnowa den nach den Turnierregeln vorgesehenen Handschlag verweigerte. Kharlan wurde disqualifiziert, ihr Fall sorgte international für Aufsehen. Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, garantierte Kharlan daraufhin den Olympia-Start.

Eine Chance, die sie eindrucksvoll nutzte. "Was auch immer die Medaille für eine Farbe hat", sagte sie überglücklich: "Für mich ist sie Gold."