Europa League: Leverkusen vor Viertelfinaleinzug - alles offen für Comeback-Unioner
Unterschiedliche Ausgangslagen, gleiche Rollen: Während Leverkusen Stammgast in den europäischen Wettbewerben ist und 2002 sogar im Finale der UEFA Champions League stand, ist das Achtelfinale der Europa League für Union Berlin absolutes Neuland. Dennoch galten sowohl die Werkself gegen Ferencvaros, als auch "Eisern Union" gegen Namensvetter Unions SG vor ihren Heim-Hinspielen als klare Favoriten.
Union bemüht - aber anfällig in der Defensive
Dieser Rolle wurde Union auch von Beginn an in der ausverkauften Alten Försterei gerecht: Josip Juranovic fand Sheraldo Becker (9.) im Strafraum, doch Gäste-Keeper Anthony Moris klärte den Aufsetzer stark. Wie bereits gegen Ajax Amsterdam lief im Berliner Schneetreiben offensiv fast alles über Neuzugang Juranovic, der kurze Zeit später zunächst Morton Thorsby (16.) und mit der nachfolgenden Ecke Kevin Behrens einsetzte. Moris war erneut zur Stelle.
Die Gäste fanden Mitte der ersten Hälfte besser ins Spiel und ließen Berlin weniger Räume auf den Flügeln. Der Führungstreffer in der 28. Minute kam dann aber doch etwas aus dem Nichts: Yorbe Vertessen fand Victor Boniface knapp außerhalb des Strafraums. Der Nigerianer drehte sich und zog einfach mal ab - Behrens fälschte unglücklich zum 0:1 ins eigene Tor ab.
Kurze Zeit später verlängerte der Unglücksrabe Behrens (36.) den Ball nach einem Fernschuss von Thorsby adann ins richtige Tor, wurde jedoch wegen einer Abseitsstelllung zurückgepfiffen.
Wenn es spielerisch nicht klappt, muss die individuelle Klasse es richten: Und die hat Union seit diesem Winter in Person von Josip Juranovic. Der Kroate wagte sich an einen Freistoß (42.) aus rund 18 Metern - und schlenzte den Ball herrlich zum Ausgleich in den Maschen.
Saint-Gilloise kontert Berliner aus - Moral hält Fischer-Elf im Spiel
"Im Nordosten nichts Neues", hieß es zunächst für die rund 22.000 Fans in der Berliner Winternacht: Es schneite auch zu Beginn des zweiten Abschnitts weiterhin heftig - und Union kam erneut über Juranovic. Diogo Leite (52.) köpfte dessen Ecke am Tor vorbei.
Wieder waren es dann jedoch die Gäste, die eiskalt zuschlugen: Christopher Trimmel (59.) ließ sich den Ball auf Höhe der Mittellinie abluxen. Danach zündeten die Belgien den Turbo, Lapoussin hatte das Auge für Vertessen auf halb-rechts. Der belgische Stümer versenkte den Ball im Lauf zur erneuten Gäste-Führung.
Danach überschlugen sich die Ereignisse: Nach einem Handspiel von Burgess (67.) entschied Schiedsrichter Orel Grinfeld nach VAR-Überprüfung auf den Elfmeter-Punkt. Robin Knoche scheiterte zunächst an Moris, der Abpraller landete jedoch erneut beim Verteidiger, der im zweiten Anlauf die Nerven behielt und erneut ausglich.
Die Freude von Deutsch-Union hielt jedoch nur kurz: Trotz Urs Fischer's Wunsch, "keine Umschaltmomente" zuzulassen, gingen die Gäste erneut über eine genau solche in Führung. Vertassen (72.) sprintete Knoche davon und bediente in der Mitte erneut Boniface, der dankend seinen Doppelpack schnürte.
Berlin schien am Boden, doch in dieser Saison ist bei Union eben einfach alles möglich. Und so gelang kurz vor Schluss tatsächlich auch zum dritten Mal der Ausgleich: El-Azzouzi verlängerte einen langen Ball von Leite unfreiwillig in den Lauf von Sven Michel, der vorm Tor ruhig blieb und den Schlusspunkt in einem total verrückten Spiel setzte. Union Berlin hat im Rückspiel damit noch alle Chancen auf das Weiterkommen.
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Leverkusen schlägt früh zu
Zeitgleich begann Bayer Leverkusen dominant in seine Partie gegen Ferencvaros und belohnte sich früh: Florian Wirtz schnappte sich einen unsauberen Ball von Keeper Denes Dibusz und setzte Kerem Demirbay (10.) in Szene, der mit seinem schwächeren rechten Fuß trocken und sehenswert zur Bayer-Führung vollendete.
Die Hausherren waren auch weiterhin das engagiertere Team, Moussa Diaby's Flanken (20./22.) fanden jedoch keinen Abnehmer. Kurze Zeit später meldeten sich auch die Ungarn erstmals zu Wort - und wie: Vecsei (26.) fand Zachariassen im Strafraum, die Latte verhinderte nach dessen Heber den Ausgleich.
Beide Teams ließen es im weiteren Verlauf etwas ruhiger angehen. Leverkusen kesselte den Gegner in Handball-Manier um den eigenen Sechzehner, Chancen waren dagegen Mangelware.
Ferencvaros wird besser - Bayer sticht im richtigen Moment zu
Ferencvaros hatte sich für den zweiten Abschnitt etwas vorgenommen: Mmaee (48.) kam nach Doppelpass mit Marquinhos im Strafraum aus aussichtsreicher Position zum Schuss. Dem Marokkaner verrutschte der Ball jedoch, sodass keine Gefahr für das Tor von Lukas Hradecky aufkam. Eldar Civic (53.) feuerte einen weiteren Warnschuss nach Aufbaufehler Leverkusen in den 2. Stock.
Bayer hatte zwar weiterhin mehr vom Spiel, das Team aus Budapest erspielte sich jedoch immer wieder aussichtsreiche Umschaltmomente. Jonathan Tah (62.), Edmond Tapsoba (64.) und Hradecky (66.) mussten jeweils im letzen Moment abräumen.
Als es schon stark Richtung 1:0-Endstand aussah, schlug die Werkself doch nochmals eiskalt zu: Ein Freistoß von Adam Hlozek aus über 25 Metern traf den Pfosten, Tapsoba köpfte den Abpraller zum Wunschspielstand für Xabi Alonso ein. Das Team des Spaniers trägt somit ein Polster von zwei Tore in die ungarische Hauptstadt.
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