Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft verteidigt in diesem Jahr die sensationelle Silbermedaille aus dem letzten Jahr, als sie in Riga im Viertelfinale die Schweizer ausschalteten und sich nach dem Umzug nach Tampere auch im Halbfinale gegen die Amerikaner durchsetzten. Erst im Finale wurde man von Kanada gestoppt. Die Erwartungen der Fans sind in diesem Jahr entsprechend höher als in den Vorjahren.
"Am Anfang haben wir den Druck der Fans gespürt. Dann haben wir uns gesagt, dass wir das nicht an uns heranlassen dürfen. Als das Turnier begann, war es dann nicht mehr so. Alles ist gut. Unser erstes Ziel, das Viertelfinale zu erreichen, haben wir bereits erreicht", verrät Kahun im exklusiven Interview mit Flashscore weiter.
Nach Debakel gegen Schweden und die USA: "Wir sind aufgewacht"
Nach dem 6:4-Sieg gegen die Slowakei zum Turnierstart folgten zwei 1:6-Pleiten gegen Schweden und die Vereinigten Staaten. In den drei Folgespielen gegen Lettland, Kasachstan und Polen zeigte man mit drei Erfolgen und einer Tordifferenz von 20:5 ein deutlich verbessertes Gesicht: "Nach den beiden Sechserpartien hatten wir einige Meetings. Die waren aber nicht zwingend negativ behaftet. Stattdessen haben wir versucht herauszufinden, warum wir so demontiert wurden. Bei den Schweden hatten wir keine Chance, sie haben unglaublich gespielt", resümiert der Angreifer: "Gegen die Amerikaner haben wir nicht unser bestes Eishockey gespielt. Aber wir sind aufgewacht. Jetzt haben wir ein wichtiges Spiel gegen Frankreich, um uns auf die Playoffs vorzubereiten."
Der deutsche Aufstieg im Eishockey
Der gebürtige Tscheche sieht sich selbst als eine wichtige Figur in der deutschen Nationalmannschaft. Nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch schon vor sechs Jahren bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang gewann er mit dem Team das zweitwertvollste Metall: "Ich bin nun schon lange bei den Turnieren dabei, ich war schon bei zwei Olympischen Spielen. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas geleistet habe. Ich will den Jungs immer helfen zu gewinnen", beschwichtigt er.
Für Deutschlands rasanten Aufstieg in den vergangenen Jahren hat er eine einfache Erklärung: "Harte Arbeit. Und Teamwork, wir arbeiten alle hart zusammen", so Kahun, der mit München von 2016 bis 2018 drei DEL-Titel gewann.
Über seine NHL-Zeit und den Kontakt mit Draisaitl
Von 2018 bis 2021 absolvierte er 186 NHL-Spiele für Chicago, Pittsburgh, Buffalo und Edmonton. Die Frage, ob er es jemals bereut habe, aus der stärksten Liga der Welt nach Europa gewechselt zu sein, antwortet Kahun klar: "Es war meine Entscheidung, zurück nach Europa zu kommen. Ich wollte mehr spielen und eine bessere Rolle im Team einnehmen. Ich sehe das nicht als Rückschlag an. Ich habe mir in den USA einen Namen gemacht, habe gute Leistungen erbracht, aber im letzten Jahr ging es mir nicht so gut. Deshalb habe ich diese Entscheidung getroffen", erklärt der beim SC Bern unter Vertrag stehende Deutsch-Tscheche. An eine Rückkehr in die NHL denkt er derzeit nicht: "Alles kann passieren, aber im Moment rechne ich nicht damit. Ich bin glücklich in der Schweiz.“
Einer seiner besten Freunde im deutschen Nationalteam ist Ex-Mitspieler und aktueller Oilers-Stammspieler Leon Draisaitl. Die beiden sind auch außerhalb der DEB-Lehrgänge noch in Kontakt: "Durch die Zeitverschiebung ist es ein bisschen schwieriger, aber wir schreiben uns manchmal. Er ist einer der besten Spieler der Welt, das beweist er jedes Jahr und jetzt auch in den Playoffs", so Kahun über Draisaitl, mit dem er früher in Mannheimer Jugendmannschaften spielte.