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Titelsehnsucht: Köln setzt auf "Mathematiker"- Mannheim auf NHL-Inspiration

Die Deutsche Eishockey Liga geht am Freitag in die 31. Saison.
Die Deutsche Eishockey Liga geht am Freitag in die 31. Saison.Profimedia
Die Traditionsklubs Adler Mannheim und Kölner Haie wollen endlich wieder in den DEL-Titelkampf eingreifen - mit völlig unterschiedlichen Konzepten.

Als die Kölner Haie zum letzten Mal den Meisterpokal gewannen, war noch keiner ihrer aktuellen Spieler Eishockeyprofi. Selbst Moritz Müller nicht, der Nationalmannschaftskapitän mit Silber bei Olympia und WM und 1062 Spielen für den Traditionsklub. Kein Wunder, dass die Sehnsucht nach der neunten Meisterschaft riesig ist. Stillen soll sie ein Mann, der damals seine Trainerkarriere begann: Kari Jalonen, 64, Vizeweltmeister und Titelsammler.

Mit Jalonen zu mehr Konstanz 

Der Finne hat die Vereinslegende Uwe Krupp abgelöst, die die Haie zwar zweimal ins Finale führte, mitunter auch spektakuläres Eishockey bot, aber nie Konstanz aufs Eis brachte. Jetzt, in der 23. Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nach dem letzten Meistercoup, die am Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport) gegen Titelverteidiger Eisbären Berlin beginnt, ist eher das Gegenteil angesagt: Ruhe, taktische Disziplin, solide Defensive.

Zum Match-Center: Kölner Haie vs. Eisbären Berlin

"Finnen sind Mathematiker, wenn es um Eishockey geht", sagt Jalonen, der in seiner Heimat und in der Schweiz sechs Meistertitel gewann, außerdem mit Finnland und Tschechien WM-Silber und -Bronze holte, "sie setzten die Pläne der Coaches oft sehr penibel um." Präsentiert der Zuschauerkrösus in Europa, der in der vergangenen Rekordsaison fast 17.000 Fans pro Spiel anlockte, seinem Publikum jetzt das gefürchtete Langweiler-Eishockey, das Finnland in den letzten fünf Jahren zwei WM-Titel und Olympiagold bescherte? 

Er müsse "die Spielweise finden, die am besten zum Klub und zur Mannschaft passt", sagt Jalonen, der nach vielen Nordamerikanern unter Krupp die ein oder andere Verstärkung aus Europas Norden mitbrachte. Kapitän Müller, 37, beim Titelgewinn 2002 noch Jugendspieler in Weißwasser, hat er schon überzeugt: "Er ist ein großer Eishockey-Fachmann, der sehr viel Wert auf Details legt." Und der "als finnischer Mathematiker" sein Erfolgsrezept genau ausrechnet: "Zehn Prozent Glück, 20 Prozent Tabellenplatz und Momentum, 70 Prozent harte Arbeit."

Eakins kam mit hohen Erwartungen aus der NHL

Erst fünf Jahre liegt der letzte Titelgewinn der Adler Mannheim zurück - und doch fühlt es sich beim selbsternannten FC Bayern des Eishockeys wie eine Ewigkeit an. Obwohl der Mäzen Daniel Hopp das meiste Geld der Liga in die Hand nimmt, hat der achtmalige Meister seit 2019 nicht mehr das Finale erreicht. Ändern soll es Dallas Eakins, quasi der Gegenentwurf zu Jalonen.

Der ehemalige NHL-Coach von Leon Draisaitl in Edmonton kam in der vergangenen Saison ohne Europa-Erfahrung nach Deutschland, musste nicht nur Land und Leute, sondern auch Liga und Spieler erst kennenlernen. Mitunter wirkte der 57-Jährige, der als Chefcoach sowohl in Edmonton als auch in Anaheim gescheitert war, seltsam desinteressiert. Nach dem Viertelfinal-Aus ließ er Hopp und Co. lange zappeln, ehe er sein Ja-Wort gab. 

Als Trainer und Manager ist der US-Amerikaner der starke Mann, der das hochkarätig besetzte Team weitgehend nach eigenen Vorstellungen umbauen konnte. Gleich drei aktuelle Nationalspieler wurden verpflichtet: Königstransfer Marc Michaelis ebenso aus der Schweiz wie Verteidiger Tobias Fohrler, außerdem Shootingstar Lukas Kälble vom Vizemeister Bremerhaven.

"Ich will die Mannschaft inspirieren", sagt Eakins und gibt zu, dass er erst in Europa ankommen musste. Er verstehe jetzt, sagte er dem Mannheimer Morgen, "die hier vorherrschende Kultur des Spiels, wie man hier reist und welche Energie die verschiedenen Stadien entwickeln können". Und dass man von ihm nicht weniger als den Titel erwartet.