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25 Jahre Videobeweis im Eishockey: "Selbsthilfe, keine Kontrolle"

Die Schiedsrichter haben volle Kontrolle über den Einsatz von Video- und Bildmaterial.
Die Schiedsrichter haben volle Kontrolle über den Einsatz von Video- und Bildmaterial.ČTK/imago sportfotodienst/kolbert-press/Burghard Schreyer
Vor 25 Jahren führte die DEL den Videobeweis ein - als erster Sport in Deutschland.

Im Fußball sorgt er allwöchentlich für hitzige Diskussionen, bei Olympia im Fechten oder Ringen für ständige Unterbrechungen. Im Eishockey dagegen ist der Videobeweis eine Erfolgsgeschichte, die in Deutschland vor knapp 25 Jahren begann. "So, wie wir ihn machen, ist er sehr gut", sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID), "er ist Selbsthilfe für den Schiedsrichter, keine Kontrolle von außen. Kein Vierter Offizieller, kein Keller redet ihm rein."

"Wir waren die ersten in Deutschland"

Die Deutsche Eishockey Liga führte das technische Hilfsmittel in der Saison 1999/2000 ein - mit Beginn der Play-offs. Als erster Sport in Deutschland. "Am Anfang gab es zwei VHS-Videorekorder und einen Monitor beim Zeitnehmer", erinnert sich Jörg von Ameln, damals wie heute für den Spielbetrieb in der DEL zuständig. Die Torrichter in ihren kleinen Häuschen, die bei einem - aus ihrer Sicht - gültigen Treffer ein grünes Licht anmachten, waren "antiquiert".

"Wir waren die ersten in Deutschland", sagt von Ameln, "die anderen Ligen haben uns nach und nach angesprochen." Zunächst gab es nur jeweils eine Übertorkamera, bei Übertragungen des damaligen TV-Partners Premiere zusätzlich auf einem weiteren Videorekorder die Fernsehbilder. Entschieden wurde nur über Tore: War der Puck hinter der Linie? War ein Angreifer im Torraumabseits? Wurde der Puck ins Tor gekickt? Wurde der Torhüter behindert?

Anders als im Fußball oder in der NHL gab und gibt es keinen Videoschiedsrichter oder VAR, der von außen eingreift. "Der Schiedsrichter auf dem Eis muss sich festlegen, bevor er rausgeht", erklärt von Ameln, "die Bilder müssen seine Entscheidung zu 100 Prozent widerlegen. Wenn nicht, bleibt sie bestehen." 

Schwerwiegende Fehler nur sehr selten

Gravierende Fehler sind selten, sie passierten, weil der Videobeweis gar nicht bemüht wurde. Wie 2021 bei einem Augsburger Phantomtor, als der Puck durch ein Loch im Netz von außen ins Tor schlüpfte. Oder 2023, als bei einem Straubinger Treffer der Puck unter dem Torrahmen durchrutschte.

Anders als beim Fußball, wo es auch um Elfmeter und Platzverweise geht, beschränkte sich der Videobeweis zunächst auf Torentscheidungen. Erst seit drei Jahren können große Strafen für schwerwiegende Fouls per Video - inzwischen dank des aktuellen TV-Partners Telekom digital in HD und bei jedem Spiel aus unterschiedlichen Perspektiven - bestätigt oder reduziert werden. Seit der Vorsaison darf überprüft werden, ob der Puck strafbar übers Plexiglas geschossen wurde. 

Entscheidungen werden nun über Lautsprecher verkündet

Die letzte Neuerung: Ab sofort erklären alle Schiedsrichter über Mikro und Hallenlautsprecher ihre Entscheidungen - auch die nach Videobeweis. Zudem können sie mit dem neuen System untereinander auf dem Eis besser kommunizieren. "Diese Funktion schaut sich sogar die NHL bei uns an", sagt von Ameln.

Verbesserungspotenzial gibt es natürlich: Von Ameln hätte gerne drei Kameras in der Latte - eine Kostenfrage. Immer wieder wird diskutiert, ob die Trainer wie in der NHL einen Videobeweis fordern dürfen. "Der Bedarf ist aktuell noch nicht da", meint von Ameln. Die Anzahl der Videobeweise sei ohnehin schon zu hoch, in der vergangenen Saison 214 bei Toren, 91 bei Strafen. 28 Torentscheidungen wurden revidiert. "Das", betont von Ameln, "werten wir als Erfolg".

 

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