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Ein Spektakel ohne Würde: Tysons Comeback voller Tiefschläge

SID
Der 58-jährige Mike Tyson war gegen Paul chancenlos.
Der 58-jährige Mike Tyson war gegen Paul chancenlos.TIMOTHY A. CLARY/AFP
Die Rückkehr von Mike Tyson in den Ring ernüchtert - und lässt Schlimmes für die Zukunft des Boxports befürchten.

Arg zerbeult schleppte sich der eiserne Mike Tyson in ein Golfcart und tuckerte in den Katakomben der Arena von Dallas davon. Nach einem unwürdigen Spektakel blieben für die Box-Legende, die einst Angst und Schrecken verbreitete, nur noch Häme und Mitleid übrig - neben rund 40 Millionen Dollar freilich, die der chancenlose 58-Jährige für seine krachende Comeback-Niederlage gegen Jake Paul kassiert haben soll.

"Ich bin früher bei jedem Tyson-Fight gewesen. Diesmal musste ich den Fernseher ausschalten, weil ich es nicht mitansehen konnte", schrieb Basketball-Ikone Magic Johnson und sprach jedem Box-Liebhaber mit Herz und Verstand aus der Seele. Es sei ein trauriger Tag gewesen, für das Boxen und für Tyson.

Der einstmals gefürchtetste Schwergewichts-Schläger war nach 19 Jahren Pause zurückgekehrt, um gegen den nicht einmal halb so alten Paul anzutreten - einen zum Boxer umgeschulten "Youtuber", den der junge Tyson einst roh zum Frühstück verspeist hätte. Der alte Tyson war jedoch nur noch eine Tyson-Karikatur, tapste wie ein moribunder Zirkusbär durch den Ring, schaffte es über die Runden, unterlag aber deutlichst nach Punkten.

"Ich bedauere nichts. Ich habe verloren, aber dennoch gewonnen", sagte der Ex-Champ nach dem Kampf, der im Mai geplatzt worden war, weil Tyson dramatisch an einem Magengeschwür gelitten hatte: "Damals wäre ich beinahe gestorben, habe acht Liter Blut verloren. Ich musste so kämpfen, um hier im Ring zu stehen."

Netflix der wahre Gewinner

Die Frage, was ein fast 60-Jähriger dergestalt im Ring zu suchen hat, hatten alle Beteiligten mit Aussicht auf Riesen-Reibach ignoriert. Streaming-Gigant Netflix inszenierte Tyson vs. Paul als Doku-Soap, laut dem Portal verfolgten 60 Millionen Accounts und damit wohl über 100 Millionen Menschen den Kampf. In der Arena waren bei Preisen bis zu mehreren Hunderttausend Dollar 80.000 Fans dabei.

Diese hatte mehrheitlich nostalgischer Voyeurismus motiviert - schließlich ist Tysons ganzes Leben eine Aneinanderreihung von Verhaltensauffälligkeiten.

Diese gab es diesmal in Light-Form: Statt wie einst auf dem Ohr von Evander Holyfield kaute Tyson während der Runden auf seinen Handschuhen herum. "Ich habe eben einen Beißzwang", sagte er.

Paul will gegen McGregor kämpfen

Tysons Gloves waren nach Kampfende indes neuwertig: 18 Treffer bei 97 Schlägen landete er, Paul brachte 78 von 278 Fäusten ins Ziel. Für den 31-Jährigen, der seine einzige Niederlage gegen Tyson Furys kleinen Bruder Tommy kassiert hatte, war es leicht verdientes Geld - er soll die gleiche Börse wie Tyson kassiert haben.

Bei solchen finanziellen Segnungen für Boxer wie Organisatoren scheint es nebensächlich, dass der sportliche Wert derartiger Fights eher bei Raab gegen Halmich als bei Fury gegen Usyk liegt. Schon unmittelbar nach dem Schlussgong bahnten die Beteiligten Fortsetzungen an.

"Ich glaube nicht, dass es mein letzter Kampf war", sagte Tyson. Pauls Bruder Logan, ebenfalls Box-Youtuber, stünde wohl als Gegner bereit. Und Jake Paul forderte MMA-Kämpfer Connor McGregor heraus, eine weitere notorische Skandalnudel.

"Oh fuck, i'll kill you", tönte Logan Paul im Ring Richtung Tyson. Gut möglich, dass dann der Boxsport gleich mit draufgeht.

Match-Center: Paul vs. Tyson