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"Ede Gnadenlos" feiert 80. Jahrestag: "Bin ruhiger geworden"

"Ede Gnadenlos" feiert 80. Jahrestag.
"Ede Gnadenlos" feiert 80. Jahrestag. ČTK / DPA / Robert Michael
Eduard Geyer ist eine Legende im Osten. Am Montag wird der letzte Auswahltrainer der DDR 80 Jahre alt.

Trotz neuer Hüfte und neuem Knie steht Eduard Geyer auch kurz vor seinem 80. Geburtstag noch voll im Saft. "Ich versuche mich fit zu halten, gehe ins Fitnessstudio, Golf spielen oder wandern", sagte der baldige Jubilar dem Sport-Informations-Dienst (SID). Und auch wenn die Trainerlegende im Osten bei der Zahl 80 "schon ein bisschen erschrickt", stellt er fest: "Solange man sich noch bewegen kann, klar im Kopf ist, die Familie harmoniert und die Frau alles zusammenhält, kann man zufrieden sein."

Nur Tennisspielen - seine einstige Leidenschaft - geht nicht mehr, "da ist das schnelle Rennen nicht so gut." Und auch bei Toren seiner Herzensklubs Dynamo Dresden und Energie Cottbus springt Geyer nicht mehr von seinem Stadionsitz auf. "Ich könnte", sagt er stolz, "aber ich bin ruhiger geworden und gucke mit einem gewissen Abstand."

Am Montag werden erst einmal nur die engsten Freunde und Verwandten zum Gratulieren kommen - "wegen dem blöden Schaltjahr" muss die große Feier bis Samstag warten. Dann soll es in einer Gaststätte in Dresden mit "30 bis 40 Gästen" hoch hergehen. "Die Mischung ist ganz gut mit jung und alt", sagt Geyer und scherzt: "Nur mit ganz alten möchte ich nicht feiern, es soll ja ein bisschen Spaß machen." Vor allem die jungen Gäste, die Enkel, "werden bestimmt ein paar lustige Beiträge machen".

Doch auch Geyer selbst hätte genug gute Geschichten zu erzählen. Er führte Energie Cottbus aus der Regionalliga im Jahr 2000 sensationell bis in die Bundesliga, stand 1997 mit dem damaligen Drittligisten sogar im DFB-Pokalfinale in Berlin (0:2 gegen den VfB Stuttgart). "Das sind alles Meilensteine, die haften bleiben, die einen glücklich machen", sagt er rückblickend.

Auch über seinen kurzen Einsatz als Auswahltrainer der DDR vor der Wiedervereinigung. "Da war ich ein bisschen stolz drauf", sagt Geyer. Heute habe er das chaotische letzte Länderspiel der DDR am 12. September 1990 - ein 2:0 in Brüssel gegen Belgien mit nur 14 Spielern um Kapitän und Doppeltorschütze Matthias Sammer - "abgehakt. Aber die Erinnerung bleibt natürlich."

"Keiner ist auf dem Platz gestorben"

So wie die der Fußballfans an seine Sprüche-Feuerwerke. Geyer galt als Ordnungs- und Disziplin-Fanatiker, der jungen Spielern auch schon mal kurzerhand den Kabinenschrank leerte, wenn es zu unübersichtlich wurde. Deshalb und wegen seiner ungeschminkten Art, seine Profis auch öffentlich mit Kritik zu konfrontieren, erhielt er den Spitznamen "Ede Gnadenlos".

"Ich kann darüber nur lachen", meint er heute. Als Trainer müsse man eben "erfolgreich sein". Wichtig war ihm ein Dreiklang: "Demut, Pünktlichkeit, Disziplin" - auch wenn es mal unter die Gürtellinie ging. "Alle Spieler können heute mit mir reden, es ist keiner gestorben auf dem Platz", scherzt Geyer.

Auch er selbst ist längst nicht altersmüde, schaut viel Fußball live im Stadion - vor allem in seiner Heimat Dresden ("alle Heimspiele") und Cottbus. Insgesamt verfolge er "alles im Osten, aber zur Zeit hat es der Fußball hier schwer", sagt Geyer: "Geld schießt eben doch Tore, das ist die größte Veränderung gegenüber früher."

Und trotz vielen Dingen, die ihn stören - ob "Abseits, Videobeweis, Theatralik der Spieler, Schiedsrichter" - steht Geyer dem modernen Fußball "sehr positiv" gegenüber: "Er verbindet immer noch und hat eine große Kraft für das Zusammengehörigkeitsgefühl."