"Für immer Jung": Deutschland feiert seinen goldenen Reiter
Auf seinem Triumphzug durch Paris konnte Michael Jung nur die Sicherheitskontrolle stoppen. Was das denn für ein "rundes Ding" im Rucksack sei, wollten die Beamten im Deutschen Haus vom besten Vielseitigkeitsreiter der Geschichte wissen. Dieses "Ding" war Jungs vierte olympische Goldmedaille, nach kurzer Verwirrung durfte er die Kontrolle passieren - und die Party ging los.
"Der Empfang im Deutschen Haus war gigantisch. Es war eine wirklich tolle Feier", schwärmte der goldene Reiter nach der Huldigung durch Fans, Freunde und Co-Athleten. Wie lang die Partynacht nach seinem historischen dritten Einzelgold im Stade Jean Bouin dauerte, verriet Jung zwar nicht, aber: "Im Vergleich zu den Trainingstagen, wo ich auch spät ins Bett gekommen bin und früh aufstehen musste, habe ich einigermaßen gut Schlaf bekommen."
Bei Deutschlands neuem Sonnenkönig, den nach seinem vierten Olympiasieg Kollegen und Presse prompt zum Besten der Geschichte ernannten, war nach dem "sechs bis sieben Stunden" dauernden Medienmarathon am Vortag von Müdigkeit keine Spur. Seine Familie gab dem Mann mit dem so ansteckenden Lächeln reichlich Kraft, er wollte seine Liebsten bei seiner Ankunft am Abend gar nicht mehr loslassen.
Der dreijährige Lio stahl dem Sieger auf der Bühne glatt die Show, griff sich immer wieder Papas Mikrophon und redete munter dazwischen - ganz zur Belustigung seiner neu gewonnenen Fans, die Jung junior gar mit Sprechchören bedachten.
Erneuter Start in vier Jahren geplant
Jung senior hingegen tat genau das, was die Größten in jeder Sportart ausmacht: Er schaute bereits auf die nächsten Meilensteine, die er erreichen möchte. Ob er bei Olympia 2028 in Los Angeles mit seinem gefeierten Partner Chipmunk um den alleinigen Vielseitigkeits-Thron reiten wolle? "Definitiv, ja."
Das Ziel ist realistisch, immerhin wird der Spitzenreiter zwei Tage nach seinem goldenen Triumph "erst" 42 Jahre alt. Um als erster Vielseitigkeitsreiter fünfmal Olympia-Gold zu gewinnen, ist da noch reichlich Zeit. Passend dazu prangte während seiner Siegesfeier überall im Haus das Motto des Abends: "Für immer Jung."
Sogar Ambitionen, seinen Springreiter-Kollegen künftig die Olympia-Medaillen streitig zu machen, meldete Jung ganz nebenbei noch an. "Das Bestreben" habe er natürlich, "ich glaube, ich habe auch tolle Pferde, das muss alles etwas wachsen." Am Springreiten hat Jung schon immer seine Freude, seit über zehn Jahren startet er regelmäßig auf Turnieren und ritt 2019 sogar erstmalig in einem Nationenpreis für Deutschland mit.
Ob er sich vorstellen könnte, sogar irgendwann mal in zwei olympischen Wettbewerben zu starten? "Werden wir sehen", sagte der Olympiasieger mit seinem typischen Grinsen.