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Deutschland träumt von Olympia - das IOC vergibt und fordert

SID/Flashscore
IOC-Präsident Thomas Bach während einer Rede.
IOC-Präsident Thomas Bach während einer Rede.Profimedia
Die Winterspiele 2030 und 2034 gehen nach Frankreich und in die USA, jetzt will Deutschland auch dabei sein. Dabei präsentierte sich das IOC einmal mehr als schwieriger Partner.

Die IOC-Mitglieder hatten sich nach einem denkwürdigen Vormittag gerade zum Lunch verabschiedet, da schickte das Bundesinnenministerium eine Ankündigung in die Welt. In der stand sinngemäß: Jetzt wollen wir auch dabei sein! Frankreich hatte kurz zuvor die Winterspiele 2030 unter Auflagen bekommen, Salt Lake City die Ausgabe vier Jahre später - mitsamt einer strengen Mahnung, die nicht nur in den USA als "Drohung" wahrgenommen wurde.

Dennoch will Deutschland danach endlich wieder eine olympische Rolle spielen. Dafür reist Bundesinnenministerin Nancy Faeser nach Paris, um am 2. August während der Sommerspiele mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den an einer Bewerbung interessierten Bundesländern und Städten eine Erklärung zu unterzeichnen.

Teure Spiele

Die beinhaltet auch finanzielle Zusagen. Der Bund wird sich von 2024 bis 2027 mit insgesamt 6,95 Millionen Euro an den Kosten für den Olympiabewerbungsprozess beteiligen. Die favorisierte Ausgabe würde im Jahr 2040 stattfinden. Der DOSB halte sich aber auch die Möglichkeit 2036 für die "informellen Gespräche" mit dem IOC offen, versicherte Präsident Thomas Weikert. Winterspiele - die 2038 wieder zu haben wären - sind dagegen kaum eine Option.

Das Timing des Kabinettsbeschlusses für die Absichtserklärung der Bundesregierung ist bemerkenswert. Denn am Mittwoch offenbar sich, wie ungeniert das IOC Ansprüche an Bewerber stellt. Und das selbst, wenn diese quasi keine Konkurrenz fürchten müssen - was im Falle einer deutschen Sommerbewerbung kaum der Fall sein dürfte.

Obwohl Staatspräsident Emmanuel Macron extra für die Vergabe der Spiele 2030 in die französischen Alpen in den Palais des Congres gekommen war und eine flammende Rede hielt, bekam Frankreich den Zuschlag nur unter "Bedingungen". Bis zum 1. Oktober muss der neue Premierminister die finanziellen Garantien unterschreiben, das Parlament diese bis zum 1. März 2025 ratifizieren.

Die Olympischen Spiele sind für die austragende Nation stets eine riesige finanzielle Belastung.
Die Olympischen Spiele sind für die austragende Nation stets eine riesige finanzielle Belastung.AFP

Macron gab dazu ein Versprechen ab. "Ich versichere Ihnen, dass ich den nächsten Premierminister bitten werde, nicht nur die Garantie zu unterschreiben, sondern auch ein Olympia-Gesetz als Priorität der neuen Regierung anzusehen", sagte er.

Unmissverständliche Drohgebärden

Derartige Hingabe für die olympische Bewegung wünscht sich das IOC unter der strengen Führung von Präsident Thomas Bach auch von den USA, immerhin Gastgeber der Sommerspiele 2028 in Los Angeles. Die Rückkehr nach Salt Lake City im Bundesstaat Utah, wo 2002 bereits Winterspiele stattgefunden hatten, verband das IOC mit einer Warnung, die kaum weniger deutlich hätte ausfallen können.

Die Spiele 2034 können Salt Lake City jederzeit entzogen werden, wenn die US-Behörden und die Anti-Doping-Agentur USADA weiter Probleme bereiten. Deren Chef Travis Tygart wehrte sich gegen die "Drohungen" und bezeichnete die WADA als "Schoßhündchen des Sports".

Kritik unerwünscht

Der Streit, der mit der Enthüllung der 23 positiven Dopingproben chinesischer Schwimmer begonnen hatte, droht auf offener Bühne zu eskalieren. Zumal sich auch das FBI oder der Congress in den USA kaum maßregeln lassen werden.

Dennoch: Staatliche Einflussnahmen stoßen dem IOC auf, so übel sogar, dass Vizepräsident John Coates einen Zusatz zum Ausrichtervertrag mit einer einseitigen Kündigungsklausel verankerte. Die Delegierten aus den USA, darunter Ex-Skistar Lindsey Vonn, nahmen die Maßregelungen demütig entgegen und nickten brav, als Bach sie vom Podium aus belehrte.

Einlassungen aus der Politik sind hingegen unerwünscht. Dass auch in der deutschen Regierung lautstark Kritik an der WADA geübt wurde, könnte Probleme bereiten. Mahmut Özdemir, unter Faeser Parlamentarischer Staatssekretär im BMI, hatte die Existenzberechtigung der Organisation infrage gestellt. Solche Einlassungen kommen beim IOC ganz schlecht an. Das wird Thomas Bach dem DOSB in den anstehenden Gesprächen sicher schnell verdeutlichen.