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Deutschland gegen Frankreich: Die fünf größten Spiele des Traditionsduells

Anton Latuska
Das WM-Viertelfinale 2014 war der Höhepunkt der deutsch-französischen Spiele aus deutscher Sicht.
Das WM-Viertelfinale 2014 war der Höhepunkt der deutsch-französischen Spiele aus deutscher Sicht.Profimedia
In einer für den deutschen Fußball ganz besonderen Situation trifft die DFB-Elf am Dienstag in Dortmund auf Frankreich. Die Duelle der beiden Fußball-Großmächte haben über die Jahrzehnte hinweg für historische Momente gesorgt. Wir blicken auf die fünf besten deutsch-französischen Aufeinandertreffen zurück.

28. Juni 1958: Der beste Torschützenkönig der WM-Geschichte

Am 1. März dieses Jahres verstarb eine der französischen Fußball-Legenden schlechthin: Just Fontaine. Der Stürmer hält mit 13 Toren bis heute den Rekord für die meisten Treffer bei einem WM-Turnier. Ganze vier davon erzielte in Marrakech geborene Fontaine im Spiel um Platz drei der WM 1958 gegen Deutschland. Mit 6:3 gewannen die Franzosen dieses Torfestival, in dem die deutsche Mannschaft mit der Weltmeisterelf vom "Wunder von Bern" vier Jahre zuvor nicht mehr viel zu tun hatte.

Fontaine traf in dem WM-Turnier '58 in allen Spielen der Franzosen, erzielte in zwei Matches sogar einen Hattrick (oder mehr – wie gegen Deutschland). Der Name von Just Fontaine, der 2013 in Frankreich auch zum Offizier der Ehrenlegion ernannt wurde, wird für immer mit der Geschichte der Weltmeisterschaften verbunden bleiben.

8. Juli 1982: Toni Schumacher und die "Troisième Guerre Mondiale"

Kein Gespräch über Deutschland gegen Frankreich ohne die historische Messlatte schlechthin: Das WM-Halbfinale 1982 in Sevilla ging aus vielen Gründen in die Geschichte ein. Fußballerisch bewegte sich die Partie in der regulären Spielzeit auf Augenhöhe. Pierre Littbarski für die Bundesrepublik und Michel Platini per Elfmeter für Les Bleus erzielten die Treffer.

So viel zum Sportlichen in den 90 Minuten. Doch dann gab es noch die 57. Minute: Nach einem langen Ball in den Rücken der deutschen Abwehr rammt der herausstürzende deutsche Torwart Toni Schumacher den französischen Stürmer Patrick Battiston um, sodass dieser bewusstlos auf dem Rasen liegen bleibt. Unglaublicherweise lässt Schiedsrichter Corver aus den Niederlanden das Spiel weiterlaufen.

Und nicht nur das: Battiston bleibt auf dem Feld liegen und bekommt weder Unterstützung von Ärzten, noch von Übeltäter Schumacher. Der steht im Strafraum und jongliert mit dem Ball. Die französischen Kommentatoren tobten und sprachen von der "Troisième Guerre Mondiale" (dem "Dritten Weltkrieg"), der Staatsfeind Nummer eins war im deutschen Schlussmann gefunden.

Auch sportlich ging es spektakulär weiter: In der Verlängerung stand es nach acht Minuten bereits 3:1 für die Franzosen, doch Deutschland kam durch Karl-Heinz Rummenigge und einen spektakulären Fallrückzieher von Klaus Fischer zurück. Im Elfmeterschießen pariert ausgerechnet Schumacher einen entscheidenden Elfmeter, Horst Hrubesch macht am Ende alles klar. Ein Spiel für die Ewigkeit.

15. November 2003: Die Vorboten zum sportlichen Tiefpunkt

An einem Punkt erinnert der Blick in die Historie zwischen Deutschland und Frankreich auch an die aktuelle Krise beim DFB. Im November 2003 befand man sich ebenfalls in der Vorbereitung auf eine Europameisterschaft und traf auf den Nachbarn aus dem Südwesten. Das personell stark besetzte Frankreich ließ die Deutschen eiskalt auflaufen und gewann durch Tore von Thierry Henry und David Trezeguet (2x) mit 3:0 in der Schalker Arena.

Spätestens an diesem Abend blühte den deutschen Fans, die im achten Spiel in Folge keinen Sieg gegen einen großen Gegner sahen, dass es auch bei der Europameisterschaft 2004 Probleme geben dürfte. So kam es auch: Das Turnier in Griechenland gilt bis heute als Tiefpunkt der Nationalmannschaft und als Aufbruchsignal für die Erneuerungen, die letztlich zum Sommermärchen 2006 führten.

4. Juli 2014: Die Vorboten zum sportlichen Höhepunkt

Das andere Ende der Gefühlsskala hatte für die deutschen Fans das Duell bei der Weltmeisterschaft 2014 zu bieten. Nach dem wackeligen Erfolg nach Verlängerung gegen Algerien traute kaum ein deutscher Fan dem Team den ganz großen Coup in Brasilien zu, doch nach dem Kopfballtreffer von Mats Hummels zum Halbfinaleinzug keimte plötzlich Hoffnung auf den vierten Stern auf.

Das Spiel selbst war absolut ausgeglichen, auch die Franzosen hätten mit etwas Glück weiterkommen können. Doch für die DFB-Elf zeigten sich schon im Viertelfinale die Erfolgsfaktoren zum späteren Pokalsieg: Ein stabiles Mittelfeld, eine effiziente Offensive und ein überragender Manuel Neuer.

13. November 2015: Die Anschläge von Paris

Sportlich war das Freundschaftsspiel im Winter 2015 eine klare Angelegenheit zugunsten der Franzosen. Andre-Pierre Gignac und Olivier Giroud sorgten für die Treffer beim 2:0 der Equipe tricolore in Paris. Doch das Spiel rückte in den Hintergrund, als in der zweiten Halbzeit laute Explosionen von außerhalb des Stadions zu hören waren.

Im Laufe der Minuten gingen Meldungen ein, die von Schüssen im Stadtgebiet der französischen Hauptstadt berichteten. Die Zuschauer im Stade de France durften die Arena nicht verlassen und wurden ratlos zurückgelassen. Im Stadtgebiet und vor allem im Nachtclub Bataclan verübten islamistische Attentäter koordinierte Anschläge, denen insgesamt 137 Menschenleben zum Opfer fielen, 683 weitere wurden verletzt. Der 13. November ging als einer der schwärzesten Tage in die Geschichte der französischen Republik ein.