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Deutsche Hoffnungen im Wintersport: Biathlon-Star Vanessa Voigt im Porträt

Micha Pesseg
Die deutsche Biathlon-Hoffnung Vanessa Voigt.
Die deutsche Biathlon-Hoffnung Vanessa Voigt.Profimedia
In unserem neuen Format "Deutsche Hoffnungen im Wintersport" lernt ihr die größten deutschen Wintersport-Stars der Gegenwart kennen. Heute stellt euch Flashscore News die aus Thüringen stammende Biathletin Vanessa Voigt vor.

Nach dem Karriereende der Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick muss die 26-Jährige in große Fußstapfen treten. Dementsprechend lastet ein großer Druck auf dem deutschen Biathlon-Team und speziell auf Vanessa Voigt. Ein Blick in die Vergangenheit beweist: An diesem Druck kann sie nur wachsen. 

Schwierige Zeit im Internat

Schon im zarten Alter von acht Jahren begann Vanessa Voigt mit dem Langlaufen. Zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Kevin machte sie die Loipen in der Nähe ihres Heimatortes Seligenthal unsicher. Bald wurde klar, dass Vanessa genügend Talent hat, um sich an die Aufnahmeprüfung an das renommierte Skigymnasium Oberhof zu wechseln. 

Dort lebte sie im Internat, die Zeit fernab der Familie war für die junge Sportlerin nicht immer einfach. "Ich hatte jetzt nicht die Mama oder den Papa im Wohnzimmer sitzen und konnte mich dort ausheulen. Sondern irgendwie musste ich selbst mit meinen Problemen erstmals fertig werden. Am Wochenende konnte ich mich dann sozusagen auskotzen. Es war schon eine harte Zeit", erzählte sie im Gespräch mit dem "Sportschau Wintersport-Podcast". Nach einiger Zeit habe sie dort aber "viel Anschluss gefunden. (...) Ich hatte eine coole Trainingsgruppe." 

Faible für die Waffe

Nach den ersten Schießversuchen an der Waffe entwickelte sich bei Voigt allmählich das Bedürfnis, eine Biathlon-Karriere einzuschlagen. Zunächst startete sie als Langläuferin, erzählte Voigt gegenüber dem Biathlon-Podcast "Strafrunde": "Beim Techniktraining fand ich es immer öde, nur im Kreis zu laufen. Ich wollte viel lieber zum Schießstand abbiegen und mal ein bisschen herumschießen. Irgendwann hatte ich die Chance, einfach mal selbst zu schießen - und das hat ganz gut funktioniert." Ihre Trainer stellten sie schließlich vor die Wahl: Langlauf oder Biathlon? Die Entscheidung fiel gewissermaßen von selbst.

Bis heute zeichnet die Thüringerin eine hervorragende Schusstechnik aus. Selten leistet sie sich einen Nachlader, noch heute gilt die 26-Jährige im deutschen Lager als zuverlässigste Schützin. 

Vanessa Voigt am Schießstand in Östersund.
Vanessa Voigt am Schießstand in Östersund.Profimedia

Wenn sie an den Schießstand kommt, folgt sie einem fixen Ritual. "Wenn ich dann meine Matte sozusagen sehe, dann habe ich halt ein Wort im Kopf, was ich über Jahre immer ein bisschen visualisiert habe", erzählte sie 2022 gegenüber "deutschlandfunk.de": "(...) Wenn ich nur ans Zielen denke, dann ist bei mir das Zielen vielleicht richtig gut, aber der Abzug kommt nicht. Und wenn ich nur an den Abzug denke, dann ist vielleicht ein bisschen das Zielen vernachlässigt. Und bei mir ist es so: Ich bin tatsächlich durch dieses Wort so im Flow, dass ich meistens gar nicht sagen kann, was ich während des Schießens gedacht habe."

Ihren ersten Erfolg feierte sie 2015/16 als sie die Gesamtwertung im Deutschlandpokal in ihrer Altersklasse feierte. Fünf Jahre später setzte sie ein riesiges Ausrufezeichen und sicherte sich den Gesamtsieg im IBU-Cup. Eine große Überraschung, zumal sich Voigt einige Monate zuvor eine schwere Schulterverletzung zugezogen hatte. Die Blessur war nicht die direkte Folge eines Unfalls, sondern eines falschen Trainingsschwerpunktes.

"Man kämpft weiter, egal, wie viele Hindernisse kommen"

Zysten an der Schulter und ein Knorpelschaden machten eine OP unausweichlich, ihre gesamte Karriere schien gefährdet. Erst durch das gute Zureden ihrer Familie und ihrer Trainer schaffte sie es, wieder neue Kraft zu schöpfen und am Comeback zu arbeiten. Dennoch verpasste sie damals die deutschen Meisterschaften. Im Gespräch mit "Strafrunde" erzählte sie, dass sie an diesen aber "unbedingt" teilnehmen wollte, "weil ich mich in der Vorbereitung sehr gut gefühlt habe. Das Training hatte wirklich angeschlagen."  

Anstatt über die deutschen Meisterschaften sicherte sich Voigt schließlich über den Triumph im IBU-Cup das Ticket für die Weltcup-Saison 2021/22. Sie war in der Weltspitze angekommen - und sollte auch dort für Euphorie sorgen. Bei den Olympischen Winterspielen in Peking 2022 schrammte Voigt hauchdünn an einer Medaille vorbei, sie landete im Einzel über 15 Kilometer auf Platz vier. 1,3 Sekunden Rückstand verhinderten den Sprung aufs Podest. 

Den Traum vom Edelmetall holte Vanessa Voigt mit der Staffel nach. An der Seite von Denise Herrmann-Wick, Franziska Preuß und Vanessa Hinz holte sich Bronze. In diesem Moment fiel von ihr eine enorme Last ab und auch die schwere Schulterverletzung zwei Jahre konnte positiv umgedeutet werden. "Gerade, nachdem die Saison dann einfach vorbei war und ich das reflektieren und noch mal zurückschauen konnte - da fiel einfach enorm viel Last ab. Man wusste immer, man kämpft weiter, egal, wie viele Hindernisse kommen und wie hoch die Hindernisse auch sind. Aber natürlich, werden einem immer wieder enorm viele Steine in den Weg gelegt und man muss es irgendwie meistern. Aber ich habe nie aufgegeben", erzählte Voigt gegenüber der "Sportschau".

Ein Jahr später bei der Heim-WM 2023 in Oberhof entsprachen ihre Leistungen nicht den hohen Erwartungen. Im Sprint und in der Verfolgung landete sie nicht einmal in den Top 30. Auch im Einzel sah es nicht viel besser aus, sie handelte sich zwei Strafminuten ein und beendete das Rennen auf Rang 19. 

Die herbe Enttäuschung kompensierte sie erneut mit einer herausragenden Leistung in der Damenstaffel. Diesmal reicht es für das deutsche Team sogar an einer Silbermedaille. Grund genug, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Nachdem der erste Frust entwichen war, sagte Voigt zu sich selbst: "Vanessa, egal ob das jetzt nicht die WM, die du dir erträumst, aber hey, du hast einfach ne Olympiamedaille, du hast ne Weltmeisterschaftsmedaille - das ist alles, was du dir als Kind mal erträumt hast."

Rückschläge zu verkraften - auch das ist eine große Stärke von Vanessa Voigt. Auch im laufenden Winter bestätigte sie ihre positive Entwicklung. Zuletzt landete sie im schwedischen Östersund sowohl im Einzel als auch in der Staffel und der Verfolgung Platz drei. Die Formkurve zeigt steil nach oben.