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Der Herr der Spiele: IOC-Präsident Thomas Bach vor dem perfekten Abschluss?

Thomas Bach beim Besuchen des INSEP.
Thomas Bach beim Besuchen des INSEP.Profimedia
Thomas Bach strahlt. Ob Arm in Arm mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, beim Besuch der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo im Hotel de Ville oder umringt von Volunteers. Und, natürlich, vor dem Eiffelturm, an dem die olympischen Ringe weithin sichtbar prangen. Die Vorfreude beim IOC-Präsidenten ist eine gute Woche vor der Eröffnungsfeier am 26. Juli zum Greifen.

"Die Bühne ist bereitet: Die Athleten sind bereit, ganz Frankreich ist bereit, die olympische Bewegung ist bereit", schrieb Bach in einem Gastbeitrag, der am vergangenen Wochenende in den Zeitungen L'Equipe, Le Parisien und Ouest France erschien.

Darin zählte Bach auch auf, was Paris 2024 der Welt bringen werde: junge, integrative, urbane, nachhaltige und erstmals auch geschlechterparitätische Spiele. Die 33. Olympischen Sommerspiele seien "die ersten", die vollständig auf die Reformen der Olympischen Agenda des Internationalen Olympischen Komitees abgestimmt seien.

Diese Reformen, die Agenda 2020 und die Agenda 2020+5, sind Bachs Reformen. Wie überhaupt ja Thomas Bach - Fecht-Olympiasieger 1976, Athletensprecher, dann Funktionär mit steiler Karriere bis an die Spitze der Ringe-Organisation - das Gesicht der sogenannten olympischen Bewegung (geworden) ist. Insofern könnte es kaum einen schöneren Abschluss geben für den 70-Jährigen, dessen Amtszeit 2025 turnusmäßig nach zwölf Jahren endet, als Paris.

Bach hat das IOC und die Spiele durch die Corona-Krise geführt, 2021 in Tokio sowie 2022 in Peking sein XXL-Sportfest mit Tausenden Sportlern in einer Blase als TV-Event durchgedrückt. Paris kann und soll nicht bloß die Rückkehr zur olympischen Normalität werden, sondern alles Gekannte übertreffen: Sportevents vor Postkartenmotiven wie dem Eiffelturm oder Schloss Versailles, eine einzigartige Eröffnungsfeier auf der Seine, Zuschauerrekorde, eine Weltstadt als Sportplatz. "Milliarden Menschen auf der ganzen Welt freuen sich auf Paris 2024", behauptet Bach.

Olympia im Zeichen von Krieg und Hass

Doch Paris wird womöglich gleichfalls in einer Art Blase stattfinden, denn die Welt dreht sich auch zwischen den ersten Wettkämpfen am 24. Juli und der Schlussfeier am 11. August nicht nur um Olympia. Der Krieg in der Ukraine etwa hält unvermindert an, was auch Einfluss auf die Spiele hat, Stichwort "Neutrale Einzelathleten" aus Russland und Belarus. Auch der Rechtsruck in einigen europäischen Ländern, konkret in Frankreich, betrifft das IOC.

Beim Treffen mit Macron am Dienstag im Elysee-Palast überboten sich Frankreichs Staatschef und der mächtigste Mensch der Sportwelt jedenfalls nicht nur in ihrer Vorfreude. Es ging auch ums Geschäft. Zwei Tage vor der Eröffnungsfeier in Paris vergibt das IOC die Winterspiele 2030 und 2034, für die Austragung in weniger als sechs Jahren ist abermals Frankreich mit den Regionen Rhone-Alpes und Cote d'Azur auserkoren.

Es fehlen aber noch staatliche Garantien. Wegen der Auflösung der Nationalversammlung durch Macron am 9. Juni wurde dieser Prozess bis auf Weiteres ausgesetzt. Bach bekräftigte, die Vergabe werde wie geplant am 24. Juli erfolgen.

Stressige Tage für den IOC-Präsidenten

Es ist nicht Bachs einzige Baustelle. Bevor der IOC-Boss mit Sonnenbrille im Schatten weltbekannter Monumente den 10.500 Athletinnen und Athleten zusieht, wartet der Alltag: IOC-Exekutivsitzung am Samstag, IOC-Vollversammlung am kommenden Dienstag und Mittwoch, bei der unter anderem auch die Einführung olympischer E-Sports-Spiele beschlossen werden soll.

Hinzu kommt der Wirbel um das Gebahren der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA im Umgang mit positiv getesteten chinesischen Schwimmern 2021 - ein Thema, das zumindest aus Sicht vieler Sportler und Athletenvertretungen noch nicht abgehakt ist. Und dann ist da noch die bange Frage, ob zehntausende Sicherheitskräfte in Paris wirklich alles im Griff haben.

Bach jedenfalls hat das IOC im Griff, da sind sich seine Getreuen einig und wollen ihn zum Weitermachen bewegen - selbst wenn dafür die IOC-Charta geändert werden müsste. Also doch noch Los Angeles 2028? Mit seiner Zukunft, sagt Bach, will er sich erst nach Paris beschäftigen. Erstmal genießen.

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