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Darts-WM Vorschau Tag 9: Cross und Cullen vor der Weihnachtspause - Debüt für Schindler

Anton Latuska
Darts-WM Vorschau Tag 9: Cross und Cullen vor der Weihnachtspause - Debüt für Schindler
Darts-WM Vorschau Tag 9: Cross und Cullen vor der Weihnachtspause - Debüt für SchindlerProfimedia
Am letzten Tag vor der dreitägigen Weihnachts-Unterbrechung fliegen im Alexandra Palace nochmal die Pfeile. In der Nachmittags-Session erwarten wir mit Spannung das enge Spiel zwischen Chris Dobey und Martijn Kleermaker. Am Abend greift nicht nur "The Rockstar" Joe Cullen ins Turnier ein, sondern mit Martin Schindler auch der letzte deutsche Starter, der es in der zweiten Runde mit Martin Lukeman zu tun bekommt.

 

Nachmittags-Session

Brendan Dolan v. Jimmy Hendriks

Brendan Dolan hat als erster Spieler überhaupt einen Neundarter im Double In/Double Out-Modus geworfen. Der Spitzname "The History Maker" ist also durchaus berechtigt, auch wenn er bei den Majors traditionell nicht die großen Erfolge feiern kann. Als Nummer 25 der Order of Merit ist Dolan im erweiterten Kreis der Favoriten zu finden, allerdings ist ein tiefer Run nur schwer vorstellbar. Wie vom Nordiren gewohnt konnte er im ablaufenden Kalenderjahr einen Sieg auf der Pro Tour einfahren, bei der Players Championship Finals im November war aber beispielsweise schon in Runde eins Endstation. Dolan spielt mit einer Jahresaverage von 92,7 einen soliden Dart und ist in der Zweitrundenpartie durchaus als Favorit zu betrahten.

In einem ganz engen Spiel setzte sich der Niederländer Jimmy Hendriks in der ersten Runde mit 3:1 gegen Jamie Hughes durch. Dabei sprachen die Statistiken nicht unbedingt für den 28-Jährigen, der sowohl im Average als auch in den geworfenen 180, 140+ und 100+-Aufnahmen hinter seinem Konkurrenten zurücklag. Ausschlaggebender Faktor zum Weiterkommen war die mit unter 20 Prozent sehr schwache Checkout-Quote seines Gegners, die Hendriks (selbst nur knapp 30 Prozent) letztlich den entscheidenden Vorteil verschaffte. "Captain Jimmy", der im Finale des Westeuropa-Qualifiers den Deutschen Max Hopp bezwang und so das WM-Ticket löste, wird sich deutlich steigern müssen, um gegen den erfahrenen Brendan Dolan eine Chance auf Runde drei zu haben.

Chris Dobey v. Martijn Kleermaker

Bereits dreimal stand Chris Dobey im Achtelfinale der Weltmeisterschaft, so auch zuletzt im vergangenen Jahr gegen Luke Humphries, dem er erst im Decider unterlag. Etwas symptomatisch für die Karriere des 32-Jährigen, bei dem man stets auf den ganz großen Durchbruch wartet. Mit Halbfinalteilnahmen beim World Grand Prix, den Players Championship Finals und aktuell beim diesjährigen European Darts Championship kann der Engländer bereits auf gute Major-Resultate zurückblicken, der große Titel und die damit verbundene Aufmerksamkeit fehlt ihm allerdings weiterhin. Als Nummer 22 der Weltrangliste ist Dobey einer der gesetzten Spieler, trotzdem wären ähnliche Erfolge wie bei genannten Majors bei dieser Weltmeisterschaft eine Überraschung. im heutigen Zweitrundenmatch sollte Dobey mit einer guten Leistung aber leichter Favorit aufs Weiterkommen sein.

Sieht sich gegen Kleermaker einem Kontrahent auf Augenhöhe gegenüber: Chris Dobey.
Sieht sich gegen Kleermaker einem Kontrahent auf Augenhöhe gegenüber: Chris Dobey.Profimedia

Das liegt definitiv nicht an der mentalen Stärke, denn kaum ein Spieler auf der Tour überzeugt am Oche durch eine derartige Willenskraft wie Martijn Kleermaker. Der 31-Jährige konnte in der ersten Runde ohne größere Probleme den chinesischen Qualifikanten Xicheng Han bezwingen, musste dabei aber bei weitem nicht sein A-Game auspacken. Im vergangenen Jahr scheiterte er im Alexandra Palace erst im Achtelfinale an James Wade, nachdem er unter anderem Joe Cullen ausgeschaltet hatte. Der Niederländer, der sein einziges direktes Duell mit dem heutigen Gegner im Jahr 2020 verlor, muss über die Psychologie ins Spiel kommen, da er von seinem Jahresaverage (unter 90) nicht Chris Dobey mithalten kann. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kleermaker einen nominell besseren Gegner ausschaltet.

Ross Smith v. Darius Labanauskas

Im vergangenen Jahr erzielte Ross Smith mit dem Erreichen der dritten Runde sein bestes Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft. Immerhin schaffte er es, auf dem Weg den deutlich favorisierten Stephen Bunting auszuschalten. Vom Außenseiter zum Champion verwandelte er sich in diesem Jahr, als er völlig überraschend beim European Championship seinen ersten Major-Titel gewinnen konnte. "Smudger", der als Außenseiter ins Turnier ging, schaltete unter anderem Peter Wright, Chris Dobey und Michael Smith aus, um den mit Abstand größten Erfolg seiner Karriere zu feiern. Mit dieser Euphorie im Rücken steigt er nun in der zweiten Runde ins WM-Turnier ein und will als Nummer 19 der Welt seiner Favoritenrolle gerecht werden. In Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft trainierte Smith mit den Fußballprofis des Londoner Premier League-Klubs Crystal Palace. Wir sind gespannt, ob sich das am Freitagnachmittag bezahlt macht.

Gefordert wird Smith in der zweiten Runde durch den Litauer Darius Labanauskas. Der 46-Jährige war lange Zeit der führende Darts-Spieler im Baltikum, bevor ihm seit einigen Jahren der Lette Madars Razma Konkurrenz machte. Auf Rang 52 der Order of Merit zählt Labanauskas sicher nicht zu den Mitfavoriten, ein ähnlicher Lauf wie 2019 wäre eine große Überraschung. Damals erreichte er das Viertelfinale, in diesem Jahr konnte er gegen John O'Shea immerhin die Auftakthürde mit 3:2 meistern. Mit einem Average von fast 84 Punkten pro Aufnahme spielte der Mann aus Kaunas im Zentrum seines Landes eine solide Erstrundenpartie, mit diesem Schnitt wird gegen Ross Smith allerdings vermutlich nicht viel zu holen sein. Fast zehn Punkte besser wirft der Engländer in drei Versuchen, dieser Unterschied sollte sich im Normalfall auch am Freitag bemerkbar machen.

Rob Cross v. Scott Williams

Als einer der letzten Spieler der diesjährigen Ausspielung greift Ex-Weltmeister Rob Cross ins Londoner Geschehen ein. Die Karriere des 32-Jährigen ist wie kaum eine andere Darts-Laufbahn bereits in jungem Alter geprägt von Höhen und Tiefen. Nach seinem kometenhaften Aufstieg ab den ersten kleineren Profi-Erfolgen im Jahr 2016 holte er bereits 2018 den größten Titel der Sportart. Viele Experten sprachen schnell von einem "One Hit Wonder", denn in der Zeit nach dem großen Erfolg tat sich "Voltage" schwer. Immer wieder gab es Ausreißer nach oben und nach unten, gerade die Corona-Zeit setzte dem Engländer schwer zu. Bergauf ging es wieder ab Ende 2021, wo Cross die European Championship gewinnen konnte. Zuletzt bestätigte er seine starke Form bei der Generalprobe für die Weltmeisterschaft: Im November gewann er die Players Championship Finals und kommt daher mit Selbstvertrauen in den "Ally Pally".

2018 auf dem Zenit: Ex-Weltmeister und Mitfavorit Rob Cross.
2018 auf dem Zenit: Ex-Weltmeister und Mitfavorit Rob Cross.Profimedia

Es wird spannend sein, inwiefern Scott Williams ihm in dieser Form gefährlich werden kann. In der ersten Runde hatte der Engländer, der erst seit drei Jahren professionell Darts spielt, mit Ryan Joyce ein unangenehmes Los gezogen. In einem der besten Spiele der bisherigen Weltmeisterschaft spielte Williams einen Average von über 100 Punkten pro Aufnahme, eine Leistung auf absolutem WM-Niveau. Obwohl sein Gegner mit 103 Zählern im Schnitt sogar noch einen Tick besser auflegte, machte am Ende die starke Checkout-Quote von über 55% den Unterschied für den 32-jährigen Williams. Ebenso wie sein heutiger Gegner spielte die Nummer 74 der Order of Merit starke Players Championship Finals, der Einzug ins Achtelfinale mit dem Ausscheiden gegen einen starken Joe Cullen ist definitiv als Erfolg zu werten. Das Duell zweier formstarker Spieler lässt auf eine aufregende Zweitrundenpartie hoffen, auch wenn der frühere Weltmeister Rob Cross klar favorisiert ist.

Abend-Session

Martin Schindler v. Martin Lukeman

Als letzter deutscher Spieler steigt am Freitagabend Martin Schindler ins Turnier ein. Der gebürtige Strausberger, der einige Stunden vor Beginn der WM zum ersten Mal Vater geworden ist, ist wohl der formstärkste Deutsche und ist in dieser Saison stets lediglich an den großen Spielern gescheitert. So auch zuletzt beim Grand Slam of Darts, als er in der Gruppe knapp den Favoriten Dirk van Duijvenbode und Rob Cross den Vortritt lassen musste. Wenn Schindler, der zweifellos über das Potenzial zu mehr verfügt, konstanter in seinen Leistungen wird, ist bei dieser Weltmeisterschaft einiges möglich. Der 26-Jährige steht bereits vor seiner sechsten WM-Teilnahme, nie ging es dabei weiter als Runde eins. Als gesetzter Spieler hat Schindler nach starken Leistungen im Jahresverlauf seine Bestleistung demnach bereits übetroffen. "The Wall" kommt also mit ordentlich Selbstvertrazen ans Oche, wenn er am letzten Tag der Darts-WM vor der Weihnachtspause die Abendsession im Alexandra Palace eröffnet.

Dabei sieht er sich dem Engländer Martin Lukeman gegenüber. Der 37-Jährige ist als eine Art Phönix aus der Asche im Laufe des Jahres 2021 emporgestiegen, nachdem man circa fünf Jahre gar nichts von ihm gehört hatte. Ein Titel auf der Pro Tour und vor allem im aktuellen Jahr überzeugende Auftritte bei Majors - unter anderem eine Viertelfinalteilnahme beim World Grand Prix - zeigen, dass mit Lukeman auch bei dieser Weltmeisterschaft zu rechnen ist. Das stellte der Mann aus Watford nördlich von London auch in der ersten Runde unter Beweis, als er dem Japaner Yamamoto mit 3:0 in den Sätzen keine Chance ließ. In Deutschland machte Lukeman im April auf sich aufmerksam, als er beim Walk On zu seinem Spiel beim German Darts Grand Prix einen spontanen Bauchtanz aufführte. Sagen wir es so: Wer kann, der kann.

Danny Noppert v. David Cameron

Viele Spieler auf der PDC-Tour kämpfen aktuell um den Durchbruch, Danny Noppert hat ihn in diesem Jahr geschafft. Der 31-jährige Niederländer, der am Silvestertag Geburtstag feiert, konnte mit der Halbfinalteilnahme beim World Matchplay und vor allem mit dem Sieg der UK Open endgültig den Titel des Talents ablegen. Für den Mann aus Friesland wäre es nach eigener Aussage das "Tüpfelchen auf dem i", nach dem tollen Jahr auch bei der Weltmeisterschaft weit zu kommen. Die Erwartungen in der Heimat sind hoch, auch wenn Noppert seit einigen Wochen nicht mehr der prominenteste Träger dieses Nachnamens ist: Fußball-Nationaltrainer Louis van Gaal vertraute bei der kürzlich beendeten WM in Katar auf den bis dahin weitgehend unbekannten Andries Noppert als Torhüter, und dieser wusste zu überzeugen. Für den Darter Noppert kein Problem, wie er selbst sagte, zumal der Fußballer auch noch bei seinem Lieblingsklub Heerenveen unter Vertrag steht.

Danny Noppert will im Duell mit David Cameron in die dritte Runde einziehen.
Danny Noppert will im Duell mit David Cameron in die dritte Runde einziehen.Profimedia

Was der Darts-Newcomer zu leisten im Stande ist, kann Noppert in der Zweitrundenpartie gegen David Cameron zeigen. Der Kanadier hatte es in der ersten Runde mit dem favorisierten Ritchie Edhouse zu tun, den er mit 3:2 knapp besiegen konnte. Der Average von knapp über 87 Punkten wird dem 53-Jährigen vermutlich nicht nochmal reichen, wenn es bei seinem WM-Debüt nicht nach zwei Auftritten nach Hause gehen soll. Beim World Senior Masters bezwang er in diesem Jahr bereits die Darts-Legende Phil Taylor, der mit sechzehn Weltmeistertiteln weiterhin der unangefochtene Platzhirsch im Alexandra Palace ist. Möglicherweise eine gute Vorbereitung für Cameron, um nun selbst auf der größten Bühne des Sports zu überzeugen.

Jonny Clayton v. Danny van Trijp

Selbst im Fan-nahen und geerdeten Dartsport kommt es selten vor, dass einer der absoluten Top-Spieler der Welt den Sport nur nebenbei betreibt. Bei Jonny Clayton ist das anders, arbeitet er doch weiterhin in seinem Ausbildungsberuf als Stuckateur. Das hält den 48-Jährigen nicht davon ab, gerade seit dem Jahr 2020 starke Leistungen auf der PDC-Tour zu zeigen, die er vor einem Jahr mit dem Gewinn der Premier League krönen konnte. Insgesamt war das Jahr 2021 das Jahr des Walisers, da er zudem Titel beim World Grand Prix, den World Series of Darts und den Masters einheimste. Im abgelaufenen Kalenderjahr konnte er nicht ganz an diese herausragenden Erfolge anknüpfen, etablierte sich aber als konstanter Top10-Spieler und steht momentan auf Platz sechs der Order of Merit. Sein Jahresaverage von fast 97 Punkten pro Aufnahme lässt ihn als einen der Favoriten zur WM nach London fahren.

Auf dem Weg zur Bestätigung dieser hohen Erwartungen stellt sich ihm in der zweiten Runde der Niederländer Danny van Trijp entgegen. Durchaus überraschend eliminierte Van Trijp in seinem ersten Spiel den Routinier und diesjährigen WM-Rekordteilnehmer Steve Beaton glatt mit 3:0 und schien dabei selten in Bedrängnis zu geraten. Der Mann aus Etten-Leur bei Breda hat sich kürzlich eine Tourkarte erspielt und will bei dieser Weltmeisterschaft seine erste Visitenkarte vor der großen Öffentlichkeit abgeben, bereits das Erreichen der Partie gegen Clayton ist für Van Trijp bei seinem WM-Debüt als großer Erfolg zu werten. Läuft das Spiel in normalen Bahnen, sollte es für den 26-Jährigen gegen den erfahrenen Clayton allerdings nichts zu holen geben.

Joe Cullen v. Ricky Evans

Das letzte Spiel vor Weihnachten bestreitet der Engländer Joe Cullen. Der Mann aus Bradford, der aufgrund seines Aussehens und selbstsicheren Auftretens "The Rockstar" genannt wird, hat in diesem Jahr mit starken Leistungen auf der PDC-Tour endgültig auf sich aufmerksam gemacht. War er in den vergangenen Jahren oft eine Wundertüte, wenn es in große Spiele ging, gelangen ihm 2022 die Finalteilnahme bei der Premier League und ein Major-Titel beim Masters. Der 33-Jährige, der 2021 mit dem Erreichen den Achtelfinals seine beste Platzierung bei einer Weltmeisterschaft erzielte, will nun endlich auch im Alexandra Palace richtig durchstarten. Gegen seinen heutigen Gegner hat er eine sehr gute Bilanz: Von den bisherigen 13 Spielen konnte er ganze zehn gewinnen. Auch heute geht er als Favorit an den Start.

Auch wenn die direkte Bilanz nicht gut für Ricky Evans aussieht, so ist mit dem Achtelfinalist der diesjährigen UK Open doch immer zu rechnen. Nachdem er 2022 aus den Top 32 der Welt gerutscht war und nicht mit der besten Form nach London kam, überzeugte er bei seinem Erstrundenmatch gegen Fallon Sherrock und ließ der "Queen of the Palace" beim 3:1-Sieg nur wenig Chancen. Mit einem Average von knapp unter 90 Zählern spielte Evans dabei auf seinem gewohnten Niveau, gegen Joe Cullen wird er sich aber wohl steigern müssen, will die Nummer 47 der Order of Merit eine Chance gegen den deutlich höher angesiedelten Gegner haben. Unabhängig vom Sportlichen ist Evans aber aus zwei Gründen immer eine Attraktion: Erstens spielt "Rapid" getreu seines Namens die schnellsten Darts auf der Tour und sorgt somit immer für Unterhaltung, zweitens hat er sich den Status des Publikumslieblings für seine kreativen Walk-Ons erworben. So auch zuletzt vor dem Spiel gegen Fallon Sherrock, als er als Weihnachtsmann verkleidet mit langem Rauschbart auf die Bühne kam. Eine perfekte Auslosung, um die Darts-WM in die Weihnachtspause zu verabschieden, bis es am Nachmittag des 27.12. weitergeht.