"Voller Fokus auf die 45 Minuten" - Florian Hempel im Flashscore-Interview
Am Abend des 17. Dezembers geht es für Florian Hempel gegen Dylan Slevin in sein erstes Match bei der diesjährigen Weltmeisterschaft. Im Vorfeld haben wir mit dem zugänglichen Darts-Profi die wichtigen Fragen geklärt, die uns und seine Fans im Vorfeld des Turniers beschäftigt haben.
Match-Center: Dylan Slevin vs. Florian Hempel
Florian, schön dass wir es noch einmal schaffen vor deinem WM-Abenteuer 2023 zu reden. Du hast es als erster Deutscher geschafft, dich durch den Tourcard-Holder-Qualifier zu kämpfen, ist das etwas Besonderes für dich oder denkst du dir: „Hauptsache dabei.“
Dass ich der erste Deutsche bin, der den Qualifier geschafft hat, ist natürlich ein netter Nebeneffekt, aber unter dem Strich interessiert mich sowas nicht. Mich interessiert mein persönliches Abschneiden und mein Erfolg. Dass ich dort gut abgeschnitten habe und deswegen zur WM fahren darf, macht mich natürlich glücklich (lacht). Ob ich der erste oder der achte Deutsche bin, dem das gelungen ist, ist mir aber „driss egal“.
Rupprecht und Klose sind auf der Zielgerade noch gescheitert, schaffen sie es nächstes Jahr in den Ally Pally?
Das können am Ende nur die beiden beantworten, ich drücke natürlich beiden die Daumen, solange sie nicht mir den Platz wegenehmen (lacht) und ich dadurch auf der Strecke bleibe. Die beiden sind gute Darts-Spieler, die gezeigt haben, was sie können. Am Ende hat ein bisschen das Glück gefehlt, dass dann beide durch ein Bull-Finish aus dem Turnier fliegen ist natürlich doppelt und dreifach bitter.
"Saß jetzt nicht zitternd vor dem Fernseher, als Dimi gezogen wurde"
In der ersten Runde hast du jetzt Dylan Slevin vor dir und bei einem Sieg würde ein Sieg gegen Dimi winken, ein Match-Up, das viele bereits als gutes Omen sehen, glaubst du sowas?
Ich denke da von Spiel zu Spiel und komme leider nicht drum herum, zu wissen, wen ich in der zweiten Runde hätte. Da gab’s schon einige Nachrichten mit „Gutes Omen, zweite Runde wartet Dimi, hast du doch gute Erinnerungen dran“, für die Medien ist das natürlich eine tolle Geschichte, um die man herumbauen kann.
Für mich zählt nun aber erstmal das Eröffnungsspiel, das muss ich erstmal gewinnen und weder ich noch Dimi saßen jetzt irgendwie zitternd vor dem Fernseher, als wir unsere Namen gesehen haben. Er spielt vielleicht nicht das beste Jahr, ist aber immer noch ein Top-16 Spieler. Der kann da oben auf der Bühne plötzlich explodieren, genauso gut kann es aber auch zu meinen Gunsten laufen, ich kann dort sicherlich auch performen, aber das wird sich zeigen. Ich würde mich auf ein Wiedersehen freuen und ich denke ihm geht das ähnlich.
Die Auslosung steht und mit fünf Teilnehmern haben wir durch dich bereits eine historische Anzahl an deutschen Spielern, die an den Start gehen, glaubst du es wird auch von den Ergebnissen geschichtsträchtig?
Klar habe ich mir alle Ansetzungen einmal angeschaut, aber da ist jeder eher für sich. Während der WM schaut man dann natürlich, wie die anderen gespielt haben, aktuell ist aber erstmal mein Match und meine Leistung, sowie die Vorbereitung präsent im Kopf. Ich habe mich natürlich mit Dylan Slevin auseinandergesetzt und das eine oder andere YouTube-Video angeschaut, um einfach zu schauen, was er für einen Rhythmus fährt.
Geht er nochmal an den Tisch, trinkt er nochmal was, macht er irgendwelche Breaks bei bestimmten Checks. Ich habe auch gesehen, dass er Linkshänder ist, da kommt dann noch eine kleine Silhouette beim Darts rausziehen mit, es gibt auf jeden Fall viele Faktoren auf die ich mich dann vorbereiten kann und in meiner Situation auch muss. Slevin ist ein junger Kerl, frisch auf der Tour und auch Championship Finals gespielt, der kann auf jeden Fall Darts spielen.
"Voller Fokus" gilt den 45 Minuten am Match Day
Wie sah deine Vorbereitung jetzt aus, wie hart trainierst du im Vorfeld dieser Weltmeisterschaft?
Ich stehe 6,7, sogar manchmal 10 Stunden am Board. Das ist das, was ich seit der Sommerpause dauerhaft gemacht habe, das ist das gleiche, was ich auch vor dem PDPA Qualifier gemacht habe und ich das habe ich jetzt nochmal intensiviert. Ich fokussiere mich dabei auf den Set-Modus und nicht Best-of-11, denn das wird jetzt gebraucht. Ab und zu kommen ein paar Jungs zu mir, da habe ich eine Anlage mit zwei Boards. Das ist natürlich nicht mein Spielniveau, aber toll um den Kopf freizubekommen und einfach mal ein paar Gespräche zu führen, äußere Einflüsse zu haben und die Jungs haben dabei sicherlich auch Spaß.
Und wie schaut es am Tag des Matches aus?
Da geht es am Vormittag in die Halle, am Tag vorher muss ich mich erstmal an London akklimatisieren und dann steht dort wieder ein Media Day für mich an, mit Fotos und allem Drum und Dran. Und danach geht’s dann an die Practise Boards, trainieren und vorbereiten für mein Match am Abend, wenn es für mich auf die Bühne geht und voller Fokus gilt diesen 45 Minuten, die ich da dann verbringen darf.
Und der Rückflug über Weihnachten ist noch nicht gebucht?
Dafür müsste ich erstmal meine ersten beiden Matches gewinnen, sonst ist es sowieso egal. Ich werde aber ohnehin am 18. zurückfliegen, insofern das Wetter es zulässt und mich dann Zuhause weiter vorbereiten. Dann würde ich am 21. Wieder nach London reisen und über Weihnachten geht es dann so oder so wieder für mich in die Heimat.
Botschaft an disqualifizierte "Match-Fixer"
Wie fandest du den PR-Move des Hauptsponsors, die im Vorfeld sagten, dass sie die T20 grün färben werden?
Ich habe es lustig gefunden und wenn man sich dann einmal als Spieler über die Firma informiert, findet man schnell heraus, dass deren Marketing einfach so funktioniert und die gerne solche Sachen bringen. Am Ende kam jetzt heraus, dass sie pro geworfene 180 dann 1000 Pfund spenden wollen und bei solchen Summen für den guten Zweck, bin ich gerne für jeden Spaß zu haben.
Noch ein unschöneres Thema im Vorfeld der WM. Einige Teilnehmer wurden aufgrund des Verdachts von Spielmanipulation disqualifiziert, wie ist das bei dir, ist das Thema für dich komplett neu gewesen oder hast du davon ebenfalls schonmal gehört?
Nein, definitiv ist das für mich nichts Neues. Bei der Home Tour, die die PDC während Corona ins Leben gerufen hatte, wurde auch so ein bisschen gemauschelt. Wir als PDC Profis bekommen alle zwei Jahre eine Schulung über Wetten im Dartssport, was wir überhaupt an Infos herausgeben dürfen. In meinen Augen ist das auch vollkommen richtig, sich da unterrichten zu lassen. Aber sowas dann selbst zu machen, irgendwie absichtlich zu verlieren oder irgendwelche Infos herauszugeben ist wirklich ein Unding.
Ich kann nur jedem raten: Lasst den Unsinn sein, das kann die 3,50 Euro, die ihr da bekommt nicht wert sein, wenn ihr dafür 6-8 Jahre gesperrt werdet. Prakash Jiwa darf jetzt nicht zur WM und läuft Gefahr gesperrt zu werde. Sowas gibt dann deinem Namen, deiner Karriere einen Knacks, den du nicht mehr so schnell reparieren kannst. Wir haben auch eine Vorbildfunktion und der sind die Herren, die da beteiligt waren nicht nachgekommen. Deswegen bin ich glücklich, dass die PDC da so groß hinterher ist.
Danke für die guten Worte zu diesem ernsten Thema, wir wünschen dir viel Glück in London und ein gutes Turnier!
Vielen Dank!