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Bundesliga: Schalke verliert als bessere Mannschaft, Wolfsburg schenkt Freiburg sechsmal ein

Flashscore
Bundesliga: Schalke verliert als bessere Mannschaft, Wolfsburg schenkt Freiburg sechsmal ein
Bundesliga: Schalke verliert als bessere Mannschaft, Wolfsburg schenkt Freiburg sechsmal einAFP
Die Bundesliga ist wieder da und brachte bei der ersten Samstagskonferenz nach der WM-Pause zahlreiche Treffer. Frankfurt gewann zu Hause 3:0 gegen Schalke. Die Gäste aus Gelsenkirchen überzeugten mit mutiger Spielweise, in den entscheidenden Situationen machte sich allerdings ein Qualitätsunterschied bemerkbar. Union Berlin drehte das Spiel vor eigenem Publikum gegen Hoffenheim, Bochum feierte ebenfalls einen Heimsieg und schickte die Hertha in den Tabellenkeller. Stuttgart und Mainz teilten sich die Punkte, während Wolfsburg den Gästen aus Freiburg überhaupt keine Luft zum Atmen gab - und 6:0 gewann.

Individuelle Qualität setzt sich durch - Schalke verliert

Frankfurt erlebte 2022 ein Wunder - Schalke benötigt eines im Jahr 2023. Neuverpflichtungen waren angekündigt, aber nur teilweise verwirklicht worden. Knapp vor dem Spiel bei der Eintracht von Main hatte Sportchef Knäbel bekannt gegeben, dass der Schweizer Michael Frey von Royal Antwerpen ausgeliehen werde. In Belgien hatte der Mittelstürmer anspruchsvolle Leistungen gezeigt, 41 Tore in 74 Erstliga-Begegnungen erzielt - herzeigbare Statistiken. Der seit Wochen angekündigte schnelle Spieler für die Außenbahn ist Frey jedoch nicht, eher dient er als Ersatz für den nach Kreuzbandriss langfristig ausfallenden Sebastian Polter. Im Deutsche Bank Park nahm er zunächst auf der Ersatzbank Platz.

Die Schalker fanden sich schnell im Spiel zurecht. Anstatt sich hinten einzuigeln, attackierten die Königsblauen den Gastgeber früh in dessen eigener Hälfte. Eine riskante Spielweise. Nicht immer wusste sich das Kellerkind so durch die Frankfurter Abwehr zu kombinieren, wie in Minute 28. Da hatte Latza das Spielgerät klug zur Mitte gebracht, DFB-Keeper Trapp lenkte Teroddes Kopfball noch mit Mühen an die Stange. Teils kam es zu gefährlichen Ballverlusten, was die Hessen wiederum zu gefährlichen Kontern einlud. Eine Stärke der schnellen Angreifer um Jesper Lindstrøm. Der Däne hatte mit Schalke-Verteidiger Matriciani in der 22. Minute leichtes Spiel gehabt, ihn elegant ausgetanzt und anschließend die Kugel wuchtig versenkt.

Schalke dominiert, Lindstrøm trifft
Schalke dominiert, Lindstrøm trifftAFP

So kam es zur ebenso knappen wie glücklichen Halbzeitführung für den Champions-League-Achtelfinalisten. Schalke präsentierte sich mutig und dominant, Frankfurt profitierte von individueller Überlegenheit. Nach der Pause änderte sich daran nichts, Kevin Trapp verhinderte kurz nach Wiederbeginn mit der nächsten Glanzparade den Ausgleich. Neuzugang Uronen brachte den Ball zur Mitte, Soichiro Kozuki kam mit dem Kopf zum Abschluss - zu unplatziert, Trapp griff erfolgreich ins Geschehen ein. Frankfurt verschaffte sich kaum Verschnaufpausen, die Knappen hatten den Druck nach Wiederbeginn weiter erhöht.

Den nächsten Treffer erzielte dennoch das Heimteam. Der eingewechselte Rafael Santos Borré präsentierte sich im Strafraum cool, mit einem einfachen Haken schickte er Maya Yoshida ins Leere, Torhüter Schwolow sah dann ähnlich unglücklich aus wie der königsblaue Abwehrchef. Den Sack endgültig zu, machte ein Bundesliga-Debütant: Der Portugiese Aurélio Buta war anstelle des eher glücklosen Kolo Muani ins Spiel gekommen und machte sich in der ersten Minute der Nachspielzeit als Torschütze bemerkbar - das 3:0, Schalke fiel in der Schlussphase doch noch auseinander.

Hertha neuer Vorletzter

Die Hertha befindet sich in einer Findungsphase. Kein prall gefülltes Konto, kein Lars Windhorst mehr - stattdessen viel Hoffnung auf eine von Bodenständigkeit geprägte Zukunft. Das Duell im Ruhrstadion zu Bochum sollte die Richtung vorgeben, mit einem Auswärtserfolg in Runde 16 hätten die Berliner den Vorsprung auf Platz 17 bereits auf vier Punkte ausgebaut. Ohne die gelb gesperrte Lebensversicherung, Dodi Lukébakio, und den kurzfristig ausgefallenen Stevan Jovetić wurde das zu einer schwierigen Aufgabe. Umso hungriger waren die Berliner auf eine rasche Führung - der VAR machte aber einen Strich durch die Rechnung.

Zwar hatte Marco Richter mit seinem Hackentrick in Minute zehn alles richtig gemacht; zwar hatte Lucas Tousart das Ding schön ins obere Eck gezimmert; zwar hatte das Netz gehörig gewackelt und Bochum-Schlussmann schon hinter sich gegriffen - auf den Spielstand nahm das aber keinen Einfluss. Der Treffer musste zurückgenommen werden, der Ball hatte in der Situation zuvor - bei einer Hereingabe durch Jean-Paul Boëtius - das Spielfeld bereits zur Gänze verlassen. Wahr haben wollten die Hauptstädter das nicht ganz, den Bochumern war das egal.

Sie gingen zwölf Minuten später in Führung, um Erlaubnis hatte Philipp Hofmann nicht gefragt. Er veredelte eine schöne Flanke von Namensvetter Förster. Eine Situation wie aus dem Lehrbuch: Hofmann hatte sich am langen Pfosten abgesetzt, traf den Ball mit der Stirn, gegen Christensens Laufrichtung - Bochum ging in Führung, der Weg zum vierten Heimerfolg im vierten Heimspiel unter Thomas Letsch war geebnet. In der 34. Minute Kevin Stöger mit dem nächsten Ausrufezeichen, sein Freistoß streifte die Querlatte. Noch vor der Pause erzielte Keven Schlotterbeck sein erstes Tor für den neuen Arbeitgeber, er war bei einem Eckstoß von Herthas Hintermannschaft vollkommen vergessen worden (44.).

Keven Schlotterbeck trifft beim Debüt
Keven Schlotterbeck trifft beim DebütProfimedia

In der 56. Minute bewies Bochum die eigene Gefahr bei Kontersituationen. Der schnelle Antwi-Adjei brachte den Ball zur Mittel, Hoffmann schnürte unter großer Mithilfe von Maxi Mittelstädt seinen ersten Bundesliga-Doppelpack. Wie eine Bogenlampe die Flugkurve des Balles, Christensen blieb ohne Abwehrchance. Suat Serdar verkürzte in der 87. Minute, der Anschlusstreffer kam jedoch viel zu spät. Sandro Schwarz blieb nur übrig, eifrig den Kopf zu schütteln. Eine bittere Niederlage für die Hauptstädter, innerhalb von nur 90 Minuten wurde die Hertha mitten in den Abstiegskampf gezogen.

Stuttgart und Mainz mit Punkteteilung

Bruno Labbadia musste verletzungsbedingt auf seine etatmäßigen Außenverteidiger verzichten. Nikolas Nartey übernahm die Position links hinten, Waldemar Anton rückte auf den Posten rechts hinten in der Viererkette. Mit Labbadia kam auch eine neue Grundformation nach Baden-Württemberg, im 4-3-3 mimten Silas, Tomás und Guirassy das Angriffstrio. Bei den Mainzern meldete sich etwas überraschend Karim Onisiwo rechtzeitig für den Wiederbeginn fit, er nahm im 3-4-2-1 die halblinke Position hinter Sturmspitze Ingvartsen ein. Finn Dahmen ersetzte den kurzfristig ausgefallenen Zentner im Mainzer Kasten. 

Wenngleich die VfB-Fans von der Amtsperiode Labbadia II erst überzeugt werden müssen, waren sie zahlreich in die Mercedes-Benz Arena gekommen, weit über 40.000 Fans hatten ihren Weg ins Stadion gefunden, lediglich der Auswärtssektor war spärlich gefüllt. Silas kam in der 4. Minute zum ersten Abschluss für die Schwaben, Dahmen diente der Schuss als willkommene Aufwärmübung. Zwölf Minuten später kam Leandro Barreiro nach starkem Sololauf zur ersten gefährlichen Chance für die 05er, sein Schuss traf nur Aluminium.

Serhou Guirassy setzte der Torlosigkeit schließlich ein Ende. Naouirou Ahamada mit explosivem Antritt, kurz vor dem Strafraum ein kurzer Pass zu Wataru Endo. Der Japaner chippte den Ball perfekt in den Lauf von Guirassy, der ehemalige Kölner wusste, was zu tun war, erzielte kompromisslos das erste Tor für Stuttgart unter dem alten neuen Trainer (36.). Lange blieb es nicht bei der Führung. In der 40. Minute verschuldete erwähnter Ahamada einen Strafstoß. Marcus Ingvarsten glich mit einem Flachschuss aus, keine Abwehrmöglichkeit für Florian Müller.

In der zweiten Halbzeit wurden die Höhepunkte seltener. Guirassy traf in der 60. Minute die Latte, beide Mannschaften ließen im Offensivdrittel die nötige Konsequenz vermissen, um der Partie den eigenen Stempel aufzudrücken. Bestes Beispiel: die Riesenchance für Josha Vagnoman in der 87. Minute. Wie der bei einem Eckstoß nach vorn mitgekommene Außenverteidiger den Ball über die Querlatte setzte - grenzte fast an ein Kunststück. Die Punkteteilung im Schwabenland war letzten Endes gerecht.

Union dreht Spiel gegen Hoffenheim

Das Experiment Viererkette wurde von Urs Fischer noch nicht bis zum Herzeigen erprobt, weiterhin setzte der Union-Trainer auf das gewohnte 3-5-2-System. Bei leichtem Schneefall an der Alten Försterei schienen die Eisernen anfangs an die schwache Form aus den letzten Runden vor der WM-Pause anzuknüpfen. Hoffenheim bestimmte das Spiel, zeigte sich im Kombinationsspiel weniger zerfahren als die Heimmannschaft. 

Die ersten Akzente setzten dementsprechend die Kraichgauer. Youngster Tom Bischof vergab die erste Großchance aus wenigen Metern kläglich (8.). Besser ins Spiel kamen die Berliner hauptsächlich dank Ihlas Bebou. Nach einem Eckball griff der Togolese ohne Not zum Ball, den fälligen Elfmeter setzte Jordan Siebatcheu an den linken Pfosten (20.).  Die TSG, die Stürmer Georginio Rutter in der Winterpause für fürstliche 40 Millionen Euro nach England abgegeben hatte, agierte bis zur Pause wieder aktiver und belohnte sich. Robert Skov hatte den Ball klug in den Lauf des nach Knieverletzung genesenen Bebou gesteckt, der traf aus halbrechter Position ins kurze Eck zur Führung (44.).

Ihlas Bebou prüfte seine Qualitäten als Volleyballer
Ihlas Bebou prüfte seine Qualitäten als VolleyballerProfimedia

Nach der Pause war die alte Union wieder da. Robin Knoche (48.) und Kapitän Christopher Trimmel (55.) vergaben jedoch aus guter Position. Auch Kevin Behrens setzte eine aussichtsreiche Möglichkeit nach Trimmel-Flanke neben den Pfosten. Die Eisernen hatten da bereits ausgeglichen, Danilho Doekhi war nach einem Eckstoß zur Stelle gewesen (73.). In der 89. Minute eine Kopie des ersten Berliner Treffers. Eckball durch Trimmel, Doekhi verwertete. In der sechsten Minute der Nachspielzeit durfte sich auch Jamie Leweling als Torschütze verewigen. Aufgrund der starken Leistung nach dem Seitenwechsel ein verdienter Sieg für das Team von Coach Fischer.

Freiburg inferior, Wolfsburg furios

Schlechte Nachrichten für den Tabellenzweiten kurz vor Spielbeginn: Vincenzo Grifo musste am Vormittag hatte krankheitsbedingt, Roland Sallai wegen muskulärer Probleme absagen müssen. Der Südkoreaner Woo-yeong Jeong positionierte sich daher auf der Linksaußen-Position. Ungewohntes Terrain für den Südkoreaner, im Freiburger Trikot wurde der 23-Jährige ansonsten als Zehner oder Rechter Flügel eingesetzt. Im Sturmzentrum hatte Michael Gregoritsch trotz guter Trainingsleistung von Höler und Weißhaupt seinen Stammplatz behalten.

Nach dem Anpfiff durch Schiedsrichter Zwayer dauerte es nur 59 Sekunden bis zum ersten Torjubel. Die gastgebenden Wolfsburger erwischten Freiburg auf dem falschen Fuß. Jonas Wind hatte den Ball exzellent vor seinen Gegenspielern abgeschirmt und suchte mit einem Steilpass seinen in die Tiefe durchstartenden Teamkollegen Patrick Wimmer. Wimmer hatte die Situation richtig interpretiert, hatte klaren Startvorteil gegenüber Gegenspieler Gulde, gewann das Sprintduell gegen Gulde und verwertete sicher zum 1:0 für den VfL. In Minute 27 vertauschte Rollen bei Wind und Wimmer - der Österreicher wurde zum Assistgeber, Wind zum Torschützen. Erneut hatte sich die Abwehr des Sportclubs unaufmerksam präsentiert. Im direkten Gegenzug verpasste Kofi-Kyereh den Anschlusstreffer, er hatte den Ball knapp neben den Kasten von Koen Casteels gesetzt.

30 Minuten waren gespielt, beide Teams hatten viermal Richtung Tor geschossen. Der feine Unterschied: die Wölfe hatten den Ball zweimal im Kasten versenkt, die Truppe von Christian Streich präsentierte sich im Angriffsdrittel ineffizient, vor dem eigenen Tor inkonsequent. Nach 37 Minuten schlug Wind erneut zu, der aufgerückte Van de Ven war bei der Hereingabe nur unzureichend gestört worden. Ein weiteres Mal klappte bei Freiburg punkto Manndeckung und Zweikampfverhalten gar nichts, die Mannschaft von Niko Kovač führte zur Halbzeit mit drei Treffern Vorsprung. 

Nach dem 4:0, von links nach rechts: Jonas Wind, Yannick Gerhardt, Felix Nmecha, Patrick Wimmer
Nach dem 4:0, von links nach rechts: Jonas Wind, Yannick Gerhardt, Felix Nmecha, Patrick WimmerAFP

Das Spiel ging munter weiter. Freiburg hatte sich einen schrecklichen Ballverlust geleistet, Felix Nmecha fand in der Folge den vollkommen allein gelassenen Yannick Gerhardt. SC-Torhüter Flekken wurde getunnelt, Gerhardt für seinen vierten Treffer in der Spielzeit 22/23 gefeiert. Auch Ridle Baku bestrafte die nachlässige Freiburger Abwehr, traf zum 5:0 (81.). Das halbe Dutzend machte Luca Waldschmidt per Strafstoß voll. Ein wahres Schützenfest - bei Wolfsburg klappte so gut wie alles, bei Freiburg so gut wie nichts.